Technologie

In Barcelona wird die totale Vernetzung Wirklichkeit

Die Stadt Barcelona nutzt die Digitalisierung, um ihren Bürgern mehr Mitsprache-Rechte einzuräumen. Anders als die sogenannten „Smart Cities“ amerikanischer Prägung, setzt die katalanische Hauptstadt dabei nicht auf Überwachung, sondern auf Partizipation und Datenschutz.
10.06.2019 13:03
Lesezeit: 1 min

Wie das österreichische Magazin „Kontrast.at“ berichtet, hat die Stadt die Open Source-Plattform „Decidim“ eingerichtet. Auf dieser finden sich die unterschiedlichsten Funktionen: Unter anderem können Bürger Vorschläge einreichen, an Abstimmungen teilnehmen und öffentliche Verträge einsehen (die Stadt macht alle ihre Verträge sichtbar). An der Erstellung des Regierungsprogramms waren rund 40.000 der circa 1,6 Millionen Einwohner der Stadt beteiligt; etwa drei Viertel des Programms wurde nicht von Verwaltung und Politik, sondern von den Bürgern selbst entwickelt. Derzeit wird an einer weiteren Funktion von „Decidim“ gearbeitet, und zwar einem Dienst, mit Hilfe dessen Einwohner Korruption melden können (Korruption ist für die Hälfte der Spanier das größte Problem ihres Landes).

Die nach Madrid zweitgrößte Stadt Spaniens setzt schon einige Zeit auf die Digitalisierung. Vor der Entwicklung von „Decidim“ wurde die dafür notwendige Technologie jedoch von den einschlägigen US-Tech-Konzernen, unter anderem IBM und Microsoft, geliefert. Das brachte das Problem mit sich, dass „die Stadt keine Kontrolle über die Daten“ hatte, wie die Leiterin des Bereichs „Digitale Technologien“, Francesca Bria, sagt. Bei „Decidim“ behielten die Bürger das Verfügungsrecht über ihre Daten, wird von Seiten der Verwaltung versichert. Inwiefern das zutrifft, ist nicht nachprüfbar. Fakt ist auf jeden Fall, dass die zum Einsatz kommende technische Infrastruktur nicht von wenigen Groß-Unternehmen stammt, sondern von einer ganzen Reihe von kleinen und mittelgroßen spanischen IT-Firmen.

In Nordamerika gibt es schon seit einiger Zeit Bestrebungen, vollkommen digitalisierte Metropolen, sogenannte „Smart Cities“, zu entwickeln. Das zum Google-Mutterkonzern „Alphabet“ gehörende Unternehmen „Sidewalk Labs“ ist derzeit dabei, auf einer Fläche von knapp fünf Hektar in Toronto ein Stadtviertel mit 3.000 Wohneinheiten zu entwickeln, das - neben beheizten Fahrradwegen - über eine totale Vernetzung verführt. Das Projekt ist unter massive Kritik seitens der Bürger der Stadt geraten, unter anderem war die Rede von einer „Öko-Diktatur“, von der primär Google als Abgreifer von Daten profitieren werde. Auch Bill Gates soll eine Smart City namens Belmont planen, und zwar im US-Bundesstaat Arizona. Der Multi-Milliardär investierte 80 Millionen Dollar in ein riesiges Stück Land circa 70 Kilometer westlich von Phoenix. Derzeit scheint das Projekt jedoch auf Eis gelegt zu sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...