Politik

EU will Türkei Freihandel statt EU-Beitritt anbieten

Die EU-Kommission will die verfahrenen Gespräche mit der Türkei retten. Das Problem dürfte der Widerstand vieler EU-Staaten gegen die Türkei sein.
22.12.2016 03:00
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EU-Kommission hat Verhandlungen über eine Ausweitung der Zollunion zwischen der EU und der Türkei angeregt. Wie die Kommission am Mittwoch in Brüssel mitteilte, bat sie den Europäischen Rat um ein Mandat für Gespräche mit Ankara über eine Ausweitung der seit 1996 bestehenden Zollunion. Eine "Modernisierung der Zollunion" könne beiden Seiten "substanzielle wirtschaftliche Vorteile" bringen, erklärte die EU-Kommission.

Die Zollunion war 1995 als Vorbereitung einer möglichen türkischen EU-Mitgliedschaft vereinbart worden und ein Jahr später in Kraft getreten. Es handelt sich dabei um eine Art Freihandelsabkommen, bei dem die Partner den Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen vereinbaren. Ausgenommen sind im Falle der Türkei bisher landwirtschaftliche Produkte und der Bereich Kohle und Stahl. Die Türkei stellte ihren Antrag auf EU-Mitgliedschaft 1987, die Beitrittsgespräche begannen 2005.

Der Vorschlag der EU-Kommission zu Verhandlungen über eine Ausweitung der Zollunion erfolgt in einer Phase schwerer Spannungen zwischen der EU und der türkischen Führung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan. Der slowakische EU-Vorsitz erklärte Mitte Dezember, unter Verweis auf das harte Vorgehen der türkischen Führung gegen Regierungskritiker, "unter den derzeit vorherrschenden Umständen" werde im EU-Beitrittsprozess mit der Türkei keine Eröffnung weiterer Verhandlungskapitel in Betracht gezogen. Erdogan sagte seinerseits Ende November, die Türkei habe hinsichtlich der Beitrittsgespräche keine "positive" Einstellung.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verteidigte Mitte Dezember das Flüchtlingsabkommen mit Ankara. Während im Oktober 2015 an einem einzigen Tag noch 10.000 Flüchtlinge auf den griechischen Inseln angekommen seien, habe sich die Zahl nach dem Abkommen vom März auf "durchschnittlich 90 Flüchtlinge pro Tag" verringert. Die EU wolle die Vereinbarung deshalb weiter umsetzen - "Erdogan hin oder her", sagte Juncker.

Der Außenhandel der EU mit der Türkei lag zuletzt bei einem Jahresbetrag von rund 140 Milliarden Euro. Damit ist die Türkei aus Sicht der EU der fünftwichtigste Handelspartner, die EU ist für die Türkei der wichtigste Handelspartner. Erdogan sagte Ende November, er sehe "sehr viele Alternativen"

zum EU-Beitritt und schlug unter anderem eine Annäherung seines Landes an Russland und China vor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...