Schlechte Nachrichten für deutsche Sparer: Volkswirte verschieben ihre Prognosen für die Zinswende in der Euro-Zone immer weiter nach hinten. Laut einer Umfrage rechnen die Ökonomen inzwischen mehrheitlich damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) erst frühestens im dritten Quartal 2020 ihren Einlagensatz leicht um 0,10 Prozentpunkte auf minus 0,30 Prozent anheben wird. Zuletzt hatten Experten einen solchen Zinsschritt noch für das zweite Quartal 2020 erwartet. Mit einer Erhöhung der Leitzinsen rechnen sie nun 2020 gar nicht mehr. In einer früheren Umfrage war dies noch zum Jahresende 2020 erwartet worden. Befragt wurden mehr als 80 Volkswirte.
Die Währungshüter halten ihren Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der Einlagensatz liegt seitdem sogar bei minus 0,4 Prozent. Banken müssen daher Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder über Nacht parken. Die EZB hatte den Satz erstmals 2014 auf unter null Prozent gesenkt. Wegen der jüngsten Konjunktureintrübung will sie inzwischen noch bis mindestens zum Ende des laufenden Jahres an ihren Schlüsselzinsen nicht rütteln. EZB-Chef Mario Draghi deutete unlängst sogar an, dass die Notenbank die Zinswende bei einer stärkeren Wachstumsabschwächung noch weiter hinausschieben könnte. Allerdings werden in der EZB Insidern zufolge derzeit Möglichkeiten sondiert, die Banken beim Einlagesatz zu entlasten. Die letzte Zinserhöhung im Euro-Raum liegt mittlerweile acht Jahre zurück.