Finanzen

Möglicher Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank schlägt Skepsis entgegen

Wichtige Aktionäre der Deutschen Bank sollen der Idee einer Fusion kritisch gegenüberstehen.
11.03.2019 17:30
Lesezeit: 3 min

Die informellen Gespräche über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank lösen bei wichtigen Großaktionären keine große Begeisterung aus. Zwar legten die Aktien der Deutschen Bank zu Wochenbeginn um fast zwei Prozent zu, die der Commerzbank sogar um vier Prozent. Wichtige Anteilseigner von Deutschlands größtem Geldhaus meldeten am Montag aber Zweifel an, ob ein solcher Zusammenschluss wirklich die beste Lösung ist.

Während die Politik Insidern zufolge aus Sorge vor einer erneuten Krise bei der Deutschen Bank in einem Konjunkturabschwung Druck macht, sind die hiesigen Unternehmen - die neben den vielen Millionen Privatleuten die wichtigsten Kunden einer neuen Großbank wären - bei dem Thema gespalten.

Am Wochenende hatte ein namentlich nicht genannter Insider Reuters bestätigt, dass die beiden Banken erste informelle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss begonnen haben. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing habe sich dafür vor einigen Wochen ein Mandat seiner Kollegen im Vorstand geholt. Die Kontakte beschränkten sich bislang auf einen extrem kleinen Kreis. Ein offizielles Mandat des Aufsichtsrats gebe es nicht. Bislang hat lediglich der US-Finanzinvestor Cerberus, der an beiden Instituten beteiligt ist und Sewing berät, seine Zustimmung zu einem Deal signalisiert.

"Wir sind weiterhin gegen eine solche Fusion und halten das im Grundsatz für keine gute Idee", sagte nun eine Person aus dem Umfeld von einem der größten Anteilseigner der Deutschen Bank zu Reuters. Ein Zusammenschluss koste in erster Linie Zeit und Geld und sei keineswegs eine Garantie für steigende Erträge. Sollten die nun begonnenen Sondierungsgespräche zu konkreten Ergebnissen führen, die einen validen Zukunftsplan zeigten, werde man diesen aber genau prüfen. Ähnlich hatte sich bereits am Wochenende ein anderer Großaktionär geäußert und aufs Tempo gedrückt. Die jetzt begonnen Gespräche dürften nicht allzu lange dauern, sondern sollten in "drei bis fünf Wochen" abgeschlossen sein, hieß es. Spätestens bis Ende April müsse dann Klarheit herrschen.

Dieser Zeitplan ist relativ eng. Am 25. April will Deutsche-Bank-Chef Sewing die Zwischenbilanz für das erste Quartal vorlegen - das traditionell wichtigste Vierteljahr in der Bankenbranche. Am Finanzplatz Frankfurt wuchs zuletzt aber die Sorge, dass die Geschäfte bei der Deutschen Bank nicht gut gelaufen sind. Am 8. Mai lässt sich dann die Commerzbank in die Bücher schauen. In der zweiten Maihälfte, am 22. und 23. Mai, würde es womöglich zum Showdown kommen: Erst lädt die Commerzbank ihre Aktionäre zur Hauptversammlung ein, einen Tag später treffen sich dann die Anteilseigner der Deutschen Bank.

Über eine Fusion der beiden letzten verbliebenen deutschen Großbanken wird seit Monaten spekuliert, weil Bundesfinanzminister Olaf Scholz und sein für Banken zuständiger Staatssekretär Jörg Kukies diese Idee vorantreiben, wie Insider berichten. Der Staat hält seit der Finanzkrise vor zehn Jahren gut 15 Prozent an der deutlich kleineren Commerzbank. Und: Neu sind die Gedankenspiele nicht. Mitte 2016 hatte es schon einmal Gespräche zischen den beiden Banken gegeben, dieser sogenannte "Sommerflirt" war aber schnell wieder beendet worden, weil beide Häuser erst ihre Hausaufgaben machen wollten.

Das Tagesgeschäft schwächelt aber heute immer noch. Die Deutsche Bank hatte zwar 2018 nach drei Verlustjahren in Folge erstmals wieder einen Gewinn geschafft, doch die Renditen sind so niedrig wie bei keinem großen Konkurrenten. Immer mehr Beobachter bezweifeln deshalb, dass dem Geldhaus die Wende aus eigener Kraft gelingt. Eine Rezession würde sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank hart treffen, denn viel Polster für magere Zeiten haben beide nicht.

Durch eine Fusion entstünde ein neuer deutscher Bankenriese mit rund 38 Millionen Kunden, einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro und anfänglich rund 130.000 Mitarbeitern. Im Vergleich mit europäischen Konkurrenten wäre das neue Institut allerdings mit einem Börsenwert von rund 24 Milliarden Euro immer noch ein Leichtgewicht. Wie viele Jobs eine Fusion kosten würde, ist unklar. Experten gehen von mehreren zehntausend aus.

Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, hatte sich unlängst relativ kritisch zu einer Fusion der beiden Banken geäußert, ihr aber auf lange Sicht auch keine klare Absage erteilt.

Das Lager der deutschen Unternehmen ist eher gespalten: Der Außenhandelsverband BGA kann einer Fusion etwas Positives abgewinnen. Präsident Holger Bingmann Reuters am Montag, viele Unternehmen bräuchten "zwingend einen starken Partner, einen globalen Player als Finanzinstitut an ihrer Seite, der sie versteht und ihre Sprache spricht". Nicht wenige Mittelständler sehen das hingegen skeptisch, weil mit einer Fusion die Wahloptionen für sie sinken. "Mehr Wettbewerb ist grundsätzlich zu begrüßen", sagte etwa der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Reinhold von Eben-Worlée. "Von daher sehen wir keinen Grund, warum die beiden Banken fusionieren sollten."

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