RWE leidet ungeachtet des erfolgreichen Börsengangs der Tochter Innogy weiter schwer unter dem Preisverfall an der Strombörse: In drei Quartalen schaffte der Konzern unter dem Strich nur noch einen Mini-Gewinn von elf Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Neben der Stromerzeugung schlugen Verluste im Energiehandelsgeschäft zu Buche. Im Vorjahr hatte der Überschuss nach neun Monaten noch 1,9 Milliarden Euro betragen, was aber vor allem an Einmalgewinnen aus dem Verkauf von Randgeschäften lag.
Der Essener Energieriese spürt auch bereits erste Anzeichen der künftigen Milliardenlasten für den Atomfonds: Wegen der anstehenden Zahlung von voraussichtlich rund 6,8 Milliarden Euro schichtete das Unternehmen bei seinen Geldanlagen um, wodurch sich das Finanzergebnis verschlechterte. Bereinigt um Sondereffekte unter anderem aus Anlagegeschäften sackte der Nettogewinn um knapp 60 Prozent auf 227 Millionen Euro ab.
Für das Gesamtjahr hält das Unternehmen dennoch an seiner Prognose eines bereinigten Nettoergebnisses zwischen 500 und 700 Millionen Euro fest. RWE habe angesichts der schwierigen Bedingungen vor allem für die konventionelle Stromerzeugung ein „respektables Ergebnis erzielt“, sagte der neue Finanzchef Markus Krebber.
Die neue RWE-Tochter Innogy ist seit Anfang Oktober an der Börse. Hier hat RWE sein Zukunftsgeschäft mit Netzen, Vertrieb und Ökostrom gebündelt. Die Zahlen werden weiter voll bei RWE einbezogen, da der Konzern auch nach dem Börsengang noch 76,8 Prozent der Anteile hält und dauerhaft Mehrheitseigentümer bleiben will. Innogy hatte bereits am vergangenen Freitag einen Gewinnrückgang für die ersten neun Monate gemeldet.
Im Mutterkonzern geblieben sind von den operativen Geschäften neben dem Energiehandel nur die angeschlagenen Großkraftwerke. Hier lief es zuletzt etwas besser als erwartet. So konnten niedrige Rohstoffkosten den Rückgang der Verkaufspreise beim Strom etwas ausgleichen. Zudem machten sich einige Sondererträge positiv bemerkbar, so dass die Sparte statt bislang mit einem deutlichen Gewinnrückgang nun mit einem stabilen Ergebnis in diesem Jahr rechnet.
In den ersten drei Quartalen lag das Betriebsergebnis aus der konventionellen Stromerzeugung auch dank eines Sparprogrammes bei 435 Millionen Euro und damit um sieben Prozent über dem Vorjahr. Mit den Gewinnen früherer Zeiten ist das aber nicht zu vergleichen.
Krebber betonte, er wolle den Konzernanteil für den Atomfonds möglichst schnell zahlen. Für rund 35 Prozent des geforderten Betrags hat RWE aber noch keine Rücklagen gebildet. Dabei handelt es sich um die sogenannte Risikoprämie, mit der sich der Staat für mögliche Kostensteigerungen bei der Atommüllentsorgung wappnen möchte. Wie RWE das finanziert, werde derzeit geprüft, erklärte Krebber. Spielräume hat RWE durch den Innogy-Börsengang gewonnen, der dem Mutterkonzern rund 2,6 Milliarden Euro in die Kassen brachte.