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Leitmesse in Schanghai: Deutschlands Autobauer schauen gebannt nach China

Heute startet in China die Branchen-Messe „Auto Schanghai“. An der Veranstaltung kommt kein Autobauer mehr vorbei - genau so wenig wie an dem Land, in dem sie stattfindet. China ist der größte Automarkt der Welt, hier werden in den kommenden Jahren die Maßstäbe gesetzt.
17.04.2019 14:02
Lesezeit: 2 min

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Frankfurt, Genf, Detroit, Paris: Auf allen wichtigen Automessen, die dieses und letztes Jahr stattfanden, fehlten eine ganze Reihe wichtige Hersteller. Nicht so bei der „Auto Schanghai“: Alle relevanten Unternehmen werden sich vom 16. bis zum 25. April in den Hallen des „Nationalen Ausstellungs- und Kongresszentrums“ der 26-Millionen-Metropole präsentieren. Der Grund: Am Automarkt China kommt kein Autobauer mehr vorbei. Das Reich der Mitte ist das Sinnbild für die „neue Auto-Industrie“, wie Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom „Car-Center“ der Universität Duisburg-Essen schreibt.

Welch gewaltigen Ausmaße der chinesische Automarkt inzwischen angenommen hat, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass er sich derzeit in einer schweren Krise befindet – und dennoch der größte der Welt ist. Obwohl der Absatz in diesem Jahr im Vergleich zu 2017 um stolze zwei Millionen zurückgegangen ist, bleibt die Volksrepublik mit 22,2 Millionen verkauften Einheiten immer noch der mit Abstand größte Automarkt der Welt –von den 81,9 Millionen Neuwagen, die dieses Jahr weltweit abgesetzt werden, gehen rund 22,1 Millionen (das entspricht rund 27 Prozent) an chinesische Käufer.

Aber es ist nicht allein die Quantität, die China zu – laut Dudenhöffer – „dem Markt“ macht. Es ist auch der Fakt, dass die neuen Branchentrends zunehmend im Reich der Mitte gesetzt werden. Während auf den „alten“ Märkten Europa und Nordamerika immer noch Motor und Getriebe eine überragende Rolle bei der Kaufentscheidung spielen, stellt in der Volksrepublik die Konnektivität, also die Vernetzung des Autos, einen immer wichtigeren, teilweise sogar den entscheidenden Faktor dar. Die Chinesen sind technikverrückt, nutzen digitale Dienste und Funktionen in einem Maße, das hierzulande unbekannt ist.

Dazu kommt, dass die Chinesen in vielen Bereichen Technologieführer sind. So ist der Technologie-Gigant „Huawei“ führend beim 5G-Mobilfunk, und seitens des chinesischen Industrie- und Informationstechnologie-Ministeriums gibt es schon Pläne, 6G zu entwickeln. „Baidu“ arbeitet unterdessen mit seiner offenen Plattform „Apollo“ an Roboterautos, während „BYD“ sich 2018 mit 261.100 verkauften Einheiten zum größten Hersteller von Elektro-Fahrzeugen aufgeschwungen hat (noch vor Tesla) und CATL Marktführer bei der Produktion von Lithium-Batterien ist (sechs der weltweit zehn größten Hersteller kommen aus China). Die Elektromobilität ist in der Volksrepublik groß im Kommen - Schätzungen zufolge werden dort im Jahr 2020 drei Millionen Elektro-Autos verkauft werden (zum Vergleich: in Deutschland werden im gleichen Jahr voraussichtlich 3,45 Millionen Einheiten abgesetzt – wobei allerdings alle Antriebsarten zusammengerechnet sind).

Prognosen zufolge wird sich der Wind für die chinesischen Autohändler im Jahr 2020 wieder drehen, wird die Wachstums-Maschine wieder in Tritt kommen. Danach wird die chinesische Mittelschicht Jahr für Jahr für neue Verkaufsrekorde sorgen, so dass der Absatz 2025 bei fast 27 Millionen Fahrzeugen liegen wird (circa 28,5 Prozent des weltweiten Verkaufs).

Einen bedeutenden Anteil an den im Reich der Mitte verkauften Fahrzeugen werden Pick-ups und vor allem SUV haben - sportliche Geländewagen mögen die Chinesen besonders gern (derzeit beträgt der SUV-Anteil an allen Neuwagen über 40 Prozent). Das Auto von morgen ist also - etwas vereinfacht gesagt - der vernetzte SUV ohne Schadstoff-Ausstoß. Diese Erkenntnis sollten die deutschen Autobauer im Gedächtnis behalten.

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