Politik

Deutsche Schiffbau-Zulieferer halten sich wacker in der Krise

Die deutschen Schiffbau-Zulieferer befinden sich im Aufwind. Die Branche stemmt sich damit erfolgreich gegen den allgemeinen Trend im verarbeitenden Gewerbe, der eindeutig nach unten zeigt.
21.07.2019 21:48
Lesezeit: 2 min

2018 hatte die Branche ihren Umsatz leicht von 10,6 Milliarden auf 10,7 Milliarden Euro verbessern können (ein Plus von 1,1 Prozent). Auf den ersten Blick ist das kein besonders beeindruckendes Ergebnis. Bedenkt man allerdings, dass die Branche in den vorhergehenden Jahren wegen der Schiffbaukrise mehr als eine Milliarde Umsatz verloren hatte, ist das Jahr 2018 zweifellos als Erfolg zu bewerten.

Optimistisch sind die Zulieferer zum einen, weil die Reeder wieder mehr Schiffe bestellen. 2016 hatte der weltweite Schiffbau mit gerade mal 1.000 ausgelieferten Einheiten einen dramatischen Tiefpunkt erreicht. Seitdem geht es wieder aufwärts, derzeit befinden sich rund 2.000 Schiffe im Bau. Laut Branchen-Experten kann die Zahl perspektivisch auf 2.500 ansteigen. Positiv wirkt sich auch die ungebrochene Beliebtheit von Kreuzfahrten aus, die eine Zunahme des Baus entsprechender Schiffe befeuert. Das kommt den Zulieferern insofern entgegen, als dass der Zulieferer-Anteil bei technisch komplexen, hochpreisigen Schiffbau-Projekten besonders hoch ist.

Den zweiten Grund für ihren Optimismus sehen die Zulieferer in dem Umstand, dass sie ihre internationale Spitzenstellung in Sachen technisches Know-how auch während der Krisenjahre bewahren und in die jetzigen Zeiten des wiederbeginnenden Aufschwungs hinüberretten konnten. In zwei Bereichen, die bereits jetzt wichtig sind und in den nächsten Jahren noch enorm an Bedeutung zunehmen werden, sind die Deutschen besonders stark.

Zum einen in der Digitalisierung. Zum anderen in der Antriebstechnik, deren Entwicklung stark vom Trend hin zum Einsatz umweltfreundlicher Antriebsmittel geprägt ist („Green Shipping“). Dazu sagt Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender des Bereichs ´Marine Equipment and Systems´ beim ´Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau´ (VDMA): „Mit unserem Vorsprung bei diesen Innovationen können wir auch international punkten und erfolgreich sein. … Neue Entwicklungen in der Digitalisierung und der Antriebstechnik helfen uns bei der Steuerung der hochkomplexen Anlagen, die dann das Gesamtsystem Schiff klimaschonender weltweit bewegen.“

Anhalten wird der Aufschwung für die Schiffs-Zulieferer allerdings nur, wenn sie ihre Produkte auch weiterhin ohne Probleme weltweit absetzen können. Und das ist angesichts der derzeitigen weltpolitischen Lage alles andere als sicher. Johannsmann warnt vor dem Brexit, von dem „viele Belastungen zu erwarten“ seien, darüber hinaus vor allem vor den Entwicklungen in China. Entgegen der Ankündigungen Pekings, seine Märkte stärker für ausländische Unternehmen zu öffnen, werde der Zukunft zum chinesischen Markt zunehmend schwieriger, was einem die Augen dafür öffnen solle, dass Deutschland sich mit der Volksrepublik „in einem Systemwettbewerb zwischen offener Marktwirtschaft und einem staatskapitalistischen Modell“ befindet.

Zahlen und Fakten: Die deutschen Schiffs-Zulieferer haben mit 63.000 Beschäftigten im Jahr 2018 einen Umsatz von 10,7 Milliarden Euro erzielt. Das ist rund dreimal so viel wie die Schiffbau-Industrie selbst. Die Exportquote beträgt fast drei Viertel (73 Prozent). Fast genau ein Drittel der Exporte (32 Prozent/ 23,5 Prozent vom Gesamt-Umsatz) gehen ins europäische Ausland, 20 Prozent (14,5 vom Gesamt-Umsatz) nach China.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....