Politik

Britische Bank schließt Konto von russischem Auslandssender

Lesezeit: 2 min
17.10.2016 18:50
Die britische NatWest-Bank hat alle Konten des staatlichen russischen Senders RT geschlossen. Die Maßnahme könnte ein erster Schritt in Richtung von verdeckten Sanktionen gegen Russland sein.
Britische Bank schließt Konto von russischem Auslandssender

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die britische Bank NatWest hat alle Konten des staatlichen russischen Senders Russia Today (RT) in London geschlossen. Der von der Regierung in Moskau finanzierte Sender veröffentlichte am Montag einen entsprechenden Brief des Institutes, das zur Royal Bank of Scotland gehört. Der britische Staat hält die Mehrheit an der RBS. Der Sender berichtete, dass die Bank dem Sender mitgeteilt habe, dass die Entscheidung endgültig sei und es darüber keine weiteren Verhandlungen geben könne.

Eine Sprecherin des russischen Außenministerium kritisierte, Großbritannien habe offenbar sein Eintreten für die Meinungsfreiheit aufgegeben. RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan sagte, eine mögliche Erklärung sei, dass die Kontenschließung Teil eines britischen Sanktionspaketes gegen Russland sein könnte. Die EU und die USA diskutieren gerade darüber, ob wegen des russischen Vorgehens in Syrien Sanktionen verhängt werden sollten. Die Bank NatWest teilte nicht mit, warum das Konto geschlossen wurde. Eine Sprecherin von Premierministerin Theresa May sagte, es handele sich um eine unternehmerische Entscheidung.

Die Royal Bank of Scotland erklärte, man prüfe die Lage und setze sich mit dem Kunden in Verbindung. Die Konten seien nicht geschlossen.

Die EU-Außenminister haben am Montag nach eigenen Angaben "einen starken Aufruf" an Russland und Syrien gerichtet, die Bombardierungen auf Aleppo einzustellen, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montagnachmittag in Luxemburg. Die EU fordert Moskau demnach auch auf, die Verhandlungen über eine friedliche Lösung des Konflikts fortzusetzen. Russland bietet das schon lange an, fordert aber, dass die Unterstützung der westlichen Allianz mit den Golfstaaten nicht die al-Nusra-Front umfassen dürfe.

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sagte, dass es Diskussionen im Kreis der 28 Mitgliedstaaten über verschärfte Sanktionen gegeben habe. Am Ende sei die Haltung der EU aber "einstimmig" gewesen. Zu Ende sein müsse die Sanktionsdebatte damit nicht. "Die Debatte kann sich natürlich fortsetzen", sagte der Minister auf eine Frage nach dem EU-Gipfel Ende der Woche. "Das wird sehr davon abhängen, was in Aleppo geschieht."

Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert verschärfte Sanktionen gegen Russland. Zur Zukunft von RT in Deutschland gibt es noch keine Aussagen der Bundesregierung.

US-Vizepräsident Joe Biden hatte eine "Botschaft" an Russland angekündigt. Die CIA hat eine verdeckte Cyber-Attacke angekündigt. Das ist etwas seltsam, weil eine angekündigte Attacke nur schwer als verdeckt bezeichnet werden kann.

Biden hatte allerdings auch gesagt, dass die Botschaft an Putin nicht so sein müsse, dass die Öffentlichkeit etwas davon mitbekommt.

Die Konto-Sperrung von RT könnte ein erster Schritt sein, eine Art verdeckte Sanktion gegen Russland zu verhängen: Der Sender ist den westlichen Regierungen seit langem ein Dorn im Auge. Wenn dem Sender in allen EU-Staaten die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird, dürfte es für die Russen schwer werden, Medien-Operationen in der Landessprache abzuhalten.

Der EUObserver berichtet, dass geplant war, bei dem EU-Treffen auch die Massnahmen zu überlegen, um Russlands für Parteien in Europa zu unterbinden. Die US-Geheimdienste untersuchen seit einiger Zeit, ob die Russen rechtsextreme und/oder Nato-kritische Parteien finanzieren. Die Untersuchung ist durchaus ernstzunehmen: Ohne Anhaltspunkte für diese Hypothese ist es unwahrscheinlich, dass die US-Regierung den Geheimdiensten diesen Auftrag erteilt hätte.

Sollte RT in ganz Europa faktisch Sendeverbot erhalten, wäre dies eine empfindliche Niederlage für Russlands Präsident Wladimir Putin. Der Sender hat weltweit ein Millionenpublikum und gehört in seiner englischsprachigen Version zu den größten Nachrichtenwebsites weltweit.

Für die USA und Großbritannien, die schärfere Sanktionen gegen Russland fordern, wäre ein Schlag gegen RT ein Erfolg. Damit könnten sich jene Staaten anschließen, die einen harten Kurs gegen Russland fordern: Laut dem US-Magazin Politico sind das vor allem Frankreich und Deutschland. Auch Polen und die Balten sind für eine Verschärfung. Österreich, Italien, Griechenland, die Slowakei und Ungarn sind dagegen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...