Deutschland

Erste Firma warnt: „Energiepreise vertreiben Industrie aus Deutschland“

Lesezeit: 1 min
19.03.2019 17:15
Der Vorstandvorsitzende des deutschen Chemiekonzerns Wacker Chemie kritisiert die immensen Stromkosten in Deutschland als Folge der Energiewende.
Erste Firma warnt: „Energiepreise vertreiben Industrie aus Deutschland“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wacker-Chemie-Vorstandschef Rudolf Staudigl schlägt wegen steigender Strompreise nach der Energiewende Alarm. "Die Stromkosten für die energieintensiven Unternehmen dürfen nicht weiter steigen. Ganz im Gegenteil: Sie müssen zurückgehen", forderte Staudigl auf der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in München.

Mehrausgaben für Energie und Rohstoffe hätten Wacker im vergangenen Jahr 160 Millionen Euro gekostet. Wacker braucht vor allem für die Produktion von Polysilizium für Photovoltaikanlagen im bayerischen Burghausen und im sächsischen Nünchritz viel Strom. Der Wacker-Chef drohte indirekt damit, die Produktion zum Teil in die USA zu verlagern.

Staudigl fürchtet, dass der Strom in Deutschland nach der Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken knapp wird. Er warf der Politik Konzeptlosigkeit vor: "Es gibt keine Vorstellung, wie die fehlenden Energiemengen ersetzt werden sollen. Wir werden uns zu Tode sparen."

Die Strompreise in Deutschland gehören inzwischen zu den höchsten weltweit.

Die Energiekosten seien auch ein Grund, warum die Polysilizium-Sparte das neue Jahr voraussichtlich nur mit einer schwarzen Null abschließen werde, obwohl der Umsatz nach einem Einbruch 2018 um mehr als ein Viertel wieder um mehr als zehn Prozent steigen dürfte. Das operative Ergebnis (Ebitda) in der Sparte war im vergangenen Jahr um drei Viertel auf 72 Millionen Euro eingebrochen, nachdem China die Solarförderung gedrosselt hatte. Nun hofft Wacker auf eine Kehrtwende der Regierung in Peking, womöglich schon bald. Dann könnten die Preise im zweiten Halbjahr kräftig anziehen - mit entsprechenden Folgen für das Ergebnis.

Bisher rechnet Wacker mit einem operativen Gewinnrückgang um 10 bis 20 Prozent gegenüber dem Ebitda von 930 Millionen Euro 2018. Die erwartete Zahlung der Versicherer für den Brand im US-Werk in Charleston, der die Produktion lange lahmgelegt hatte, ist dabei aber nicht eingerechnet. Wacker hat erst 100 Millionen Euro Anzahlung bekommen, mindestens noch einmal so viel sollte 2019 hinzukommen. Bleibt es beim erwarteten deutlichen Rückgang des Nettogewinns (2018: 260 Millionen Euro), dürfte 2019 auch die Dividende schrumpfen. Für 2018 schüttet Wacker 2,50 Euro je Aktie aus. Das ist die gleiche Dividende wie vor einem Jahr - damals waren aber 2,00 Euro Bonus für den Erlös aus dem Verkauf von Anteilen an der Tochter Siltronic hinzugekommen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die Tarifverhandlungen bedrohen Preisstabilität: IW-Studie sieht Gefahr für Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB).

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Die zwei Männer sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...