Finanzen

Studie: EZB ist Hauptverursacher der Überhitzung am Immobilienmarkt

Einer Studie der Beratungsgesellschaft KPMG zufolge ist die Nullzinspolitik der EZB hauptursächlich dafür, dass die Preise am Markt immer weiter steigen.
08.06.2019 16:32
Lesezeit: 1 min
Studie: EZB ist Hauptverursacher der Überhitzung am Immobilienmarkt
EZB-Präsident Mario Draghi hält eine Euro-Münze aus Pappe in der Hand. (Foto: AFP) Foto: AFP

Der seit zehn Jahren bestehende Aufwärtstrend der Preise am deutschen Immobilienmarkt ist nach Einschätzung von Beobachtern noch immer intakt. "Immobilienpreise und Mieten haben in fast allen Nutzungsarten Höchststände erreicht", heißt es in einer Studie der KPMG-Wirtschaftsprüfer und der Immobilienakademie IREBS an der Universität Regensburg, die am Donnerstag veröffentlicht wurde und von der die dpa berichtet.

Das absehbar weiter niedrige Zinsniveau in der Eurozone und den USA stütze den Immobiliensektor. Daher werde immer noch viel Geld in Immobilien fließen: "Aufgrund mangelnder Alternativen bei festverzinslichen Kapitalanlagen wird es somit bei dem erheblichen Liquiditätsüberhang im Immobilieninvestmentmarkt bleiben", stellte KPMG-Immobilienchef Hans Volckens fest.

Die Risiken für Investoren würden jedoch größer. Auch zu diesem Ergebnis kommen die Branchenexperten.

Denn das Risiko steigender Zinsen bliebe zumindest mittelfristig erhalten. "Dann wäre das aktuelle Preisniveau nur über kompensierende Mietsteigerungen zu halten", so IREBS-Geschäftsführer Tobias Just. Diese dürften sich auf dem Wohnungsmarkt aber nur schwer durchsetzen lassen. "Erschwinglicher Wohnungsraum ist zum Politikum geworden, und der Gesetzgeber wird mit weiterer mietdämpfender Regulierung reagieren", meinte Just. "Wir glauben nicht, dass sich die starken Mietsteigerungen in den Städten so fortsetzen."

Zwei wichtige Faktoren kämen hinzu: Die Zuwanderung aus dem Ausland werde schwächer ausfallen und die Zahl junger Menschen, die erstmals eine Wohnung suchen, kleiner werden. So ließen sich steigende Immobilienpreise dann "immer seltener durch potenzielle Mietsteigerungen rechtfertigen", machte Just deutlich. "Investoren müssen vorsichtiger kalkulieren und mit sinkenden Preisen rechnen." Ein Kollaps der Immobilienpreise sei aber unwahrscheinlich.

Ein Risiko für den Immobilienmarkt sei ferner die Eintrübung der Konjunktur, was viele Investoren nicht ausreichend berücksichtigten. "Alle starren auf die Zinsen", sagte Volckens. Handelskonflikte und ein Stellenabbau bei einigen Unternehmen hinterließen aber Spuren.

Bei den Wohnimmobilien gebe es eine Zweiteilung zwischen den

Ballungszentren und dem Land. In den Zentren könne der akute Wohnbedarf nur durch umfangreichen Neubau gedeckt werden, erläuterte Just. Viele Großstädte verlören aber Einwohner, wenn man den Zuzug durch Flüchtlinge oder Jobsucher aus dem EU-Ausland herausrechne. Die hohen Preise führten dazu, dass die Menschen aufs Umland auswichen. "Dies entlastet zwar die städtischen Wohnimmobilienmärkte, führt aber zu erhöhten Pendlerzahlen und stellt die Verkehrsinfrastruktur vor enorme Herausforderungen", analysierte Just.

Ein Risiko für das Gesamtsystem wie in den Krisenjahren 2008 und 2009 sehen die Autoren derzeit "noch nicht". Im Vergleich zu damals hätten Kreditinstitute deutlich konservativere Finanzierungen abgeschlossen, das heißt, die Anteile der Darlehen am Wert der Immobilien seien geringer als seinerzeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...