Wie die dpa berichtet habe Knorr-Bremse im Zuge der Offerte 71,2 Prozent angedient, einschließlich des 20-prozentigen Anteils des ursprünglich rivalisierenden Bieters ZF Friedrichshafen. Die Münchner selbst hatten bereits knapp 15 Prozent erworben. Knorr-Chef Klaus Deller sagte, die starke Unterstützung durch Investoren "bestätigt die Attraktivität unseres Angebots und die strategische Logik" des Zusammenschlusses. Die Münchner hatten 125 Kronen je Haldex-Aktie geboten - fünf Kronen mehr als ZF. Weil die kartellrechtlichen Freigaben noch nicht vorliegen, verlängerte Knorr nun aber die Angebotsfrist bis 28. Februar.
Neben dem Erreichen der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent hatten die Münchner die Zustimmung der Behörden als Voraussetzung für ihre Offerte genannt. Die Freigaben ziehen sich jedoch länger hin als Knorr-Bremse erwartet hatte. Vorstandschef Klaus Deller sagte mit Blick auf Anmeldeverfahren in der EU und den USA, es seien bereits zwei wichtige Meilensteine erreicht worden. "Aufgrund des offenen Dialogs mit den Behörden sind wir zuversichtlich, dass wir sämtliche Freigaben erhalten werden."
Der Haldex-Aufsichtsrat hatte im Zuge des Übernahmekampfes die Befürchtung geäußert, dass die Wettbewerbsaufsicht einschneidende Auflagen verhängt, weil die Schweden und die Bayern direkte Konkurrenten mit vielen Überschneidungen sind. Unter der Voraussetzung, dass die Behörden zustimmen, rang sich die Haldex-Führung nach langem Widerstand gegen Knorr dazu durch, ihren Aktionären die Annahme der Offerte aus München zu empfehlen. Zuvor hatte sie sich für das Angebot von ZF Friedrichshafen stark gemacht. Knorr schlug den schwäbischen Autozulieferer aus dem Feld; ZF Friedrichshafen zog sein Angebot zurück und kündigte an, seinen gut 20-prozentigen Haldex-Anteil an die Münchner zu verkaufen.
ZF-Chef Stefan Sommer sagte, das Haldex-Management habe die Hedgefonds mit ihrem Anteil von mehr als 40 Prozent unterschätzt. Diese hätten mit einem Bieterkampf den Preis nur noch weiter nach oben getrieben. "Haldex ist der größte Verlierer", sagte er am Dienstagabend in Stuttgart. Bei der noch länger andauernden Unsicherheit werde der Zulieferer Aufträge verlieren.
Der schwedische Spezialist für Anhänger-Bremsen ist so umkämpft, weil die deutschen Zulieferer um die führende Stellung als Anbieter von Bremssystemen für autonom fahrende Nutzfahrzeuge ringen. Das fränkisch-amerikanische Unternehmen SAF-Holland hatte im Sommer einen Anlauf gemacht, Haldex zu übernehmen, wurde aber rasch von ZF Friedrichshafen mit einer höheren Offerte ausgestochen. Kurze Zeit später trat Knorr-Bremse mit seinem noch höheren Angebot auf den Plan. ZF will nun selbst die Bremstechnik entwickeln, die sie mit Haldex eingekauft hätten. "Wir geben das Thema Bremse nicht auf", sagte Sommer.