Finanzen

Chinesischer Yuan gerät unter starken Abwertungsdruck

Lesezeit: 1 min
05.08.2019 09:33
Der Kurs des chinesischen Yuan zum US-Dollar sinkt deutlich. An den Börsen herrscht große Verunsicherung unter Anlagern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aus Furcht vor einer weltweiten Rezession durch die Verschärfung des Zollstreits zwischen den USA und China flüchten weitere Anleger aus den europäischen Aktienmärkten. "Die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Verbesserung zum Jahresende sind aufgrund der jetzt erreichten Eskalationsstufe zerplatzt wie eine Seifenblase", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Montag jeweils mehr als eineinhalb Prozent auf 11.683 beziehungsweise 3320 Punkte, nachdem sie am Freitag bereits um gut drei Prozent abgerutscht waren. Parallel dazu geriet auch die chinesische Währung unter Verkaufsdruck. Der Dollar übersprang im Gegenzug erstmals seit mehr als elf Jahren die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan.

Nervös mache Investoren ein Medienbericht, dem zufolge China sämtliche Importe von US-Agrarprodukten ausgesetzt hat, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "China trifft genau die Stelle, an der US-Präsident Donald Trump besonders verwundbar ist. Bisher hat er sich als Schutzpatron der US-Agrarindustrie präsentiert."

Die Yuan-Abwertung wertete Commerzbank-Analyst Hao Zhou als Zeichen, dass China wegen der Verschärfung des Zollstreits nicht mehr bereit sei, den Kurs seiner Währung zu stützen. "Die brennende Frage lautet nun, ob China seine Währung zur Waffe stilisieren möchte, um in einem unübersichtlichen Handelskrieg zurückschlagen zu können." Die chinesische Währung darf einen von der Notenbank täglich vorgegebenen Kurs nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten. Eine Abwertung verbessert die Wettbewerbschancen chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt und federt damit die wirtschaftlichen Folgen des Zollstreits mit den USA ab.

GOLD UND BUNDESANLEIHEN GEFRAGT - ÖLPREIS AUF TALFAHRT

Vor diesem Hintergrund flüchteten Anleger in "sichere Häfen". Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Anleihen Deutschlands und der Schweiz auf Rekordtiefs von minus 0,537 beziehungsweise minus 0,892 Prozent. Die "Antikrisen-Währung" Gold stieg um bis zu 1,3 Prozent auf 1459,47 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) auf ein Sechs-Jahres-Hoch. Am Devisenmarkt fiel der Euro auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,0869 Franken. Um eine weitere Aufwertung ihrer Währung und die damit verbundene Belastung für die Konjunktur zu verhindern, müsse mit verbalen oder tatsächlichen Interventionen der Schweizer Nationalbank gerechnet werden, sagte BayernLB-Analyst Manuel Andersch.

Konjunkturpessimismus prägte auch die Märkte für Rohöl und Industriemetalle. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 61,16 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für Kupfer fiel um 0,7 Prozent auf 5689 Dollar je Tonne. Dies drückte die Indizes für die europäischen Ölkonzerne und Minenbetreiber um bis zu drei Prozent. Aus den Depots flogen zudem Chipwerte, die üblicherweise sensibel auf Nachrichten rund um den Zollstreit reagieren. Sie rutschten im Schnitt um 2,7 Prozent ab.


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Nachhaltige Stadtentwicklung: Die Rolle von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien
24.06.2024

Ende Mai wurde in weiten Teilen Deutschlands wieder eines deutlich: Die Klima-Herausforderungen werden immer größer. Welche...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Wirtschaft schwächelt: Geschäftsklima trübt sich ein, Insolenzen steigen rapide
24.06.2024

Dämpfer für die deutsche Wirtschaft. Das Geschäftsklima hat sich im Mai wieder eingetrübt und die Firmeninsolvenzen nehmen massiv zu....

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der Energiesicherheit in Zeiten geopolitischer Instabilität
24.06.2024

Unternehmen im Bereich Energiesicherheit sind aktuell stark gefordert. Sie müssen den Klimaneutralitätsplan bis 2025 verfolgen - trotz...

DWN
Politik
Politik Gesundheitssystem Umfrage: Deutsche immer unzufriedener
24.06.2024

Immer mehr Bürger kritisieren Missstände im deutschen Gesundheitswesen. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass ein Großteil der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Grüner Wasserstoff: Chance und Risiko für die Dekarbonisierung Deutschlands
24.06.2024

Deutschland setzt auf grünen Wasserstoff als zentralen Bestandteil der Energiewende. Er soll Stromengpässe ausgleichen und die Industrie...

DWN
Politik
Politik Lagebericht: Die Ukraine attackiert Ziele auf der Krim, Russland erleidet Terroranschläge im Kaukasus
24.06.2024

Der gegenseitige Beschuss zwischen Russland und der Ukraine eskaliert weiter. Im russischen Kaukasus sterben viele Polizisten bei einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Zollstreit um E-Autos: Peking und Brüssel wollen verhandeln
24.06.2024

Eine Eskalation im Handelsstreit um ist abgewendet, zumindest vorerst: Die EU und China wollen bezüglich Zöllen auf chinesische...

DWN
Politik
Politik „Anarchokapitalist“ Milei trifft Scholz in Berlin: Viel Konsens, Streitpunkt Wirtschaftsreformen
24.06.2024

Nur 60 Minuten dauerte der Antrittsbesuch von Argentiniens exzentrischem Präsidenten bei Olaf Scholz in Berlin. Bei den Themen Ukraine und...