Politik

Merkel-Mann fordert Überprüfung aller Migranten in EU seit 2014

Lesezeit: 2 min
07.01.2017 17:25
Der Chef der EVP will alle Migranten überprüfen lassen, die seit 2014 in die EU eingereist sind. Was diese teure Maßnahme bringen soll, ist unklar - ebenso, die untergetauchten Illegalen erfasst werden sollen.
Merkel-Mann fordert Überprüfung aller Migranten in EU seit 2014

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angela Merkels man im EU-Parlament, Manfred Weber, verlangt eine schärfere Kontrolle von Flüchtlingen in der EU. "Alle in den vergangenen drei Jahren eingereisten Migranten sollen europaweit mit Hilfe aller relevanten Datenbanken überprüft werden", zitierte die Süddeutsche Zeitung aus einem Zehn-Punkte-Plan des Europapolitikers zur europäischen Sicherheitspolitik. Die CSU-Landesregierung in München will einem Bericht zufolge am Dienstag ein Asylkonzept für Deutschland und Europa beschließen.

Wie das geschehen soll, aus welchen Budgetmitteln es zu finanzieren ist und wie diejenigen erfasst werden sollen, die sich illegal in der EU aufhalten, ist unklar.

Unklar ist auch, warum die CDU nicht schon längst dazu übergegangen ist, Migranten und Flüchtlinge vor ihrer Einreise zu kontrollieren, etwa an gesetzeskonform gesicherten Grenzübergängen durch Personenkontrollen.

Weber, der auch Fraktionschef der konservativen EVP im Europaparlament ist, schrieb demnach weiter: Die EU-Staaten müssten ihre Daten besser und verbindlicher aufbereiten, um sie dann bei der europäischen Polizeibehörde Europol zentral speichern zu lassen. Darauf könnten dann alle nationalen Sicherheitsorgane schnell zugreifen. Das geplante europäische Ein- und Ausreiseregister nach US-Vorbild müsse bereits im nächsten Jahr eingeführt werden, forderte Weber.

Europol müsse außerdem eine europaweite "Gefährderdatei" aufbauen, in die nationale Behörden verpflichtend ihre Ermittlungsergebnisse einspeisen sollen. Weber will sein Thesenpapier dem Bericht zufolge nächste Woche im Fraktionspräsidium der EVP zur Diskussion stellen.

Mit der Flüchtlings- und Asylpolitik will sich auch die bayerische Landesregierung befassen. Der Ministerrat soll nach Informationen des "Münchner Merkur" am Dienstag ein Konzept aus der Feder von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) beschließen. Es sieht vor, den Umgang mit Asylbewerbern in Deutschland und den Grenzschutz in Europa weiter zu verschärfen. Die Hilfe für Entwicklungsländer, vor allem in Afrika, solle ausgebaut werden.

Seehofer hatte bereits unmittelbar nach dem Anschlag in Berlin eine Neujustierung der Politik verlangt. Ergänzt werden soll die "Charta" zur Asylpolitik laut "Münchner Merkur" mit vielen Einzelvorschlägen, die die für Sicherheit zuständigen bayerischen Minister mit Abgeordneten aus Bund und Land erarbeitet hätten.

An der umstrittenen Obergrenze für die Aufnahme von 200.000 Flüchtlingen im Jahr hält die neue "Charta" fest. Gelöst werden könne dies über Quotenregelungen in ganz Europa. "Die Aufnahme muss im Wege eines geordneten Verfahrens nach Quoten erfolgen, die für eine faire und solidarische Lastenverteilung in der EU sorgen und die Grenzen der Aufnahmefähigkeit eines Staates nicht überschreiten", zitierte der "Merkur" aus dem Papier.

Seehofer spreche sich zudem für weitere Abkommen mit Drittstaaten aus. Dazu gehörten auch Flüchtlingszentren in diesen Ländern.

Der Deutsche Richterbundes warnte unterdessen vor Aktionismus in der Debatte um Terrorgefahren und innere Sicherheit. Ihr Vorsitzender Jens Gnisa sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", gefragt sei eine "besonnene Sicherheitspolitik". Es gebe keine Gesetzesdefizite, sondern "Defizite beim Vollzug".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...