Gemischtes

Ifo-Institut: Aufbau einer Batteriezellenbranche in der Lausitz wird nicht funktionieren

Das ifo-Institut sieht Pläne der Bundesregierung skeptisch, wonach als Ausgleich für die Schließung der Kohlegruben eine Batteriezellenproduktion angesiedelt werden soll.
14.07.2019 13:24
Lesezeit: 2 min

Eine Batteriezellen-Produktion für Elektroautos in der Lausitz anzusiedeln, kann nicht erfolgreich sein. Das sagt der Präsident des ifo Instituts Prof. Clemens Fuest dem MDR-Magazin "Umschau". "Es gibt in der Lausitz heute keine Kompetenz im Bereich Batterien und Mobilität. Eine Batteriefabrik könnte erfolgreich sein, wenn sie in Wolfsburg, in Stuttgart oder in München ist, wo wir schon Expertise haben. Diese gibt es in der Lausitz nicht", so der Wirtschaftswissenschaftler.

"Ich halte es für wichtig, dass man sich aktiv um Gebiete wie die Lausitz kümmert, die vom Kohleausstieg betroffen sind. Man muss das auch, um den Menschen eine Perspektive zu geben", sagt Prof. Fuest. Strukturpolitik mit Innovationsförderung zu verbinden, sei jedoch nursinnvoll, wenn man an Dingen anknüpfen kann, die schon da sind, sagt er mit Blick auf die von Wirtschaftsminister Altmaier angekündigte Milliarden-Förderung für deutsche Batteriezellen-Fabriken.

Nach Meinung des Ökonomen ist es erfolgversprechend für die Lausitz , u.a. Hochschulen zu fördern und deren Expertise weiter zu entwickeln, staatliche Behörden dorthin verlagern, den Mittelstand zu fördern sowie die Infrastruktur zu verbessern, so dass das Wohnen in der Region attraktiver wird.

Die Bundesregierung will für Deutschland den Kohleausstieg bis 2038. Die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (Kohlekommission) hat in ihrem Abschlussbericht Anfang 2019 der Bundesregierung Maßnahmen zur sozialen und strukturpolitischen Entwicklung der Braunkohleregionen empfohlen. Arbeitsplätze, die

durch die Schließung der Kohlebetriebe wegfallen, sollen mit der Ansiedlung neuer Unternehmen kompensiert werden. Dabei ging es auch immer wieder um Batteriezellenfabriken in der Lausitz. Für die Förderung einer Batteriezellenfertigung in Deutschland werde die Bundesregierung bis 2021 aus dem Etat des Wirtschaftsministeriums eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

„Man sollte nicht versuchen, regionalpolitische Ziele mit industriepolitischen Instrumenten zu lösen“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest in Dresden.

Bei der Industriepolitik gehe es darum, Wettbewerbsvorteile in Gesamtdeutschland zu sichern. Da in Deutschland jeder zehnte Arbeitsplatz in der Industrie am Verbrennungsmotor hänge, sei die Sicherung der Wertschöpfung durch Erschließung von Zukunftstechnologien wichtig. Dabei sollte die Regionalpolitik aber keine Rolle spielen, sagte Fuest. Wenn industriepolitische und regionalpolitische Anliegen vermischt würden, erreiche man am Ende keines von beiden.

Strukturwandel in der Lausitz zu bewältigen, sei hingegen ein regionalpolitisches Ziel, das an den spezifischen Kompetenzen in der Region anknüpfen sollte, ergänzt Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo Niederlassung Dresden. „Davon gibt es in der Lausitz etliche, zum Beispiel freie Flächen, die Nähe zu Polen und Berlin oder die Technische Universität Cottbus-Senftenberg. „Um die Stärken zu nutzen, ist es wichtig, ein geeignetes Verfahren zu finden, in das die lokale Wirtschaft und Bevölkerung eingebunden sind und dort Projekte auf den Weg zu bringen“, fügt Fuest hinzu. Diese seien anschließend ergebnisoffen zu bewerten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...