Die deutsche Wirtschaft hat angesichts von Risiken wie dem Brexit und der Konjunkturabkühlung in China einen Fehlstart ins neue Jahr hingelegt. Die Stimmung in den Chefetagen sank im Januar nicht nur den fünften Monat in Folge, sondern fiel zugleich so schlecht aus wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Das Barometer für das Geschäftsklima ging um 1,9 auf 99,1 Punkte zurück, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte.
"Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Absinken auf 100,6 gerechnet.
Die Führungskräfte beurteilten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter. In allen großen Branchen trübte sich die Stimmung ein - im Handel ebenso wie bei den Dienstleistern, in der Bauwirtschaft und in der Industrie. "In allen wichtigen Industriezweigen, außer der Chemischen Industrie, verschlechterte sich das Geschäftsklima", sagte Fuest dazu.
Ökonomen erklären die schlechte Stimmung mit den gestiegenen Risiken. "Die Nachrichtenlage wird immer frostiger: Der Brexit wirkt immer bedrohlicher, in Frankreich laufen die Gelbwesten Sturm, in China schwächt sich die Konjunktur ab, in den USA herrscht seit einem Monat Stillstand in der Verwaltung und in Deutschland wartet man immer noch vergeblich auf einen Rückprall in der Automobilindustrie", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Kein Wunder, dass die Zuversicht schwindet, kein Wunder, dass Konjunkturprognosen nach unten revidiert werden." Noch sei die Lage aber gut, sagte Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe: "Von einer echten Rezession ist die Wirtschaft noch weit entfernt".
Das Ifo-Institut hat kürzlich seine Konjunkturprognosen für Deutschland kräftig gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach 2019 nur noch um 1,1 Prozent zulegen. Die Bundesregierung erwartet Regierungskreisen zufolge nur 1,0 Prozent. Zum Vergleich: 2018 hatte es noch zu 1,5 Prozent gereicht, 2016 und 2017 zu jeweils 2,2 Prozent.