Politik

Donald Trump rastet aus: „Leben wir in Nazi-Deutschland?“

US-Präsident Donald Trump kämpft mit Verve gegen ein Geheimdienst-Dossier, das für ihn durchaus gefährlich werden könnte. In seiner Pressekonferenz konzentrierte sich Trump dennoch mehr auf die Zukunft.
11.01.2017 16:47
Lesezeit: 3 min

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Der designierte US-Präsident Donald Trump ist kurz vor seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Wahl auf Twitter ausgerastet: Zuvor hatten die Geheimdienste ein Dossier in Umlauf gebracht, das Trump der perversen Sex-Praktiken bezichtigt. Diese Informationen will ein britischer Ex-Spion von den Russen erhalten haben - garniert mit der Ankündigung, Trump wegen seines "unorthodoxen" Verhaltens im Bedarfsfalle erpressen zu können.

Trumps sagte bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag, dass er nicht wisse, wer hinter dem Bericht stehe: "Es könnten die Geheimdienste gewesen sein, wer weiß, vielleicht war es auch jemand anders." Er bedankte sich bei den Medien, die die Geschichte zuvor nicht aufgegriffen hatten. Unter anderem hatte die New York Times berichtet, dass sie die Geschichte vor einiger Zeit abgelehnt hatte, weil die Quellen nicht nachzuvollziehen gewesen sein.

Schon vor einiger Zeit hatten sich Trumps Feinde verschiedene Aktionen überlegt, um Trump zu stoppen. 

Trump hatte seinen Feinden zunächst den Wind aus den Segeln genommen, weil er sich zu der Auffassung bekannte, dass Russland hinter dem Hack des DNC gestanden haben soll. Diese Auffassung wiederholte Trump am Mittwoch, sagte aber auch, dass die Sicherheitsvorkehrungen des DNC so schlecht gewesen seien, dass der Server leicht zu hacken gewesen wäre. Wenn Russland den RNC-Server erfolgreich gehackt hätte, hätten die Russen nicht gezögert, auch Negatives über die Republikaner zu veröffentlichen. Ansonsten gelte: "Wenn Putin Donald Trump mag, dann ist das ein Asset und nicht eine Last. Ich weiß nicht, ob ich gut mit Putin auskommen werde. Aber wenn nicht, werde ich sicher härter gegen ihn vorgehen als Hillary Clinton hätte dies tun können."

Ein Sprecher Trumps sagte unmittelbar vor der Pressekonferenz, dass es unverantwortlich von Buzzfeed und CNN gewesen sei, wenige Tage vor der Inauguration einen solchen "unsubstantiierten Bericht" vorzulegen. Der Sprecher sagte, das Vorgehen der Medien sei eine "Schande". Auch der designierte Vizepräsident Mike Pence sagte bei der Pressekonferenz, es sei "verantwortungslos", derartige Fake-News zu lancieren.

Die Regierung in Moskau habe niemals versucht, Einfluss auf ihn auszuüben, sagte Trump: "Ich habe nichts mit Russland zu tun. Keine Geschäfte, keine Kredite, kein gar nichts." Russland selbst habe die Berichte über das Dossier als "völligen Unsinn" abgetan. Trump warf den US-Geheimdiensten vor, ihm schaden zu wollen. Sie hätten die Informationen über die Falschmeldungen niemals an die Öffentlichkeit gelangen lassen dürfen. Auf Twitter fragte er rhetorisch: "Leben wir in Nazi-Deutschland?"

Die Geheimdienste hatten mehrere US-Medien in Kenntnis gesetzt,  Trump sei am Freitag von den amerikanischen Geheimdienstchefs darüber informiert worden, dass Russland angeblich kompromittierendes Material über ihn habe. Auch der noch amtierende Präsident Barack Obama sei informiert worden. Zwei US-Regierungsvertreter bestätigten die Berichte. Einer betonte allerdings, dass die Angaben über das Dossier "ohne Grundlage" seien. Sie seien als zweiseitiges Memo an einen Bericht angeheftet gewesen, in dem es um die Einmischung Russlands in den US-Präsidentschaftswahlkampf gegangen sei.

Bereits in einer ersten Reaktion hatte Trump auf Twitter von "fake news" - Falschnachrichten - gesprochen und eine "totale politische Hexenjagd" ausgemacht. Sein künftiger Stabschef Reince Priebus bezeichnete die Angaben über das Dossier als "erfundenen Müll". Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte, es handle sich um einen Schwindel, den sich jemand ausgedacht habe, um den bilateralen Beziehungen zu den USA weiteren Schaden zuzufügen.

Im Laufe des Tages stand im New Yorker Trump Tower die erste Pressekonferenz des Wahlsiegers seit fast einem halben Jahr an. Trump hat ein angespanntes Verhältnis zu den Medien. Mehrfach hat er ihnen im Wahlkampf vorgeworfen, falsch über ihn zu berichten. An die Öffentlichkeit wandte er sich bevorzugt via Twitter. Sein Amt tritt er am 20. Januar an.

In der Pressekonferenz fokussierte sich Trump schließlich auf sein Programm. Er lobte Fiat Chrysler für seine Entscheidung in den USA zu produzieren. Sein Ziel es es, "wunderbare Dinge" für dieses Land zu tun. Viele Leute hätten ihm gesagt, dass es noch nie so einen positiven Geist in dem Land gegeben habe. Er wolle Arbeitsplätze schaffen und freue sich auf die Inauguration. Er könne auf "eine Bewegung" vertrauen, "wie sie die Welt noch nie gesehen hat".

Trump ließ in der Pressekonferenz erklären, wie seine Söhne künftig sein Unternehmen führen werden. Besonders überzeugend ist die Konstruktion nicht, und sie könnte sich im Lauf seiner Präsidentschaft als seine Achillesferse entpuppen. Trump sagte, das er hoffe, dass er nach acht Jahren zu seinen Söhnen werde sagen können: Ihr habt eure Sache gut gemacht. Wenn nicht, werde er sagen: "You're fired!"

Im übrigen verlief die Pressekonferenz in Teilen durchaus unkonventionell, wie ein CNN-Reporter erfahren musste:

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