Finanzen

China etabliert Investment-Bank als Konkurrenz zur Weltbank

Lesezeit: 2 min
25.01.2017 01:43
Der chinesisch dominierten Investitionsbank AIIB treten in diesem Jahr 25 neue Mitgliedsstaaten aus drei Kontinenten bei. Während sich die USA zurückziehen, verstärkt China seinen Einfluss im Welthandel.
China etabliert Investment-Bank als Konkurrenz zur Weltbank

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas Gegenmodell zur amerikanisch dominierten Weltbank, die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) meldet einen hohen Zulauf neuer Mitgliedsstaaten. Wie die Financial Times berichtet, werden im laufenden Jahr 25 Länder aus drei verschiedenen Kontinenten der Investitionsbank beitreten – darunter etwa Kanada, Irland und Äthiopien.

Die AIIB wurde im vergangenen Jahr von 57 Gründungsmitgliedern gegen den ausdrücklichen Willen der US-amerikanischen Regierung von Präsident Barack Obama gegründet und verfügt über ein Grundkapital von rund 100 Milliarden Dollar. Zu den Gründungsmitgliedern gehört neben Deutschland auch das traditionell eng mit den USA verbündete Großbritannien. Die US-Regierung kritisierte daraufhin die „beständigen Zugeständnisse“ Londons gegenüber China. China besitzt in der AIIB eine Vetominorität von 26 Prozent der Stimmrechte.

Die Ausweitung der Mitgliederzahl dürfte den Einfluss Chinas im Welthandel weiter verstärken, während die USA unter Präsident Trump eher auf einen geordneten Rückzug setzen, der unter anderem vom Rückzug aus den Verhandlungen zum asiatischen Freihandelsabkommen TPP symbolisiert wird.

„Dennoch wollen Australien und Neuseeland dieses Abkommen nicht aufgeben. Man erwägt China einzubeziehen, die in dem US-Modell per Definition aus diesem so genannten Freihandelsabkommen ausgeschlossen waren. An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich derzeit im globalen Handel dynamische Veränderungen abzeichnen. Die Handelspolitik der USA unter Trump hat damit eben nicht nur Wirkungen auf die US-Wirtschaft. Sie wird zu einem Katalysator globaler Veränderungen, die schlussendlich in ersten erkennbaren Ansätzen den Veränderungen der finanzökonomischen Machtachsen zu Gunsten der aufstrebenden Länder gerechter werden. Es handelt sich aber derzeit nur um Keimlinge dieser Tendenz. Diese Tendenzen werden auch von Europa wahrgenommen. Wirtschaftsminister Gabriel erklärte, dass der Kurs Trumps Chancen für Europas Wirtschaft in Asien böte. Dem stimmen wir zu. Der Blick sollte aber nicht auf Asien begrenzt sein, Russland ist strukturell und mehr noch strategisch mindestens ebenso bedeutend. Russlands Wirtschaft spielt eine Schlüsselrolle für die Entwicklung Asiens (Politik, Rohstoffe)“, kommentiert die Bremer Landesbank diese Entwicklung in einem Bericht.

Der Machtanspruch Chinas spiegelt sich auch in den Verlautbarungen des AIIB-Vorsitzenden Jin Liqun wieder: „Nun, da sich China grundlegend entwickelt hat, liegt es an uns, dass wir etwas beitragen. China muss etwas tun, das dabei hilft, es als vernünftigen Anführer zu erkennen.“

Insbesondere der Beitritt der afrikanischen Staaten stellt nach Meinung von Beobachtern einen wichtigen Fortschritt für die Entwicklung der AIIB dar. Bislang waren Ägypten und Südafrika die einzigen Mitglieder auf dem Kontinent. „Die Tatsache, dass jetzt drei weitere Länder – besonders Äthiopien – beitreten, ist sehr signifikant“, wird der ehemalige Wirtschaftskommissar der UN für Afrika von der FT zitiert. „Es gibt in den Entwicklungsländern bezüglich der Wahl Trumps und dem Austritt Großbritanniens aus der EU große Unsicherheiten, was den Welthandel betrifft. Ich erwarte deshalb eine größere Aufgeschlossenheit afrikanischer Staaten gegenüber China.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...