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Trumps Handelskrieg: Der Minsky-Moment für die Weltwirtschaft

Lesezeit: 8 min
03.06.2019 17:17
An den Finanzmärkten hat sich ein neues Muster etabliert. Der amerikanische Präsident gibt den Takt vor, und dominiert mit seinen Tweets und den dort mitgeteilten Entscheidungen die Richtung der Märkte. Jetzt auf dem Programm: Schwere Einbrüche, ausgelöst durch die Ausweitung und Verschärfung des Handelskrieges.
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US-Präsident Donald Trump. (Foto: dpa)

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Vorbemerkung: Hier geht es nicht darum, Schuldzuweisungen zu treffen und Position zu beziehen. Natürlich eignet sich der amerikanische Präsident mit seinem Gebaren hervorragend, als Schuldiger für das Stocken oder allenfalls Scheitern der Globalisierung und anderes mehr herzuhalten. Chinas wortbrüchiges Verhalten seit dem Eintritt in die WTO 2001 mit der Aushebelung aller Regeln des internationalen Handelns (Abschottung des Binnenmarktes, forcierter Technologietransfer, Spionage, Diebstahl von geistigem Eigentum) sind hier mindestens zeitlich vorher anzusiedeln, ebenso das duckmäuserische Verhalten vergangener US-Administrationen sowie der Europäischen Union gegenüber diesen Praktiken. Eine hoch interessante Frage ist, wie eine nationalökonomisch korrekte Problemlösung aussehen müsste. Das ist hier nicht darstellbar.

Sicher ist: Präsident Trump und seine Administration erscheinen als Agenten in einem neuen Kapitel, wobei nicht mehr Multilateralismus und Regelbezug, sondern Faustrecht und kaltblütige Machtpolitik im Stil imperialer Großmächte der Vergangenheit angesagt sind. In diesem Artikel sollen einige mögliche Konsequenzen für Konjunktur und Finanzmärkte skizziert werden.

Wichtig ist, dass die Vorgehensweise der Trump-Administration multilaterale Abkommen und die dort vorgesehenen Konfliktlösungs-Mechanismen bewusst weglässt. Stattdessen macht die Administration bzw. der Präsident ein Ziel oder einen Gegner aus, und setzt diesen in bilateralen Kampagnen oder Gesprächen maximal unter Druck. Der Vorteil für die Administration besteht darin, dass die oft langwierigen Verfahren in multilateralen Abkommen wie etwa der WTO umgangen werden, zudem muss inhaltlich nicht auf Drittparteien Rücksicht genommen werden.

Die von der Administration angedrohten bzw. getroffenen Maßnahmen sind massiv und im Umfang und in der Tiefe präzedenzlos: Prohibitive Importzölle, Handelssanktionen gegen spezifische Unternehmen, Lieferverbote für Zulieferer an bestimmte Schlüssel-Unternehmen des Gegners, ebenso Verbot für Kunden, Produkte dieser Unternehmen zu kaufen, dies bei Ausschlußdrohungen aus dem Swift Interbank-Zahlungssystem und anderes mehr. Mobilisiert werden alle Ressourcen des amerikanischen Staates, nicht nur rechtliche Mittel, sondern im Extremfall auch Androhung militärischer Gewalt, Regimeumsturz und anderes mehr.

Gegen wen richten sich die handelspolitischen Maßnahmen bisher? Vorerst gegen Schwellenländer, allerdings völlig verschiedenen Zuschnitts. Zuvorderst gegen China, das von der Trump-Administration offensichtlich als aktueller und vor allem als zukünftiger Rivale um die globale Dominanz betrachtet wird. Dann gegen Mexiko als Nachbar, beides sehr wichtige Handelspartner der USA und außerdem die beiden primären Destinationen von Produktionsauslagerungen amerikanischer Unternehmen.

Weitgehend unbemerkt wird aber auch gegenüber anderen wichtigen Schwellenländern die Zollschraube angezogen. So hat der amerikanische Präsident kürzlich Indien wie vorher der Türkei den zollbefreiten Export in die USA gestrichen. Das lässt mögliche bedeutende Ausweich-Destinationen für den Export in die USA unsicher erscheinen.

Auch die Aufnahme von Südkorea, Malaysia, Singapur und Vietnam in das Währungs-Monitoring der Treasury hat diesen Zweck. Dabei wird beobachtet, ob solche Länder Währungsmanipulation betreiben, um unfaire Handelsvorteile zu erreichen.

Sehr hoch in der Prioritätenliste stehen drei zentrale Erdöl- und Erdgas-Produzentenländer mit Russland, Venezuela und dem Iran. Der Hintergrund ist dort anders: Diese drei Länder stehen der geplanten globalen Energie-Dominanz der Vereinigten Staaten im Weg. Die USA glauben, mit dem hydraulischen Frakturieren zum mit Abstand größten Erdöl- und Erdgas-Produzenten der Welt werden und eine dominante Marktposition erreichen zu können. Diese drei Länder sind aktuelle (Russland) bzw. potentielle Wettbewerber (Iran, Venezuela) auf den globalen Märkten, weshalb sie isoliert (Russland) bzw. beiseite geräumt werden müssen. Deshalb die Politik des ‚regime change' bezüglich Venezuela und dem Iran.

Der Iran hat ferner einen zusätzlichen Hintergrund: Der Iran ist wichtig als Teil der ‚belt and road‘-Initiative Chinas, vor allem für den südlichen Verlauf über das Festland von China über den Iran in die Türkei und nach Südost-Europa. Die USA wollen mit anderen Worten dieses zentrale Projekt Chinas kontrollieren, stoppen oder eindämmen können, indem sie einen ‚regime change‘ in Teheran herbeiführen. Schließlich wird der Iran als Schlüssel für die Befriedung des Mittleren Ostens im Sinne der engsten Alliierten wie Israel und sekundär Saudi-Arabien angesehen.

Russland ist darüber hinaus der Beelzebub der amerikanischen Politik und Wirtschaftsinteressen, wobei Präsident Putin als idealer personifizierter Bösewicht herhält. Russland ist regional entlang seiner Grenzen sowie in Syrien und potentiell im Mittleren Osten ein Machtfaktor, der den Dominanz-Interessen der amerikanischen Administration entgegensteht. Auch nicht zu unterschätzen ist der Wille der Administration, die zweite Verbindung der ‚belt and road‘-Initiative, die über Russland nach Europa verläuft, nicht aktuell, aber vielleicht später unterbinden oder einschränken zu können. Ob direkt über Druck auf Moskau, oder über die Weiterleitung von Russland über Weißrussland oder der Ukraine nach Polen, ist noch unklar.

Indirekt ist der Kreis der Geschädigten viel grösser, er richtet sich gegen Produzenten, Lieferanten und Kunden dieser Schwellenländer.

China und Mexiko sind zwei der wichtigsten Handelspartner der Vereinigten Staaten. Es sind US-amerikanische Unternehmen, die dort für den Export nach den USA produzieren, die am meisten von den Zöllen betroffen sein werden, nicht chinesische oder mexikanische Unternehmen.

Indirekt zahlt der amerikanische Konsument die Zeche, über höhere Importpreise, die je nach Produkt teilweise, weitgehend oder - zumeist - vollständig auf die Einzelhandelspreise überwälzt werden. Es ist wie eine Steuer auf Zwischen- und Endprodukte, wirkt wie eine selektive Erhöhung einer Warenumsatzsteuer. Die von Präsident Trump vertretene These, dass China - oder Mexiko - die Zölle bezahle, ist reines Wunschdenken und hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun.

Die komplexen Lieferketten von Zwischenprodukten zwischen den USA und China bzw. Mexiko machen außerdem zusätzliche Teile der verarbeitenden Industrie zu Opfern von Querschlägern, die im Moment vielleicht gar nicht so wahrgenommen werden. Sicher betrifft es primär den gesamten Technologie- sowie den Autosektor. Da bei den Exporten aus China sehr viele importierte Vorleistungen aus einer ganzen Reihe von Ländern enthalten sind, vorzugsweise aus Asien, ist der Streubereich bei den Zulieferern eben auch geographisch sehr breit, es betrifft potentiell direkt und indirekt viele Firmen.

Das Vorgehen der US-Administration ist typischerweise seit Längerem geplant und gut vorbereitet, es beginnt mit Forderungen und Drohungen, wird dann schrittweise eskaliert, bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Ist das Vorgehen nicht zielführend, wird es bis hin zum absoluten Rundumschlag ausgeweitet, natürlich immer mit Verweis auf die gravierende Schuld der jeweiligen Kontrahenten.

Die Handlungsweise ist vor allem auch geopolitisch, nicht nur rein handelspolitisch motiviert. Ein wichtiger Faktor ist die ’Teile und herrsche’-Strategie, die sich in bilateralen Auseinandersetzungen mit jeweils einem Land niederschlagen. Die Administration assoziiert sich darüber hinaus von Fall zu Fall mit gewissen Ländern / Regimes, um Allianzen zu bilden und die anvisierten Ziele besser erreichen zu können, auch um den Gegner oder das Ziel zu isolieren.

Profiteure dieser Politik in den USA sind die amerikanischen Erdölproduzenten, die ’shale gas’ und ‚tight oil'-Produzenten. Auch die Rüstungsindustrie profitiert durch Aufträge hauptsächlich aus den Krisenregionen. Hingegen wird wenig Sensibilität gegenüber Interessen etwa der Autoindustrie oder dem Technologie-Sektor gezeigt. Das Vorgehen ist insofern nicht breit abgestützt und stößt in einzelnen Punkten auf erbitterten Widerstand wichtiger Wirtschaftsinteressen in den USA selber.

Die Zeitpunkte der Eskalation sind gut gewählt, sicher spielt von Seiten der Trump-Administration die innenpolitische Agenda eine wichtige Rolle. Zeitlich ist der Zeitpunkt jetzt ideal, um auf allen Ebenen zuzuschlagen.

Wichtig für Trump sind seine Chancen zur Wiederwahl. Sie stehen gut, wenn die Wirtschaft läuft, Beschäftigung und Erwerbseinkommen deutlich besser sind als bei seinem Amtsantritt. Das ist ein Aspekt. Wichtig ist ferner besonders der amerikanische Aktienmarkt. Millionen und Abermillionen von Babyboomers haben ihre Altersvorsorge in IRA-Accounts mit hohen Aktienanteilen investiert. Eine genügende Zahl von Großunternehmen ist immer noch in Verpflichtungen von Pensionskassen-Schemen mit Leistungsprimat (‚‘defined-benefits‘) ausgesetzt. Stürzt der Aktienmarkt ab, geraten diese Vorsorgewerke in eine erhebliche Unterdeckung und die betroffenen Unternehmen in Schwierigkeiten.

Und Trump hat bezüglich des Aktienmarktes einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Im Wahlkampf diagnostizierte er noch einen ‚big ugly fat bubble', eine üble breite Blase am Aktienmarkt. Als die Aktienkurse während seiner Präsidentschaft rasant weiter stiegen, reklamierte er den Anstieg für sich, und hat seither das Risiko auf sich gezogen, bezüglich seiner Wiederwahlchancen anhand des Standes des Aktienmarktes beurteilt zu werden. Auch die Finanzindustrie würde eine lange Baisse am Aktienmarkt gar nicht goutieren.

Wichtig ist schließlich der Erdölpreis. Sein Vorgehen gegen drei große Produzentenländer birgt das Risiko einer Eskalation und einer unkontrollierbar werdenden Erdölhausse. Bei Sprit-Preisen von 4- bis 5 Dollar oder darüber müsste Trump gar nicht zur Wahl antreten, wer auch immer der demokratische Gegner in der Endausscheidung sein würde.

Wirtschaftslage, Aktienmarkt, Erdölpreis sind eng miteinander verflochten. Für die zweite Hälfte des Wahljahres 2020 wären normalisierte Erdölpreise, ein hoch bewerteter Aktienmarkt und eine gute Wirtschaftslage wichtig. Einen Trumpf hat Trump diesbezüglich in der Hand. Er hat die Notenbank gekapert mit seiner öffentlichen Androhung einer Entlassung des notabene von ihm selbst ernannten Notenbankchefs und mit von ihm öffentlich geäußerten Empfehlungen zur Zinspolitik. Kein Zweifel, dass eine neue Runde von Zinssenkungen und anderer Maßnahmen folgen werden, falls sich die Perspektiven der amerikanischen Konjunktur eintrüben und der Aktienmarkt einbrechen sollte.

Das Zeitfenster, um für die Trump-Administration gegen die identifizierten Gegner zu handeln, dürfte deshalb jetzt sein, und keineswegs in 6 oder gar 12 Monaten. Dann erscheint das Risiko einer Eskalation und eines weniger günstigen Wirtschaftsszenarios am Wahltag zu hoch.

Keine ernstzunehmende Gegnerschaft für eine Eskalation gibt es vorderhand im Kongress. Die Spaltung in ein Repräsentantenhaus mit demokratischer und einen Senat mit republikanischer Mehrheit hält den Kongress auf Distanz. In verschiedenen Fragen gibt es keine grundsätzliche Ablehnung des Kurses der Administration, etwa gegenüber Russland oder Venezuela. Handelsentscheidungen wie die Kriegsauslösung können isoliert im Alleingang von der Administration getroffen werden, die immer mehr das System der ‚checks and balances' aushöhlt. Kriege etwa müssten formal vom Kongress gutgeheißen werden, in der Praxis sind Militäreinsätze schon lange kein Hindernis mehr. Die Konzentration der Macht beim Präsidenten ist ein langfristiger Trend. Die jetzige Administration setzt insofern nur fort, was andere Präsidenten schon lange vorbereitet haben.

Der guten Ordnung halber sollte erwähnt werden, dass die Trump-Administration einen Klimakrieg führt, potentiell gegen die gesamte Menschheit: Mit der Aushöhlung aller Umweltstandards, mit der schnöden Kappung aller Klimaziele, was ärmere Länder dazu veranlassen dürfte, es gleichzutun, und mit der extremen Förderung von Produktion, Verbrauch und Verschwendung fossiler Energie.

Die Europäische Union will Präsident Trump offensichtlich später zur Brust nehmen, um nicht in einen Mehrfrontenkonflikt zu geraten, zeitlich wenn diese ohnehin schon geschwächt sein wird. So wird - präzedenzlos - offen von einem amerikanischen Präsidenten der harte Brexit angeraten und unterstützt, und die Spaltung und Schwächung Europas in jeder erdenklichen Form anvisiert. ‚Teile und herrsche‘, ohne noch groß eigene Maßnahmen vollziehen zu müssen.

Was ist die globale Wirkung für die Finanzmärkte?

Präsident Trumps Politik dürfte ein harter Schlag für die Schwellenländer in ihrer Gesamtheit darstellen, auch wenn einige erdölproduzierende Länder profitieren würden. Seine Kampagne wird mindestens in einen spürbaren Rückschlag für die Schwellenländer münden. Es ist ein bisher weitgehend einseitiger Wirtschaftskrieg, der aber für die betroffenen Länder respektive auch deren Bevölkerung massivste Auswirkungen haben kann.

Indirekt ist die Wirkung noch um einiges stärker. Die globale Investitionsneigung wird zumindest temporär erheblich reduziert. Wo investieren, wo Sicherheit haben, dass nicht eine neue Attacke des Präsidenten mit Zöllen und anderen Restriktionen die geplanten oder realisierten Projekte unwirtschaftlich oder sogar wertlos macht? Unternehmen werden noch nicht begonnene Projekte aufschieben, schon begonnene werden überprüft und wo möglich zeitlich gestreckt und in Etappen realisiert.

Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf (Wird Trump als Präsident wiedergewählt werden?) verzögert die irreversible Festlegung von Ressourcen und führt zu einem Einbruch der Investitionstätigkeit vor allem international agierender Unternehmen. In diesem Jahrtausend wurden große Investitionsvorhaben eben vor allem in Schwellenländern getätigt, und deren Schwierigkeiten werden zusätzlich aus Liquiditätsgründen verstärkt werden.

Auch die amerikanische Wirtschaft wird die Rückkoppelungseffekte zu spüren kriegen. Der Handelskrieg mit China kann eskalieren, und die Gewinne exponierter internationaler Unternehmen und spezifischer Sektoren heftig treffen. Das Abwärtspotential im Aktienmarkt ist angesichts der wolkigen Bewertungen einerseits, vor allem der Verschuldung vieler Unternehmen in den USA und gerade in den Schwellenländern andrerseits nicht unerheblich. Zudem klammern sich viele Marktteilnehmer an die Hoffnung eines mirakulösen ‚deal mit China‘, obschon die Vorzeichen ganz anders stehen.

Vor allem aber betroffen wird Europa und in der Mitte - als großer Investitionsgüter-Hersteller - Deutschland sein. Neben Investitionsgütern produziert Deutschland teure oder hochpreisige Autos, eine ebenfalls ausgeprägt zyklische Angelegenheit. Unternehmen wie Private zögern Flottenleasings oder Käufe teurer Autos gerne hinaus, um für allfällige negative Überraschungen gewappnet zu sein. Zudem ist der Markt nach Jahren eines zinsinduziert enormen Booms in den Hauptmärkten - China, USA, Europa - schlicht gesättigt.

Niedrige Zinsen, eine Kreditschwemme in den wichtigen Absatzmärkten, der Branchenmix und die geographische Spreizung der Absatzmärkte haben der deutschen Exportindustrie in den 2000er und 2010er Jahren zu einer sehr guten und langanhaltenden Konjunktur verholfen. Jetzt ist umgekehrt das Risiko eines heftigen, geographisch breit abgestützten Einbruchs von sehr hohem Niveau aus nicht zu unterschätzen. Umgekehrt ist die Struktur der deutschen Wirtschaft mit ihrer sehr hohen Exportquote für ein großes Industrieland ausgesprochen exponiert. Denn die schwache Investitionstätigkeit und Binnennachfrage bieten kein Schutzpolster, genauso wenig wie die Situation der Binnenwirtschaft in anderen europäischen Ländern nach Jahren der - von Deutschland durchgesetzten -Austeritäts-Politik.

Der Absatz von Investitions- oder hochpreisigen Konsumgütern ist nicht der einzige Übertragungsmechanismus, wie Europa die verschlechterte Situation der Schwellenländer spüren wird.

Europas Banken sind vergleichsweise schwach kapitalisiert, haben aber erhebliche Kreditausstände in den Schwellenländern aufgebaut. Diese hohen Ausstände sind zudem meist noch dollarbasiert. Sie enthalten mit anderen Worten ein Fremdwährungsrisiko für die Schuldner und indirekt eine zusätzliche Risikokomponente für die europäischen Gläubigerbanken. Ein Rückschlag der Schwellenländer, erst recht eine ausgewachsene Krise könnte rasch das Kreditangebot in den Heimmärkten einschränken, im schlimmsten Fall eine Kreditklemme auslösen. Anders als die amerikanische Notenbank hat die EZB wenig geldpolitische Munition, um einem Wirtschaftseinbruch entgegenzutreten - Quittung für eine verfehlte Geldpolitik in den vergangenen Jahren, welche die Margen im Kreditgeschäft und damit die Kapitaldecke des Bankensystems drastisch verengt hat.

Konklusion für die Märkte: Wenn es zu Eskalation der beschriebenen Art kommt, werden die Aktien und Kreditmärkte heftig unter Druck kommen, die Flucht in die Staatsanleihen sich fortsetzen. Der wirtschaftliche Schaden wird außerhalb der USA – in den Schwellenländern und in Europa – wesentlich grösser sein. Die USA verfügen über einen Trumpf mit der Geldpolitik, den andere Länder respektive Wirtschaftsräume nicht haben. Deutschland würde in einem solchen Szenario besonders exponiert sein.


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