Amerikanische Computer-Spezialisten behaupten, dass ein von der Trump Organisation genutzter E-Mail-Server in den zurückliegenden Monaten regelmäßig Kontakt nach Russland gehabt habe. Offenbar, so die Experten, die anonym bleiben wollen, habe es einen Austausch mit der russischen Alfa Bank in Moskau gegeben, berichtet das Magazin Slate.
Den Experten zufolge sei die E-Mail-Verbindung so angelegt gewesen, dass Außenstehenden der Zutritt verwehrt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Verbindung von Dritten künstlich angelegt wurde, um Trump fälschlicherweise mit Russland in Verbindung zu bringen, ist den vom Magazin zitierten Beobachtern zufolge gering.
Doch The Intercept von Glenn Greenwald hält die These für abwegig: Die Spezialisten hätten ihr Material zahlreichen anderen Medien vorgelegt - der New York Times, der Washington Post, Reuters, dem Daily Beast und Vice. Kienes der Magazine habe jedoch ausreichend Hinweise gefunden, um daraus eine Story zu machen, schreibt The Intercept. Der Grund liege darin, dass die Kernaussage der Spezialisten eher darauf hindeute, dass es sich um einen klassischen Mail-Spam-Server handle, der Massen-Emails für Trumps Luxushotels versende.
Slate wittert jedoch mehr hinter dem Server: „Die Forscher haben schnell die Befürchtung aufgegeben, dass die Logs einen Angriff mit Schadsoftware repräsentieren. Die Kommunikation war nicht das Werk von Bots. Die irreguläre Art und Weise, mit denen die Server aufgerufen wurden, ähnelte menschlicher Konversation – einer Konversation, die zum Tagesbeginn in New York begann und sich während der Arbeitsstunden in Moskau fortsetzte. Es dämmerte den Forschern, dass dies kein Angriff war, sondern eine nachhaltige Beziehung zwischen einem Server der Trump Organisation und zwei Servern, die zur Moskauer Alfa Bank gehörten“, schreibt Slate.
Selbst wenn es sich um einen geschäftlichen Kontakt handle, würde dies keinen Straftatbestand konstituieren, weil die Alfa-Bank nicht auf der Sanktionsliste steht. Trump hätte dann aber ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil er zuletzt in der TV-Debatte gesagt hatte, er habe keinerlei Geschäftstätigkeit in Russland.
Interessant ist, dass der Vorwurf von den den Demokraten zugeneigten Medien nicht massiv aufgegriffen wurde.
In der Vergangenheit wurde mehrfach unterstellt, dass Donald Trump geschäftliche oder politische Verbindungen nach Russland unterhalte. Inzwischen hat das FBI Vorermittlungen gegen den früheren Leiter der Wahlkampagne Trumps aufgenommen, wie NBC News berichtet. Die Behörde untersuche die geschäftlichen Verbindungen Paul Manaforts zu russischen und ukrainischen Oligarchen, schreibt NBC. Bei Vorermittlungen handelt es sich jedoch nicht um vollwertige Ermittlungen. Vor wenigen Tagen erst hatte das FBI bekanntgegeben, dass es neu aufgetauchte E-Mails von Hillary Clinton aus ihrer Zeit als US-Verteidigungsministerin untersuche.
Wie die New York Times berichtet, konnte das FBI bislang jedoch keine konkrete Verbindung zwischen Trump und der russischen Regierung finden: „Im Sommer weitete das FBI seine Ermittlungen zur möglichen Rolle Russlands im US-Wahlkampf aus. Agenten überprüften Berater Donald Trumps, suchten nach geschäftlichen Verbindungen, suchten nach den Verantwortlichen für die Hackerangriffe auf die demokratische Partei und verfolgten eine Spur nach einer angeblich geheimen E-Mail-Kommunikation zwischen der Trump Organisation und einer russischen Bank – welche sie nun bezweifelt. Strafverfolgungsbeamte sagen nun, dass keine dieser Ermittlungen bislang zu einer klaren Verbindung zwischen Herrn Trump und der russischen Regierung geführt habe.“
Auch gegen die Firma des Bruders des Wahlkampfleiters von Hillary Clinton, John Podesta, wurden Ende August Ermittlungen aufgenommen. Tony Podesta steht im Verdacht, über die Lobby-Vereinigung Podesta Group Treffen zwischen ukrainischen Staatsbeamten und amerikanischen Senatoren und Kongressabgeordneten organisiert zu haben.