Finanzen

EU untersucht Mario Draghis Beziehungen zur Banken-Lobby

Lesezeit: 2 min
21.01.2017 01:55
Zwischen der EZB und der EU zeichnet sich ein Konflikt ab. Die EU hat eine Untersuchung begonnen, ob Mario Draghis Verbindungen zur Banken-Lobby einen Interessenskonflikt darstellen.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Die EU-Ombudsfrau Emily O'Reilly will laut Reuters die Mitwirkung der EZB am hochrangigen Expertengremium G30 der Finanzwirtschaft unter die Lupe nehmen. Zunächst will sie sich ein Bild darüber verschaffen, in welchem Ausmaß die Europäische Zentralbank bei der G30 beteiligt ist, wie aus einem Brief von O'Reilly an EZB-Chef Mario Draghi hervorgeht. O'Reilly fordert von der EZB entsprechende Informationen. Die Bürgerbeauftragte reagiert damit auf eine Beschwerde der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory (CEO). Diese wirft der EZB unter anderem zu große Nähe zur Bankenbranche und mögliche Interessenskonflikte mit ihrer Rolle als oberster Bankenaufseher der Euro-Zone vor.

Kenneth Haar von CEO sagt auf der Website der Organisation: "Wenn die Europäische Zentralbank die Ethik nicht ernst nimmt, wie kann man erwarten, dass sie die Geldpolitik in der Eurozone ordnungsgemäß durchsetzen wird? Unsere Forschung zeigt, dass hochrangige Mitarbeiter der EZB den Vertretern der Banken, die sie überwachen sollen, viel zu nahe stehen und dass die Informationen, die sie bei den G30-Sitzungen veröffentlichen, unkontrolliert bleiben. Es ist wichtig, dass die Ombudsfrau nun auch diese Nähe zwischen EZB-Bankern und Konzernvertretern in der Gruppe betrachtet. Alle Institutionen der EU müssen Transparenz gewährleisten und Interessenkonflikte vermeiden - das gilt für die EZB ebenso wie für die Europäische Kommission und das Europäische Parlament. Die EZB ist in letzter Zeit eine viel mächtigere Institution geworden, und es scheint, dass die ethischen Verfahren in der Bank nicht mit dieser Entwicklung übereinstimmen."

Die privat finanzierte G30-Gruppe setzt sich zusammen aus hochrangigen Vertretern der Banken-Branche, der Notenbanken, der Wissenschaft und der Politik. 1978 gegründet hat sie sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, Fragen des internationalen Finanzsektors und politische Entwicklungen zu besprechen. Zu ihren Mitgliedern zählen Credit Suisse -Chef Tidjane Thiam, UBS -Aufsichtsratschef und Ex-Bundesbankchef Axel Weber, EZB-Präsident Draghi, der britische Notenbank-Präsident Mark Carney und der Präsident der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda. Die G30-Mitglieder treffen sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwei Mal im Jahr.

Die EZB erklärte, sie werde der Ombudsfrau die nötigen Informationen geben. Die EU-Verträge würden von der Notenbank fordern, dass sie im Dialog mit externen Interessengruppen bleibe. Die EZB betrachte die G30 Gruppe als relevantes Forum. Sie beachte stets die geltenden Regeln, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Corporate Europe Observatory hatte bereits im Jahr 2012 eine ähnliche Beschwerde beim Amtsvorgänger von O'Reilly eingereicht. Zu diesem Zeitpunkt war die EZB allerdings noch nicht für die Aufsicht über die großen Banken in der Euro-Zone zuständig.

Das Problem: Die Ombudsfrau hat keine wirkliche Macht. In der Regel werden ihre Anfragen höflich, langsam und oberflächlich beantwortet. Erst vor wenigen Wochen hatte sich O'Reilly den Wechsel des ehemaligen EU-Präsidenten José Manuel Barroso als Berater zu Goldman Sachs in London vorgenommen. Die EU-Kommission entscheid jedoch, dass der Wechsel formal nicht zu beanstanden sei. 


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...