Der russische Botschafter in der Türkei ist am Montag bei einem Anschlag in Ankara getötet worden. Augenzeugen und dem russischen Außenministerium zufolge erschoss ein Mann den Diplomaten Andrej Karlow während dieser eine Fotoausstellung in der türkischen Hauptstadt eröffnete. Auf einem Video war zu sehen, wie der Angreifer rief: "Vergesst nicht Aleppo, vergesst nicht Syrien". Mit dem Attentat könnte der Syrien-Konflikt in bisher beispielloser Weise auf das nördliche Nachbarland übergegriffen haben. Aus Sicherheitskreisen verlautete, bei dem Angreifer habe es sich um einen türkischen Polizeibeamten gehandelt, der aber zum Tatzeitpunkt nicht im Dienst gewesen sei. International wurde das Attentat mit Bestürzung aufgenommen.
Die TASS berichtet, dass der Täter ebenfalls tot sein soll. Türkische Medien berichten, dass der Attentäter nach einer Schießerei mit Sicherheitskräften getötet worden sein soll, berichtet die New York Times.
Das Moskauer Außenministerium erklärte, der Anschlag werde als Terrorakt eingestuft. Der Vorfall werde noch am Montag vor den UN-Sicherheitsrat gebracht. Das Moskauer Präsidialamt erklärte, Präsident Wladimir Putin lasse sich über die Ereignisse unterrichten. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Ein Reporter der Zeitung "Hürriyet" berichtete, der Täter habe islamistische Slogans gerufen. Laut der Agentur Anadolu wurde der Angreifer "neutralisiert". Auf einem Video ist zu sehen, wie der in schwarzem Anzug und Krawatte gekleidete Täter zunächst hinter dem Diplomaten steht und dann auf diesen schießt.
Russland und die Türkei unterstützen in Syrien unterschiedliche Seiten: Während die Moskauer Regierung hinter Präsident Baschar al-Assad steht, hat die Türkei bestimmten Rebellengruppen geholfen. Russische Luftangriffe haben zuletzt eine zentrale Rolle dabei gespielt, dass Assad-Truppen in der lange umkämpften Stadt Aleppo über die Aufständischen siegten.
Die Rivalität zwischen Russland und der Türkei hat über lange Zeit zu erbittertem Streit zwischen beiden Seiten geführt. Zuletzt kam es jedoch zu einer Annäherung: Am Dienstag sind in Moskau Syrien-Beratungen beider Länder sowie des Iran geplant. Russischen Parlamentariern zufolge sollen die Gespräche trotz des Anschlags stattfinden.
In der Türkei ist auch die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aktiv. Sie hat hier in der Vergangenheit wiederholt Bombenanschläge verübt. Die englische "Hürriyet"-Internetseite meldete, türkische Sondereinheiten hätten die Kunstgalerie in der Hauptstadt umstellt. Laut Agentur RIA wurden auch die Sicherheitsvorkehrungen rund um die russische Botschaft erhöht.
Die Tat löste weltweit Bestürzung aus. Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Angriff in einer Mitteilung vom Abend. Auch die Regierungen in Washington und London sowie die Vereinten Nationen (UN) zeigten sich bestürzt.
Auch an den internationalen Finanzmärkten sorgte der Anschlag für Unruhe. Sowohl die türkische Lira als auch der russische Rubel gingen auf Talfahrt.