Politik

Ryanair nach Frankfurt: Endlich Konkurrenz für die Lufthansa

Die Entscheidung des Flughafens Frankfurt für Ryanair könnte die Lufthansa unter Druck setzen.
04.11.2016 10:16
Lesezeit: 2 min

Die Entscheidung des Flughafens Frankfurt für Ryanair könnte die Lufthansa unter Druck setzen. Mit dem langsamen Tod der Air Berlin hat der frühere Monopolist nämich plötzlich wieder die Chance, die Preise ungestört zu erhöhen. Zahlreiche Übernahmen haben das Unternehmen in eine insgesamt mühsame Lage gebracht. Üblicherweise wirken sich solche Probleme in Preiserhöhungen für die Kunden aus.

Doch nun könnten Ryanair und der Fraport der Lufthansa einen Strich durch die Rechnung machen.

Der Frankfurter Airport-Betreiber Fraport will sein Geschäft mit neuen Angeboten für Billigflieger ausbauen - doch die Ansiedlung von Ryanair hat schon andernorts heftigen Streit losgetreten. Wegen der Flaute im klassischen Passagiergeschäft öffnet der MDax-Konzern das Heimatdrehkreuz der Lufthansa zunehmend für Niedrigpreis-Gesellschaften. Das stößt bei etablierten Airlines auf harsche Kritik. Zu einem ähnlich gelagerten, älteren Konflikt am Flughafen Lübeck gab es am Donnerstag beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe noch keine Entscheidung.

Fraport-Chef Stefan Schulte verteidigte den von Lufthansa und Condor kritisierten Neukunden-Rabatt für den irischen Billigflieger. Die geplanten Anreize für Ryanair richten sich ihm zufolge sowohl an neue Airlines als auch an Bestandskunden, wenn diese neue Ziele anfliegen oder ihre Kapazitäten stark ausbauen. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings wäre als neuer Anbieter hoch willkommen, habe aber für den kommenden Sommerflugplan keine Starts und Landungen beantragt.

Der Flughafenbetreiber mit vielen internationalen Standorten steuert 2016 auf einen Rekordgewinn zu. Gründe dafür sind ein Anteilsverkauf im russischen St. Petersburg und die lang ersehnte Entschädigung für das geplatzte Terminal-Projekt in Manila auf den Philippinen, die zusammen bis zu 140 Millionen Euro zusätzlichen Nettogewinn bringen. «Wir erwarten das beste Ergebnis, das dieses Unternehmen je erzielt hat», sagte Schulte in Frankfurt. Angepeilt sind 400 bis 440 Millionen Euro bei einem nahezu unveränderten Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.

Frankfurt werde mit seiner komplizierten Infrastruktur nur einen begrenzten Anteil von Billigfliegern haben, sagte der Flughafen-Chef. Derzeit sind 4 Prozent des Aufkommens dort Billig-Fluggesellschaften zuzurechnen. Für sie sollen die technischen Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden. 10 Prozent wie in München seien eine realistische Größe, meinte Schulte. Ryanair will von März 2017 an zwei Maschinen in Frankfurt stationieren und 28 Flüge pro Woche anbieten.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Mittwoch betont, dass er nicht bereit sei, höhere Gebühren zu zahlen als Ryanair. Schulte rechnet dagegen mit einer Genehmigung der Gebührenstaffel durch das hessische Verkehrsministerium in den kommenden zwei Wochen.

Wie hoch mögliche Rabatte an die Airlines sein dürfen und wie diese genau definiert werden müssen, beschäftigt bereits den BGH. In einem jahrelangen Streit um angebliche Vergünstigungen für Ryanair in Lübeck ist aber kein schnelles Ende in Sicht. Ein Urteil dazu werde es erst am 9. Februar geben, kündigte der BGH an. Der Konflikt geht zurück auf eine Klage des Konkurrenten Air Berlin, der Flüge ins nahe gelegene Hamburg im Programm hat. Die Fluggesellschaft will die Hansestadt Lübeck zwingen, die Vorteile für Ryanair offenzulegen.

Air Berlin hält die Leistungen für unzulässige staatliche Beihilfen. Vor den Gerichten versucht das Unternehmen daher durchzusetzen, dass Ryanair Geld zurückerstatten muss. Der Fall wird dadurch verkompliziert, dass es am Lübecker Flughafen nach zwei Insolvenzen heute gar keinen Linienflugbetrieb mehr gibt. Ryanair hatte sich im Juli 2014 von dort zurückgezogen. Wegen des Verdachts der Beihilfen hatte die EU-Kommission bereits 2007 ein Prüfverfahren eröffnet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...