Finanzen

Türkei: Panikverkäufe am Finanzmarkt, Leitindex bricht ein

Wenige Tage vor der Kommunalwahl kommt es zu breit angelegten Panikverkäufen im türkischen Finanzmarkt.
27.03.2019 13:55
Lesezeit: 1 min
Türkei: Panikverkäufe am Finanzmarkt, Leitindex bricht ein
Die Abwertung der Lira zum Euro seit 2009. (Grafik: ariva.de)

Wenige Tage vor den türkischen Kommunalwahlen steigt die Nervosität der Anleger. Sie warfen Staatsanleihen des Landes am Mittwoch in hohem Bogen aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der bis 2030 laufenden Dollar-Bonds auf 8,122 von 7,764 Prozent.

Parallel dazu verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 25.000 auf 441.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Dies ist der höchste Stand seit sechseinhalb Monaten. Damit haben sich die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) binnen einer Woche um etwa 100.000 Dollar verteuert.

Anleger fliehen in Scharen aus dem türkischen Aktienmarkt. Der Leitindex der Istanbuler Börse fiel am Mittwoch um bis zu sieben Prozent und steuerte auf den größten Tagesverlust seit mehr als zweieinhalb Jahren zu. Der Bankenindex brach sogar um bis zu 8,5 Prozent ein - so stark wie zuletzt vor einem guten halben Jahr.

Am Devisenmarkt ging die Talfahrt der türkischen Währung trotz verdeckter Eingriffe weiter. Der Kurs des Dollar stieg zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 5,4522 Lira. Die türkische Zentralbank hatte zuvor ihre standardmäßigen wöchentlichen Refinanzierungsgeschäfte für Geschäftsbanken vorläufig gestoppt. Kredite vergibt sie nur über andere, höher verzinste Instrumente.

Darüber hinaus liehen türkische Banken ausländischen Instituten vorerst keine Lira mehr, sagten Insider. Sie wollten diese Praxis bis nach den Kommunalwahlen am Wochenende beibehalten. Daraufhin schoss der Zins für Lira-Übernachtkredite in London auf 700 Prozent. Vergangene Woche hatte er noch bei 22 Prozent gelegen.

Diese Maßnahmen sollten Anlegern Wetten auf einen weiteren Verfall der Lira erschweren, schrieben die Analysten der BayernLB. "Dass derartige Maßnahmen nicht nachhaltiger Natur sind, ist jedem klar. Die Türkei ist schließlich immer noch im großen Umfang von ausländischem Kapital abhängig."

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