Ryanair will bis 2024 die Zahl der Passagiere im Jahr auf 200 Millionen nahezu verdoppeln. Dazu solle die Flotte auf 585 Flugzeuge und damit stärker wachsen als geplant, etwa in dem zur Ausmusterung vorgesehene Maschinen weiter in der Luft blieben, wie Ryanair am Montag mitteilte. Derzeit zählt der Easyjet -Konkurrent gut 350 Boeing-Mittelstreckenjets in seiner Flotte. Die Geschäfte laufen rund: Für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres bis Ende März vermeldete die Airline ein Gewinnplus von sieben Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro.
Ryanair sorgte vorige Woche mit der Ankündigung für Schlagzeilen, ab März erstmals vom Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt zu fliegen, so Reuters. Konzern-Chef Michael O'Leary zufolge ist der Vorstoß erst der Auftakt, um nach Kleinflughäfen auch an den großen Hubs präsent zu sein. "Der Rückzug und Umbau von europäischen Traditions-Airlines schafft für Ryanair neue Möglichkeiten, insbesondere an Großflughäfen." Die neue Ausrichtung sorgt für eine Verschiebung des Flugnetzes: Zum Jahreswechsel wird die Gesellschaft erstmals mehr Groß- als Regionalflughäfen ansteuern. In Deutschland ist das eine schlechte Nachricht für abgelegene Airports wie Hahn im Hunsrück oder Weeze bei Düsseldorf, die von Ryanair-Flügen abhängig sind. Dank des Strategieschwenks will Ryanair den Anteil am europäischen Kurzstreckenmarkt weiter erhöhen. Im Visier sind über 20 Prozent bis 2024, sagte O'Leary. Derzeit sind es etwa 15 Prozent.
Derweil florieren die Geschäfte bei den Iren trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und des Brexit-Votums für einen britischen EU-Austritt. Angesichts der Halbzeitmarke dürfte Ryanair das Jahres-Gewinnziel von bis zu 1,35 Milliarden Euro sicher erreichen, sagte O'Leary. Bei Anlegern kamen die Zwischenbilanz und die mutigeren Wachstumspläne gut an: Die Aktien stiegen um rund sechs Prozent.
Ryanair hält derzeit Kurs, die Lufthansa nach Passagieren bald als größte Airline Europas abzulösen. Der Weg war lang: Der Billigflug-Pionier wuchs vom bescheidenen Start Mitte der 1980er zur Branchengröße. Unter Führung des umtriebigen O'Leary strich die Linie vieles, woran Passagiere seit Jahrzehnten gewöhnt waren. Buchen kann man nur über das Internet, Boarding-Tickets müssen selbst ausgedruckt werden und auch im Flugpreis enthaltene Mahlzeiten fielen weg. Damit erreicht die Gesellschaft aus Dublin konkurrenzlos niedrige Kosten. Gewerkschaften kritisieren allerdings, dass dies zulasten von Piloten und Flugbegleitern gehe.