Die von US-Präsident Donald Trump erwogenen Strafzölle auf Auto-Importe könnten den deutschen Autobauern mehrere Milliarden Euro kosten. Das Londoner Investmentberatungshaus „Evercore ISI“ schätzt die Belastungen für VW auf mehr als 2,5 Milliarden Euro, was 13 Prozent des erwarteten Gewinns entspricht. Auf Daimler kämen laut der Prognose Kosten in Höhe von zwei Milliarden Euro zu, auf BMW 1,7 Milliarden Euro.
Auf die Prognose angesprochen, sagte Volkswagen-Chef Herbert Diess der Zeitung „Financial Times": „Im schlimmsten Fall wäre das wahrscheinlich nahe an der tatsächlichen Zahl." Das US-Handelsministerium hatte am Wochenende einen Prüfbericht über die Bedrohung der nationalen Sicherheit durch die Auto-Importe an Trump übergeben. Innerhalb von 90 Tagen muss der US-Präsident nun entscheiden, ob er auf dieser Grundlage Zölle von bis zu 25 Prozent auf Auto-Einfuhren verhängt.
Diess sagte in dem Interview, die Drohung der USA sei die größte Sorge der europäischen Hersteller in diesem Jahr. Trumps Ankündigung, sich mit der Einführung höherer Zölle zu befassen, habe eine „politische Instabilität" geschaffen. Die Autobauer selbst könnten wenig dazu beitragen, den US-Präsidenten von seinen Plänen abzubringen. Dies sei allein Sache von Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Die deutschen Autokonzerne hatten Trump bei einem Besuch in Washington Anfang Dezember von seinen Plänen abzubringen versucht und ein stärkeres Engagement in den USA versprochen.
Auch die Bedenken bezüglich des Austritts Großbritanniens aus der EU trügen zu politischer Unsicherheit bei, allerdings in geringerem Umfang, sagte Diess weiter. Selbst bei einem harten Brexit würden die Autoverkäufe nicht völlig zum Stillstand kommen. Sie würden allerdings stark zurückgehen. Die VW-Tochter Bentley, die ihre Luxuswagen in Großbritannien baut, werde wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, in die EU zu exportieren. Volkswagen arbeite an einem Worst-Case-Szenario. Er denke jedoch, dass sich die Risiken in Grenzen halten dürften.