Politik

Türkei: Schüsse vor US-Botschaft in Ankara

Die USA haben ihre Botschaft in Ankara vorübergehend geschlossen. Die türkischen Behörden haben sechs Personen verhaftet, die aus dem Umfeld des Mörders des russischen Botschafters stammen sollen.
20.12.2016 10:49
Lesezeit: 2 min

Die US-Botschaft bleibt am Dienstag nach Schüssen vor dem Gebäude vorerst geschlossen. Gleiches treffe auch auf die Konsulate in Istanbul und Adana zu, teilte die Botschaft laut Reuters mit.

In den frühen Morgenstunden hatte sich ein Bewaffneter genähert und geschossen. Er wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Es gab Berichten zufolge keine Verletzten. Der Vorfall ereignete sich wenige Stunden nach dem Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei, der seinen Verletzungen erlag.

Nach dem Anschlag auf den russischen Botschafter in Ankara sind sechs Menschen aus dem Umfeld des Attentäters festgenommen worden, berichtet die AFP. Wie die Nachrichtenagentur Dogan am Dienstag berichtete, nahm die Polizei in der Provinz Aydin im Westen der Türkei sechs Menschen in Gewahrsam, darunter die Schwester, die Mutter, den Vater und einen Onkel des 22-jährigen Täters, der aus der Region stammte.

Der junge Polizist Mevlut Mert Altintas, der seit zweieinhalb Jahren in einer Spezialeinheit in Ankara diente, am Montag aber nicht im Dienst war, verschaffte sich nach Informationen der regierungsnahen Zeitung "Sabah" mit Hilfe seines Polizeiausweises Zutritt zu der Ausstellung. Demnach löste seine Waffe bei der Sicherheitsschleuse Alarm aus, doch durfte er nach Vorzeigen seines Ausweises bewaffnet passieren.

Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, Altintas habe in einem Hotel in der Nähe übernachtet. Er habe sich dort einen Anzug angezogen und rasiert, bevor er zu der Kunstgalerie im Botschaftsviertel Cankaya ging, wo der russische Botschafter Andrej Karlow eine Fotoausstellung zu Russland eröffnete. Bei der Eröffnung positionierte er sich wie ein Leibwächter hinter Karlow, bevor er ihm vier Mal in den Rücken schoss.

Der Attentäter rief nach der Tat, er habe dies aus "Rache" für Aleppo getan, wo die syrischen Regierungskräfte mit der Unterstützung der russischen Luftwaffe jüngst die letzten Rebellenviertel eroberten. "Vergesst Syrien nicht", rief Altintas und bekannte sich zum Dschihad. 15 Minuten nach dem Anschlag wurde er selbst in dem Ausstellungszentrum von der Polizei erschossen.

Der Bürgermeister von Ankara, Melih Gökcek, mutmaßte, der Attentäter könnte zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen gehören, die die Regierung für den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich macht. "Ein Anschlag auf die Freundschaft durch die verräterische Feto", schrieb "Sabah" unter Verwendung der türkischen Abkürzung für die Organisation.

Laut "Hürriyet" prüften die Behörden mögliche Verbindungen des Attentäters zur Gülen-Bewegung, deren Mitglieder seit Jahren Polizei, Armee, Justiz und Verwaltung unterwandert haben sollen. Der Prediger Gülen, der seit langem im Exil in den USA lebt und jede Verwicklung in den Umsturzversuch im Sommer bestreitet, verurteilte in einer Erklärung "diesen abscheulichen Terrorakt auf das Schärfste".

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