Politik

Geheimdienste starten Frontal-Angriff gegen Donald Trump

Die US-Geheimdienste haben gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst ein Dossier gegen Donald Trump vorgelegt. Demnach soll der designierte Präsident wegen sexueller Ausschweifungen von den Russen erpressbar sein.
11.01.2017 02:20
Lesezeit: 3 min

Die russische Regierung soll laut CNN kompromittierende Informationen über den künftigen US-Präsidenten Donald Trump in der Hand haben. Der Fernsehsender CNN berichtete am Dienstag, dies gehe aus einem Memo der US-Geheimdienstchefs hervor, das diese Trump in der vergangenen Woche präsentiert hätten. Laut dem zweiseitigen Dokument verfüge Moskau über Informationen zum Privatleben und den Finanzen des designierten Präsidenten. Zu den Details dieser angeblichen Informationen machte CNN keine Angaben. Das Dokument umfasst insgesamt 35 Seiten und wurde nach der CNN-Veröffentlichung von Buzzfeed ins Internet gestellt. BuzzFeed räumt allerdings ein, dass man selbst Zweifel habe, ob die Anschuldigungen zutreffend seien. Die Vorwürfe sind nicht ganz neu: Das investigative Magazin Mother Jones hatte bereits im Oktober darüber berichtet, hatte aber Zweifel an der Glaubwürdigkeit geäußert. Auch die Washington Post behauptet, die Dokumente schon vor geraumer Zeit gesehen zu haben, sie jedoch nicht veröffentlicht habe, weil man ihre Echtheit nicht habe überprüfen können.

Die New York Times, im Wahlkampf prononciert gegen Trump, kritisiert die Veröffentlichung:

Tatsächlich gibt es keinerlei Belege für die Anschuldigungen. Sie wurden von einem ehemaligen britischen Spion zusammengestellt, der sich wiederum auf sein Informanten in Russland beruft.

Trump bezeichnete die Anschuldigungen über Twitter als "Fake-News" und "Hexenjagd:

Das Dossier schildert Trumps angebliche Ausschweifungen im Moskauer Hotel Ritz Carlton. Trump soll dort in der Präsidentensuite genächtigt haben und von mehreren Prostituierten unterhalten worden sein. Die Geheimdienste berufen sich auf Spione, die im Hotel als Personal tätig gewesen sein sollen. Es soll "perverse sexuelle Akte" gegeben haben, die vom russischen Geheimdienste FSB organisiert worden sein sollen. Auch in St. Petersburg soll es sexuelle Ausschweifungen gegeben haben, weshalb sich Trump nicht um seine geschäftlichen Vorhaben habe kümmern können. Trump habe sich während seiner Russland-Aufenthalte so "unorthodox" benommen haben, dass die russischen Geheimdienste ausreichend Material hätten, ihn nach einem Wahlsieg erpressen zu können, wenn sie dies wünschten.

Vertreter von Trump sollen sich in Moskau mit Kreml-Leuten getroffen und vereinbart haben, dass die USA ihre Ukraine-Politik revidieren. Im Gegenzug werde es zu Erdöl-Deals zwischen Russland und den USA kommen.

Anders als das erste Geheimdienst-Papier hat das nun aufgetauchte Dossier enorme Sprengkraft. Es bezieht sich nicht mehr auf Hacker-Angriffe oder Propaganda-Maßnahmen der Russen, sondern stellt Trump als massiv erpressbar dar. Sollten die Geheimdienste die US-Öffentlichkeit und die politischen Eliten in Washington mit den neuen Vorwürfen überzeugen können, könnte diese Entwicklung weitreichende Konsequenzen für Trump haben.

Das Papier soll von den Spitzen der vier großen Geheimdienste an Präsident Obama und Donald Trump übermittelt worden sein.

Unter Berufung auf verschiedene anonyme Quellen berichtete der Sender auch, dass es dem Memo zufolge während des Wahlkampfs einen Kommunikationsaustausch zwischen dem Trump-Team und den Russen gegeben haben soll. So soll sich Trumps Anwalt Michael Cohen im August 2016 mit "Vertretern des Kreml" in Prag getroffen haben.

Cohen konterte auf Twitter und sagte, er sei nie in seinem Leben in Prag gewesen:

Die angeblichen russischen Informationen über den gewählten US-Präsidenten seien von einem früheren Agenten des britischen Geheimdienstes MI-6 an die US-Behörden übermittelt worden, hieß es bei CNN. Die frühere Arbeit dieses Agenten werde von US-Geheimdienstmitarbeitern als vertrauenswürdig eingestuft. Carl Bernstein konkretisierte den Vorgang auf CNN: Der frühere MI-6-Mann sei von den republikanischen Gegnern von Trump und später von den Demokraten angeheuert worden, um belastendes Material über Trump zu finden. Er habe sich dann mit seinen russischen Informanten in Verbindung gesetzt und die entsprechenden Hinweise an die Amerikaner weitergegeben. Später seien die Vorwürfe an den republikanischen Senator John McCain weitergereicht worden, welcher sie an FBI-Direktor James Comey in einem fünfminütigen Treffen übergeben habe.

Die US-Bundespolizei FBI untersuche nun, ob die von dem Ex-Agenten gelieferten Informationen über Trump zuverlässig und korrekt seien. CNN behauptet, dass das FBI bereits gegen Trump-Mitarbeiter wegen der Treffen mit Kreml-Leute ermittle.

Träfen die Vorwürfe zu, dass es Absprachen zwischen der Trump-Kampagne und Russland gegeben habe und die Unabhängigkeit des angehenden Präsidenten dadurch kompromittiert sei, dann wäre dies "schockierend" und "explosiv", sagte der Senator Chris Coons von den Demokraten zu CNN. Auch der Demokrat Al Franken sagte, dass die Anschuldigungen, wenn sie zuträfen, sehr "ernst" seien. Der Republikaner Devin Nunes sagte der Washington Post dagegen, dass er nicht glaube, dass die Behauptungen stimmen.

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