Politik

USA kehren offiziell zur Monroe-Doktrin zurück

Die USA kehren offenbar zur Monroe-Doktrin zurück. Das bedeutet: Die USA mischen sich nicht in Europa ein. Im Gegenzug sollen sich die Europäer nicht in Lateinamerika einmischen, welches die USA als ihre ausschließliche Einflusssphäre betrachten.
05.05.2019 07:38
Lesezeit: 2 min
USA kehren offiziell zur Monroe-Doktrin zurück
Die Westliche Hemisphäre im Rahmen der Monroe-Doktrin. (Grafik: cellcode.us)

Nach Aussagen des Nationalen Sicherheitsberaters des Weißen Hauses, John Bolton, kehren die USA zum außenpolitischen Prinzip der Monroe-Doktrin zurück. Im Zusammenhang mit der Krise in Venezuela sagte Bolton dem Sender CNN (State of the Union with Jake Tapper): “In dieser Regierung haben wir keine Angst, das Wort Monroe-Doktrin zu verwenden. Dies ist ein Land (Venezuela, Anm. d. Red.) in unserer Hemisphäre. Es war das Ziel der amerikanischen Präsidenten, welche bis in die Ära von [Präsident] Ronald Reagan zurückreichen, eine völlig demokratische Hemisphäre zu schaffen.”

John F. Kennedy zitierte die Monroe-Doktrin, um die Ausbreitung des Kommunismus nach Kuba zu blockieren, und Reagan verwies darauf, als er die Contra-Rebellen in Nicaragua unterstützte.

Grundsätzlich legte die Monroe-Doktrin fest, dass die USA sich nicht in europäische Angelegenheiten und ihre (damals noch bestehenden) Kolonien einmischen. Im Gegenzug sei es den europäischen Mächten nicht erlaubt, sich in amerikanische Angelegenheiten, was Lateinamerika einschließt (Westliche Hemisphäre), einzumischen. Andernfalls drohe eine Intervention von Seiten der US-Regierung.

Rückblick zur Monroe-Doktrin

In seiner Ansprache an den Kongress vom 2. Dezember 1823 artikulierte Präsident James Monroe die Politik der USA hinsichtlich der neuen politischen Ordnung, die sich in den übrigen ,Americas’ (Lateinamerika, Anm. d. Red.) entwickelte, und hinsichtlich der Rolle Europas in der westlichen Hemisphäre. Die als Monroe-Doktrin bekannte Aussage wurde von den Großmächten Europas wenig beachtet, wurde aber schließlich zu einem langjährigen Grundsatz der US-Außenpolitik.

Die Doktrin - getrennte Einflussbereiche für Amerika und Europa, Nichtkolonisation und Nichtintervention - sollte einen klaren Bruch zwischen der Neuen Welt und dem autokratischen Bereich Europas darstellen, berichtet das US-Außenministerium. Die Regierung von Monroe warnte die imperialen europäischen Mächte vor einem Eingriff in die Angelegenheiten der neuen unabhängigen lateinamerikanischen Staaten oder potentiellen Territorien der USA.

Während die Amerikaner im Allgemeinen gegen europäische Kolonien in der Neuen Welt waren, wollten sie auch den Einfluss der USA und die Handelsbeziehungen in der gesamten Region nach Süden verstärken. Der europäische Merkantilismus stellte das größte Hindernis für diese wirtschaftliche Expansion dar. Die Amerikaner befürchteten, dass insbesondere Spanien und Frankreich erneut die Herrschaft über die lateinamerikanischen Völker, welche gerade die europäische Hoheit abgeschüttelt hatten, erringen könnten. Beunruhigend waren auch die Anzeichen, dass Russland seine Präsenz von Alaska nach Süden in Richtung des Oregon-Territoriums ausdehnte. Die Briten hatten ihrerseits ein starkes Interesse daran, den Niedergang des spanischen Kolonialreiches auszunutzen, schreibt das US-Außenministerium.

Der britische Außenminister George Canning hatte den Amerikanern bereits 1823 vorgeschlagen, dass die USA und Großbritannien eine gemeinsame Erklärung abgeben, um jede andere Macht von einem Eingreifen in Mittel- und Südamerika abzuhalten. Außenminister John Quincy Adams widersetzte sich jedoch vehement der Zusammenarbeit mit Großbritannien und sagte, eine bilaterale Erklärung könne die Expansion der USA in der Zukunft einschränken. Er argumentierte auch, dass die Briten sich nicht verpflichtet hätten, die lateinamerikanischen Republiken anzuerkennen, und dass sie selbst imperial motiviert gewesen seien.

Die von den Briten vorgeschlagene bilaterale Erklärung wurde schließlich zu einer einseitigen Erklärung der USA. Monroe stellte fest: “Die amerikanischen Kontinente (...) sind fortan nicht mehr Gegenstand zukünftiger Kolonialisierung durch europäische Mächte.”

Monroe skizzierte zwei getrennte Einflusssphären: Amerika und Europa. Die unabhängigen Länder der westlichen Hemisphäre wären ausschließlich die Domäne der USA. Im Gegenzug verpflichteten sich die USA, von einer Beteiligung an den politischen Konflikten in Europa abzusehen. In den späten 1800er Jahren ermöglichte die wirtschaftliche und militärische Macht der USA die Durchsetzung der Monroe-Doktrin. Die größte Erweiterung der Doktrin war “Theodore Roosevelt's Corollary, der die ursprüngliche Bedeutung der Doktrin umkehrte und eine einseitige Intervention der USA in Lateinamerika rechtfertigte”, so das US-Außenministerium.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...