Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist mit einem Paukenschlag ins Bewusstsein der Anleger zurückgekehrt. Zum Wochenauftakt startete der deutsche Leitindex Dax mit einem Minus von 1,9 Prozent auf 12.174 Punkte in den Handel. „Die Hoffnungen an den fast schon sicher geglaubten Schmusekurs im schwelenden US-chinesischen Handelsstreit schwinden", sagte Marktanalyst Timo Emden von „Emden Research“. „Dass Donald Trump keine Engelsgeduld besitzt und wankelmütig in seiner Stimmung bleibt, dürfte für neues Unbehagen an den Aktienmärkten sorgen." Der US-Präsident hatte am Wochenende überraschend für kommenden Freitag eine Erhöhung von Importzöllen für bestimmte chinesische Produkte von zehn Prozent auf 25 Prozent angekündigt. Trump schrieb auf Twitter: „Der Handelsdeal mit China geht weiter, aber zu langsam, weil sie versuchen nachzuverhandeln. Nein!“
Technologiefirmen leiden besonders unter höheren Zöllen. Zu den größten Verlierern gehörten Tech-Werte wie die des Chipherstellers Infineon mit minus 4,3 Prozent. Im MDax rauschten die Papiere des Smartphone-Zulieferers „Dialog Semiconductor“ um 5,2 Prozent in die Tiefe. Betroffen wären auch Autobauer, die stark vom Export abhängig sind. Titel von Volkswagen gaben 3,8 Prozent nach, BMW und Daimler verloren je gut drei Prozent.
Auch in China haben die Anleger wegen des drohenden Scheiterns der Handelsgespräche zwischen Peking und Washington die Flucht ergriffen. Das wichtigste Börsenbarometer „CSI300“ sowie der „Shanghai-Composite-Index“ brachen jeweils um mehr als sechs Prozent ein. Der „Hang-Seng-Index“ in Hongkong rutschte um drei Prozent ab. „An den Märkten wird die Situation jetzt neu bewertet, weil man bislang davon ausgegangen war, dass die Verhandlungen ihrem Ende zugehen", sagte Analyst Ken Cheung von der „Mizuho Bank“ in Hong Kong. „Die große Frage ist nun, ob das eine von Trumps berüchtigten Verhandlungstaktiken ist, oder ob es wirklich zu einer solch deutlichen Zollerhöhung kommen wird", sagte Analyst Nick Twidale vom Brokerhaus Rakuten Securities. „Falls es letzteres sein sollte, wird das weltweit auf die Börsen erheblichen Druck ausüben." Die chinesische Landeswährung Yuan fiel mit 6,7994 Dollar auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Monaten. Als sicherer Hafen gefragt war hingegen der japanische Yen, der auf den höchsten Stand seit fünf Wochen kletterte.
Auch die Ölpreise sind in Reaktion auf den sich verschärfenden Handelsstreit deutlich gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Montagmorgen 69,33 US-Dollar. Das waren 1,52 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte „West Texas Intermediate“ (WTI) fiel um 1,44 Dollar auf 60,50 Dollar.