Finanzen

Berlin verliert Spitzenposition für Technologie in Europa

Lesezeit: 2 min
02.02.2017 01:21
Berlin konnte im vergangenen Jahr nicht mehr die meisten Förderkredite für junge Unternehmen in Europa anziehen. London und Stockholm haben er deutschen Hauptstadt den Rang abgelaufen.
Berlin verliert Spitzenposition für Technologie in Europa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Berlin hat im vergangenen Jahr den Titel als Europas Start-up-Hauptstadt eingebüßt, berichtet die dpa. Wie aus einer Studie der Unternehmensberatung EY hervorgeht, rangierte die Spree-Metropole 2016 nur noch auf Rang vier. Spitzenreiter bei den Risiko-Kapitalinvestitionen in Europa war London mit 2,2 Milliarden Euro, gefolgt von Paris (1,3 Milliarden Euro) und Stockholm (1,2 Milliarden Euro). Die deutsche Hauptstadt kam laut EY 2016 auf 1,07 Milliarden Euro. 2015 waren es noch 2,24 Milliarden Euro – der damalige Spitzenwert in Europa. Seinerzeit hatten vor allem hohe Investitionen der Start-up-Schmiede Rocket Internet nach dem Börsengang im Jahr 2014 für einen massiven Anstieg der Investitionen in die deutsche Jungunternehmer-Szene gesorgt.

Dass das Investitionsvolumen am Standort Berlin 2016 um rund die Hälfte eingebrochen ist, wertet EY-Experte Peter Lennartz nicht als Problem: „2015 sorgten Einmaleffekte für Rekordzahlen – dafür profitierten 2016 mehr Unternehmen von Risikokapital.“ So erhielten vergangenes Jahr bundesweit 455 Start-ups Risikokapital, 2015 waren es noch 383 Unternehmen. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden stieg von 417 auf 486.

In Deutschland lag der Lieferdienst Hello Fresh mit einer Finanzierungsrunde über 85 Millionen Euro vorn – vor dem Solartechnik-Unternehmen Heliatek, das 80 Millionen Euro erhielt, und dem Batteriehersteller Sonnen, der 76 Millionen Euro einwerben konnte.

Im Bundeslandvergleich liegt weiter Berlin vorn: Bei 220 Finanzierungsrunden (Vorjahr: 212) erhielten Berliner Jungunternehmen insgesamt 1,07 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,24 Milliarden Euro). Wie in Berlin wurden auch in Bayern (83 Transaktionen), Nordrhein-Westfalen (48) und Hamburg (40) mehr Finanzierungsrunden gezählt als im Vorjahr. Beim Finanzierungsvolumen konnten sich im vergangenen Jahr die Start-up-Standorte Bayern (527 Millionen Euro) und Nordrhein-Westfalen (141 Millionen Euro) hinter der Bundeshauptstadt platzieren – und verzeichneten dabei erhebliche Zuwächse: Bayern um 87 Prozent und NRW um 57 Prozent. Rückläufig war das Finanzierungsvolumen in Hamburg, wo 127 Millionen Euro in junge Unternehmen flossen – im Vorjahr waren es aufgrund einer großen Finanzierung noch 321 Millionen Euro gewesen.

Europaweit stieg die Zahl der Start-up-Finanzierungen im vergangenen Jahr allerdings noch deutlich stärker als in Deutschland: um 41 Prozent. Der Gesamtwert der Investitionen sank zudem weniger deutlich als hierzulande: um 11 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro. Bei der Zahl der Deals lag Frankreich mit 583 Transaktionen vor Großbritannien (535) und Deutschland (486), beim Transaktionswert hatte hingegen Großbritannien mit großen Abstand die Nase vorn: Insgesamt 3,74 Milliarden Euro flossen in britische Start-ups. Dahinter liegen Deutschland mit 2,23 Milliarden Euro und Frankreich mit 2,22 Milliarden Euro.

„Die steigende Zahl an Finanzierungsrunden in den führenden deutschen Start-up-Regionen zeigt, dass der Start-up-Standort Deutschland weiter an Attraktivität gewonnen hat und sich neben dem Zentrum Berlin auch die anderen deutschen Start-up Ökosysteme positiv entwickeln. Die Start-up-Szene in Deutschland steht heute auf einer breiteren Basis als je zuvor“, kommentiert Peter Lennartz, Partner bei EY, die Zahlen.

„Wir haben im vergangenen Jahr ein starkes Wachstum bei kleineren Frühphasenfinanzierungen gesehen. Damit wurde eine gute Basis für zukünftiges, nachhaltiges Wachstum gelegt. Denn je mehr Gründungen und je mehr Finanzierungen im Seedbereich vorgenommen werden, desto größer ist die Chance, dass sich in Zukunft eine höhere Anzahl Start-ups zu erfolgreichen Mittelständlern oder sogar Unicorns entwickeln können.“ Als „Unicorn“ (Einhorn) werden Start-ups bezeichnet, die eine Milliarde US-Dollar oder mehr wert sind.

Das meiste Geld floss in Deutschland im vergangenen Jahr in Ecommerce- und FinTech-Unternehmen: 422 bzw. 413 Millionen Euro. Während allerdings die Investitionssummen in diesen beiden Sektoren rückläufig waren, verzeichneten die Bereiche Mobilität und Gesundheit starke Zuwächse: um 104 Prozent auf 311 Millionen Euro bzw. um 84 Prozent auf 282 Millionen Euro. Stark gestiegen sind auch die Investitionen in Unternehmen, die Dienstleistungen im Energiesektor anbieten: von 39 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Hat von der Leyen Bulgarien Euro- Beitritt unter „Umgehung der Regeln“ in Aussicht gestellt?
05.06.2023

Ein angebliches Telefonat sorgt in Bulgarien für erhebliche politische Unruhe. Dabei soll EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jeder sechste Industriebetrieb verlagert Jobs und Produktion ins Ausland
05.06.2023

Der Industrieverband BDI schlägt Alarm: Jedes sechste Industrieunternehmen will Jobs und Produktion aus Deutschland abziehen. Die Politik...

DWN
Panorama
Panorama US-Kampfjets fangen Flugzeug nahe Washington D.C. ab
05.06.2023

Ein Kleinflugzeug nähert sich der US-Hauptstadt. Der Pilot reagiert nicht auf Ansprachen. Auch nicht auf Leuchtraketen. Kampfjets des...

DWN
Politik
Politik Grüne Planwirtschaft: Energie-Effizienz-Gesetz wird zum „Wachstumskiller“
05.06.2023

Das Ifo-Institut sieht durch das neue Energie-Effizienz-Gesetz eine Art Wirtschafts-Schrumpfungsprogramm auf uns zurollen. Das eigentliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Data-Act: Innovativ und souverän oder eher schädlich?
05.06.2023

Kleinen und mittelständischen Unternehmen werden laut Bestrebungen der EU-Kommission durch den Data Act bessere Wettbewerbsbedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Aufträge für deutsche Maschinenbauer brechen ein
05.06.2023

Deutsche Maschinenbauer haben mit einer anhaltend schlechten Auftragslage zu kämpfen. Nach einer leichten Erholung im Vormonat gab es im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen können sich bald für „Klimaschutzverträge“ bewerben
05.06.2023

Mit sogenannten „Klimaschutzverträgen“ will Wirtschaftsminister Habeck Unternehmen subventionieren, die auf eine klimafreundliche,...