Deutschland

DSW: Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank kostet zehntausende Stellen

Der Widerstand gegen eine mögliche Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank formiert sich und wird stärker.
13.03.2019 13:24
Lesezeit: 1 min

Die Widerstände gegen einen möglichen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank wachsen. "Die beiden Banken haben aus meiner Sicht viel zu viele überlappende Geschäftsfelder, als dass ein Zusammenschluss Sinn machen würde", sagte der Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding, am Mittwoch in Frankfurt. Er halte eine solche "politisch offenbar gewollte Fusion" wirtschaftlich für unsinnig.

Ein Zusammenschluss "würde nur auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen", warnte Nieding. Zu befürchten wäre nach seiner Einschätzung der Abbau Zehntausender Arbeitsplätze. Ende 2018 beschäftigten die beiden Banken zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte. Die DSW vertritt bei den Hauptversammlungen von Deutscher Bank und Commerzbank in der Regel einstellige Prozentsätze von Stimmrechten.

Seit Monaten wird über eine Fusion der beiden Privatbanken spekuliert. Immer wieder bekräftigten Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies: Deutschland brauche starke Banken. Scholz hatte am Montag gesagt, es gebe Beratungen über die aktuelle Situation, die Bundesregierung sei "ein fairer Begleiter von privatwirtschaftlichen Diskussionen". Bei der Commerzbank hat der Bund über seine Aktienbeteiligung von gut 15 Prozent, die er seit einer Rettungsaktion in der Finanzkrise hält, Mitspracherecht.

"Wir finden es beachtlich - um nicht zu sagen bedauerlich - wenn gerade der Staat als größter Einzelaktionär der Commerzbank in seiner Doppelrolle einen solchen Druck für eine offensichtlich wirtschaftlich unsinnige Maßnahme aufbaut, die obendrein noch Tausende von Arbeitsplätzen kosten würde", erklärte der Vorsitzende des Deutschen Bankangestellten Verbandes (DBV), Stephan Szukalski, in einem von der Gewerkschaft veröffentlichten Schreiben. Auch die Gewerkschaft Verdi sieht ein Fusionsszenario kritisch.

Szukalski, der Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist, forderte rasche Klarheit über das weitere Vorgehen - auch mit Blick auf laufende Gespräche mit der Deutschen-Bank-Führung zur Integration der Postbank. "Alle Karten müssen jetzt auf den Tisch - und zwar schnell." Sollte eine Fusion mit der Commerzbank angestrebt werden, müssten "alle Pläne bezüglich der Postbank-Integration bis zur Vorlage des Gesamtkonzepts auf Eis gelegt werden", erklärte der Gewerkschaftschef. "Wenn eine solche Fusion nicht diskutiert wird, erwarten wir dagegen ein klares und belastbares Dementi der Deutschen Bank."

Ihren Anteilseignern machen Commerzbank und Deutsche Bank seit Jahren wenig Freude: Die Aktienkurse sind im Keller, Dividende gibt es nur selten und dann nur Mini-Beträge. Nach DSW-Berechnungen hat die Deutsche Bank 2018 so viel Kapital verbrannt wie wenig andere börsennotierte Unternehmen in Deutschland: Papiere des Dax-Konzerns verloren rund 56 Prozent an Wert. Damit liegt die Deutsche Bank auf Platz 10 der DSW-Liste der "50 größten Kapitalvernichter".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...