Deutschland

Neue Seidenstraße: Zwischen Deutschland und Italien bahnen sich Konflikte an

Italien wirft der Bundesregierung vor, hinter den Kulissen gegen das geplante Handelsabkommen zwischen Italien und China zu arbeiten.
13.03.2019 17:23
Lesezeit: 1 min
Neue Seidenstraße: Zwischen Deutschland und Italien bahnen sich Konflikte an
Schwerpunkte von Chinas Neuer Seidenstraße. (Grafik: Rappler)

Italiens früherer Botschafter in China, Alberto Bradanini, beschuldigte die Bundesregierung in einem Interview mit der South China Morning Post, das angestrebte Handelsabkommen zwischen Rom und Peking verhindern zu wollen.

„Die Länder Nordeuropas – besonders Deutschland und dessen Satellitenstaaten – welche heute gegen das Memorandum of Understanding zwischen Italien und China sind, sind dies aufgrund von Lippenbekenntnissen gegenüber amerikanischem Druck. Sie machen jedoch in jeglichem Feld und auf alle mögliche Arten Geschäfte mit China – ob innerhalb des Rahmens der Neuen Seidenstraße oder nicht“, wird Bradanini von der South China Morning Post zitiert.

 

Bradanini zufolge würde die italienische Regierung auch deswegen die Kooperation mit China suchen, weil diese von den bisherigen Anstrengungen der EU in Bezug auf das Außenhandelsdefizit vieler europäischer Länder mit China enttäuscht sei. „Die Europäische Kommission – welcher die EU-Staaten ihre volle Spuveränität in Handelsfragen abgetreten haben – tut nichts dagegen“, wird Brandanini zitiert.

Die Bundesregierung hat die italienische Regierung nicht öffentlich angegriffen. Wie die South China Morning Post berichtet, soll sie aber hinter verschlossenen Türen gegen das geplante Abkommen gewirkt haben. Auch die US-Regierung hatte den Druck auf Italien bereits erhöht. Sie forderte Rom auf, das Projekt fallen zu lassen und warnte vor einer Schuldenfalle, sollte Italien Kredite aus China annehmen.

Die geplante Unterzeichnung eines Handelsabkommens zwischen Italien und China ist nach Meinung von Ministerpräsident Giuseppe Conte keine Gefahr für die Beziehungen Roms mit seinen westlichen Bündnispartnern. Das Abkommen sei „rein wirtschaftlich und kommerziell“ und mit Italiens Position in der Europäischen Union und der Nato vereinbar, sagte Conte der Tageszeitung Corriere della Sera in einem Interview.

Italien plant, das Abkommen mit China zu unterzeichnen, wenn Präsident Xi Jinping in der kommenden Woche Rom besucht. Damit würde Italien als erster G7-Staat und erstes EU-Gründungsmitglied das gigantische Infrastrukturprojekt des ostasiatischen Landes unterstützen. Bislang hatten vor allem kleinere Staaten aus Süd- und Osteuropa Handelsabkommen mit China unterzeichnet – etwa Portugal oder die Tschechei.

Bei dem „Belt and Road“ (BRI) genannten Projekt geht es um milliardenschwere Investitionen in Wirtschaftskorridore unter anderem zwischen China und Europa.

Anders als andere Länder sei Italien als entwickelte Wirtschaftsmacht „deutlich weniger gefährdet“, von China vereinnahmt zu werden, sagte Conte der Zeitung. Seine Regierung werde die nationalen Interessen zum Schutz der strategischen Infrastruktur, einschließlich der Telekommunikation, mit „größter Wachsamkeit“ verteidigen. Dazu gehöre auch, „aggressive Investitionen sowie Transfers von Know-how und führenden Technologien zu vermeiden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...