Der Gewinn der größten Autohersteller der Welt ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Wie die Unternehmensberatung EY am Dienstag mitteilte, stieg zwar der Gesamtumsatz der 16 größten Autobauer um 2,5 Prozent - der Absatz sank aber erstmals seit 2009, nämlich um 0,9 Prozent. Der operative Gewinn der Firmen zusammengenommen ging 2018 um neun Prozent zurück. Dabei konnten sechs Firmen ihren Gewinn steigern, zehn mussten Einbußen vermelden.
"Globale Handelskonflikte, höhere Zölle, steigende Innovationsausgaben und Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP führten im vergangenen Jahr zum Teil zu erheblichen Belastungen für die Autoindustrie", erklärte EY-Autoexperte Constantin Gall.
Die deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW traf es besonders hart: Sie konnten ihren Umsatz nur um zwei Prozent steigern, verloren aber zehn Prozent operativen Gewinn. Besser schnitten die japanischen Konzerne Toyota, Mitsubishi, Suzuki, Mazda, Honda und Nissan ab. Deren Umsatz stieg zusammengenommen um drei Prozent, der operative Gewinn stieg um fünf Prozent. Besonders schwach entwickelten sich hingegen die US-Konzerne General Motors, Ford und Fiat Chrysler, deren Gewinn um 31 Prozent einbrach.
Weltweit größter Autobauer nach Umsatz und Absatz ist dennoch Volkswagen mit 10,7 Millionen verkauften Autos und 235,8 Milliarden Euro Umsatz. Knapp dahinter folgt aber schon Toyota mit 230,6 Milliarden Euro Umsatz und 10,6 Millionen verkauften Fahrzeugen.
Allerdings verdiente Toyota fast die Hälfte mehr an seinen Autos als Volkswagen. Suzuki stieß BMW als profitabelsten Autobauer vom Thron. Dahinter folgen Toyota und Daimler.
"Die japanischen Konzerne profitierten vom schwachen Yen und waren weniger stark betroffen von den Strafzöllen im Zusammenhang mit dem chinesisch-amerikanischen Handelsstreit", erklärte Gall. "Zudem hatten sie aufgrund der relativ geringen Bedeutung des europäischen Markts kaum mit WLTP-Problemen zu kämpfen."
Trotz der durchwachsenen Geschäftsentwicklung gaben die Autokonzerne 2018 durchweg mehr für Forschung und Entwicklung aus als im Vorjahr. Insgesamt kletterten die Ausgaben der analysierten Unternehmen um sechs Prozent auf 68,4 Milliarden Euro. Die mit Abstand höchsten Ausgaben tätigte Volkswagen mit 12,1 Milliarden Euro vor Toyota mit 8,2 Milliarden Euro. Den höchsten Anteil am Umsatz hatte hingegen BMW mit 5,5 Prozent.
"Gerade die deutschen Autokonzerne geben viel Geld aus, um ihre Position als Technologieführer zu verteidigen", erklärte EY-Experte Peter Fuß. Der Trend werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen. "Es stehen Milliardeninvestitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und digitale Geschäftsmodelle an" – auch wenn derzeit noch niemand wisse, ob sich die Elektromobilität "tatsächlich so rasch durchsetzt, wie die Politik und viele Unternehmen wünschen".
Auch bei den neuen Geschäftsmodellen sei weitgehend unklar, wohin die Reise geht. "Teure Fehlinvestitionen müssen also auch eingeplant werden", erklärte Fuß. Mittelfristig würden sich die Autokonzerne an niedrigere Gewinne gewöhnen müssen, erwartete Gall. Auch könnten nicht alle ihre Unabhängigkeit behalten. "Neben Fusionen und Übernahmen werden wir auch noch mehr sehr weitgehende Kooperationen zwischen Wettbewerbern und zwischen Auto- und Technologiekonzernen sehen." Kaum ein Autokonzern könne die anstehenden Zukunftsinvestitionen noch alleine stemmen.