Finanzen

Facebook stößt mit eigener Kryptowährung weltweit auf Widerstand

Die Pläne von Facebook, eine eigene weltweit gültige Kryptowährung aufzubauen, stoßen weltweit auf Widerstand und Misstrauen.
19.06.2019 16:47
Lesezeit: 2 min

Facebook stößt mit seinen Plänen für eine selbst entwickelte Kryptowährung weltweit auf Widerstand. Politiker und Verbraucherschützer sorgen sich vor allem um den Datenschutz. "Facebook hat Daten über Milliarden von Menschen und deren Schutz wiederholt missachtet", erklärte die demokratische Abgeordnete und Vorsitzende des US-Finanzausschusses, Maxine Waters. "Mit der Ankündigung, eine Kryptowährung zu schaffen, setzt Facebook seine unkontrollierte Expansion fort und erweitert seine Reichweite auf das Leben seiner Nutzer." Sie forderte das weltweit größte soziale Netzwerk auf, seine Pläne für die Cyberwährung mit dem Namen "Libra" auf Eis zu legen und die Untersuchungen der Behörden abzuwarten, berichtet Reuters.

Facebook ist erneut mit Klagen wegen eines zu nachlässigen Schutzes der Privatsphäre der Nutzer konfrontiert. Der Konzern sei schon zu groß und zu mächtig und gebrauche die Daten seiner Nutzer, ohne ihre Privatsphäre in ausreichendem Maß zu schützen, kritisierte Sherrod Brown, Demokrat im Bankenausschuss des US-Senats. "Wir können nicht zulassen, dass Facebook ohne Aufsicht eine riskante neue Kryptowährung von einem Schweizer Bankkonto aus führt." Der republikanische Abgeordnete Patrick McHenry beantragte eine Anhörung von Facebook-Vertretern zu den Plänen.

Auch in Europa ist das Misstrauen groß: Der französische Finanzminister Bruno Le Maire plädierte für eine stärkere Kontrolle von Technologiegiganten wie Facebook. "Dieses Geldmittel wird es Facebook ermöglichen, Abermillionen Daten zu sammeln, was meine Überzeugung bestärkt, dass es notwendig ist, die digitalen Giganten zu regulieren", sagte er zu Radio Europe 1. Die Pläne für Libra sollten Aufsichtsbehörden in Alarmbereitschaft versetzen, gab der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) zu Bedenken. Die Europäische Kommission solle daher rasch mit den Arbeiten an rechtlichen Rahmenbedingungen für Kryptowährungen beginnen.

Facebook will in der ersten Jahreshälfte 2020 eine selbst entwickelte Kryptowährung an den Start bringen. Libra soll es Nutzern ermöglichen, untereinander Geld zu versenden und Waren von Unternehmen zu erwerben. Ein Firmensprecher erklärte, Facebook werde alle Fragen des Gesetzgebers beantworten. Man stehe mit Behörden in den USA und der Schweiz, wo die hinter Libra stehende Gesellschaft registriert ist, in Gesprächen.

Mit Libra will Facebook in den weltweiten Zahlungsverkehr einsteigen und Branchenexperten erwarten, dass dies das traditionelle Finanzsystem durchrütteln könnte. Die Pläne werden von namhaften Firmen wie Mastercard, PayPal und Spotify unterstützt – welche selbstverständlich eigene Interessen verfolgen und von denen einige Firmen an der Zurückdrängung oder Abschaffung von Bargeld arbeiten.

"Das Facebook-Libra-Projekt ist in Größe, Anspruch und Erfolgswahrscheinlichkeit wegweisend und kann die Verbreitung von Kryptowährungen enorm beschleunigen", sagte Hartmut Giesen, Digtitalexperte bei der Sutor Bank in Hamburg. Wegweisend könnte Libra vor allem für die sogenannte Remittance-Branche sein, also dem Geschäft mit dem Überweisen von Geldern durch Migranten in ihre Heimat, erläuterte Andreas Pratz, Experte bei PwC für den Bereicht Financial Services.

Im Gegensatz zu der größten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin soll Libra an einen Korb von mehreren Währungen geknüpft werden, vor allem an den US-Dollar. Damit sollen Wertschwankungen wie bei Bitcoin vermieden werden. Bitcoin ist eine digitale Währung, die durch das Berechnen komplexer Algorithmen von Computern hergestellt wird und an keine anderen Devisen gebunden ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...