Finanzen

Banken wollen Kunden mit zu wenig Transaktionen kündigen

Die Großbank Barclays analysiert mit einer Software alle Geschäftspartner und stößt unrentable Kunden ab. Auch andere Banken folgen dem Trend zur Kundenmaximierung.
02.01.2017 01:02
Lesezeit: 1 min

Die britische Großbank Barclays analysiert die Transaktionen aller ihrer Geschäftspartner mithilfe einer neuen Software namens „Flight Deck.“ Kunden, die inaktiv sind oder kaum Renditen erwirtschaften, wird seit neuestem gekündigt, berichtet Bloomberg. Barclays habe derzeit etwa 7.000 Kunden im Visier. Diesen werde nahegelegt, mehr Geschäfte mit der Bank abzuwickeln um mehr Rendite zu erzielen oder die Geschäftsbeziehung aufzugeben. Barclays möchte eine Mindestrendite von etwa 10 Prozent pro Kunde erzielen.

Seit 2014 hat die britische Bank bereits 17.000 Kunden aussortiert. Auch andere Großbanken legen inzwischen strikte Rentabilitätsmaßstäbe an ihre Geschäftspartner an. „Weltweit aktive Investmentbanken haben in der Vergangenheit ihre Verbindungen zu kleineren Klienten aufgegeben und versuchen stattdessen, die Zusammenarbeit mit den Elite-Fondsmanagern der Welt auszubauen. Banken wie Citigroup oder HSBC unterhalten genaue Listen ihrer Klienten und fokussieren sich auf die Geldmanager an der Spitze, während die Zeit, welche mit weniger aktiven Managern gewidmet wird, reduziert wird“, schreibt Bloomberg.

Die Deutsche Bank arbeitet offenbar derzeit daran, ihre Geschäftsbeziehungen zu etwa 3.400 Investmentkunden zu beenden. Die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley unterteilt ihre profitabelsten Kunden im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere in drei Gruppen: „supercore“, „core“ und „base“. Die fünf besten Hedgefonds-Kunden der Citigroup formen eine Elite-Abteilung mit Namen „Focus Five.“ Barclays unterteilt die 500 profitabelsten Kunden im Bereich „Markets“ in die Kategorien „Gold“, „Platin“ und „Diamond“.

„In meiner ganzen Laufbahn habe ich es noch nie erlebt, dass die Banken ihre Kundenbeziehungen strikt optimieren und auflösen, falls diese nicht die geforderten Gewinne erwirtschaften können. Aufgrund des Drucks, der auf ihnen lastet, handeln sie inzwischen“, sagt eine Beobachterin von Moody’s Investors Service. Der Fokus, so Beobachter, habe sich verschoben. „Wir kommen aus einer Welt, in der mehr besser ist: mehr Kunden, mehr Transaktionen, mehr Marktanteil. Die nach der Finanzkrise von 2008 eingeführten Eigenkapitalbestimmungen haben das Geschäft verändert – mehr ist jetzt nicht notwendigerweise besser und wir müssen viel anspruchsvoller und selektiv sein. In der Vergangenheit hatten wir einen eher eindimensionalen Blick auf die Gewinnrechnung“, wird ein Barclays-Analyst von Bloomberg zitiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
02.06.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
02.06.2025

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit...

DWN
Technologie
Technologie „KI wird Menschen nicht ersetzen – aber Menschen, die sie nutzen, werden jene verdrängen, die es nicht tun.“
02.06.2025

Was kommt nach dem digitalen Wandel? Die dänische Futuristin Anne Lise Kjaer über multipolare Macht, echte Nachhaltigkeit und warum die...