Hinter Tausenden Stellenangeboten in der Jobbörse bei der Bundesagentur für Arbeit verbergen sich nach Recherchen des SWR in Wirklichkeit große Datensammler. Das Geschäftsmodell der Datenhändler ziele darauf ab, Bewerberdaten im großen Stil weiterzuverkaufen, berichtete das SWR-Magazin "Zur Sache Baden-Württemberg".
Eine Sprecherin der Bundesagentur konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht bestätigen, dass die Plattform von Datenhändlern missbraucht wurde. "Uns lagen bisher hierzu keine Erkenntnisse vor." Bei der Vielzahl an Stellenangeboten könne jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass einzelne Stellenangebote gefälscht oder fingiert seien. "In diesem Fall sind Hinweise von Arbeitsuchenden und Arbeitgebern sehr wichtig für die Bundesagentur für Arbeit."
Kunden der Datenhändler seien unter anderem Zeitarbeitsfirmen, die auf diesem Weg an Daten von Bewerbern kommen, berichtete der Sender weiter. Für ihre Recherchen gründeten die SWR-Reporter unter anderem eine Scheinfirma und kontaktierten einen der Datenhändler. Der Berliner Unternehmer habe den verdeckten Reportern vollständige Bewerbungsmappen zum Kauf angeboten - für rund drei Euro pro Datensatz.
Der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Stefan Brink, bewertete in der Sendung den Fall als gravierenden Verstoß gegen Datenschutzgesetze. Die Weitergabe und der Verkauf von Bewerbungsunterlagen seien streng verboten. Vor einer Weitergabe der Daten müssten die Bewerber genau informiert werden und in jedem Einzelfall ihre Zustimmung erteilen.
Abgeordnete der Opposition im Bundestag forderten die Bundesagentur für Arbeit und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf, gegen die Datenhändler vorzugehen: "Beide dürfen den Schutz von Arbeitssuchenden nicht länger auf die leichte Schulter nehmen", erklärte die Linken-Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti. Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, betonte, die Bundesagentur müsse sicherstellen, dass ihre Plattformen nicht von schwarzen Schafen und Datenhändlern missbraucht werden. "Sowohl die Bundesregierung als auch der Bundesdatenschutzbeauftragte müssen jetzt umgehend die gebotenen Verfahren einleiten."