Politik

Israel: Verlegung der US-Botschaft auf unbestimmte Zeit verschoben

US-Präsident Trump will den Palästinensern entgegenkommen und verschiebt die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. Die israelische Regierung profitiert trotzdem.
26.01.2017 02:05
Lesezeit: 1 min

Obwohl er bei den US-Präsidentschaftswahlen das Gegenteil verkündet hatte, hat Präsident Donald Trump nun doch nicht die Absicht, die amerikanische Botschaft sofort von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Die Verzögerung – auf unbestimmte Zeit – war für die israelischen rechtsextremen Politiker und deren Wähler ein Schlag ins Gesicht. Denn sie sahen Trump als Retter an, der ihnen nach acht harten Jahren unter der Obama-Politik zu Hilfe eilt. Tatsächlich hatte Jerusalem bereits begonnen, Vorbereitungen für den Umzug zu treffen – einschließlich der Suche nach dem richtigen Ort.

Für die Palästinenser selbst war die Verzögerung kaum eine Überraschung. Wie die Deutschen Wirtschafts Nachrichten bereits berichteten, versprach ein Sondergesandter des damaligen designierten Präsidenten Trump den palästinensischen Behörden, dass die künftige Politik von den Wahlkampf-Versprechen abweichen werde. Die Verzögerung des Umzugs bedeutet somit tatsächlich, dass Trump zu seinem Wort steht. Vor kurzem habe die palästinensische Behörde zudem eine beruhigende Botschaft in Hinblick auf den Umzug erhalten, so ein Top-Berater des palästinensischen Präsidenten Abbas.

Bei einem kürzlichen Treffen mit dem Unternehmer Sheldon Adelson, seines Zeichens Unterstützer Trumps sowie des israelischen Premiers Netanjahu, wiederholte Präsident Trump allerdings sein Versprechen, den Sitz der US-Botschaft zu verlegen. „Sie wissen, dass ich meine Versprechen immer halte“, so der US-Präsident – im Gegensatz zu den Wahl-Versprechen sagte er einfach nicht wann.

Die Verzögerung ist eigentlich eine gute Nachricht für Netanjahu. Der Umzug der Botschaft ist vor allem eine symbolische Geste – und vor allem eine mit explosivem Potenzial. Diese Geste könnte einen Krieg mit der arabischen Welt auslösen – ein Ausgang, den Netanjahu, gegen den gerade vierfach ermittelt wird, im Moment nicht gebrauchen kann.

Als Entschädigung für den verzögerten Umzug bekam Israel ein viel praktischere Nicht-Verurteilung wegen der erfolgten Zustimmung, 2500 neue Wohneinheiten in jüdischen Siedlungen im Westjordanland zu errichten. Wo Trump mittlerweile vorsichtiger agiert, verkündete die israelische Regierung umso schneller die erneute, unter Obama eingefrorene Expansion seiner Siedlungen – obwohl Trump gerade einmal zwei Tage im Amt war.

Die EU hat eine wütende Erklärung zur Verurteilung abgegeben – das Weiße Haus hielt die bislang automatische Verurteilung zurück. Auch ohne die Botschaft zu verlegen, wirkt dies wie ein neuer Naher Osten. Dennoch könnte Präsident Trump ebenso schnell wie seine Vorgänger lernen, dass der neue Nahe Osten doch sehr ähnlich aussieht wie der alte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...