Politik

Le Pen verweigert Kopftuch, Treffen mit Großmufti geplatzt

Lesezeit: 2 min
21.02.2017 18:08
Marine Le Pen hat bei einem Treffen mit einem Großmufti im Libanon das Tragen eines Kopftuchs abgelehnt. Der Eklat war kühl kalkuliert. Bei ihren Wählern in Frankreich dürfte der Vorfall gut ankommen.
Le Pen verweigert Kopftuch, Treffen mit Großmufti geplatzt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Marine Le Pen hat sich geweigert, für ein Treffen mit dem Großmufti des Libanons ein Kopftuch zu tragen. «Die höchste sunnitische Autorität der Welt hatte diese Anforderung nicht», sagte Le Pen am Dienstag in Beirut, als ihr ein Kopftuch gereicht wurde, berichten alle Nachrichtenagenturen. Die französische Präsidentschaftskandidatin bezog sich mit ihrem Hinweis auf ein früheres Treffen mit einem muslimischen Geistlichen in Kairo.

Höflich aber bestimmt lehnte Le Pen das ihr gereichte Kopftuch ab, drehte sich um und ließ das Treffen platzen. Sie sagte dem Emissär des Großmuftis: «Das ist großen Problem, übermitteln Sie dem Großmufti meine Wertschätzung», fügte die Chefin der Partei Front National hinzu. «Aber ich werde mich nicht verschleiern.»

In einer Stellungnahme bedauerte das Büro des Großmuftis den Vorfall. Allerdings sei Le Pen vor ihrem Besuch mitgeteilt worden, dass das Tragen eines Kopftuchs für das Treffen nötig sei und zum festgelegten Protokoll dafür zähle.

Le Pen hatte bei ihrem Besuch im Libanon am Montag Staatspräsident Michel Aoun und Regierungschef Saad Hariri getroffen. Aoun ist Christ, Hariri sunnitischer Muslim. Nach Einschätzung französischer Medien feilt Le Pen mit der Reise zwei Monate vor der Präsidentenwahl in Frankreich an ihrem internationalen Profil. Der Eklat mit dem Großmufti war kühl kalkuliert: Nachdem Le Pen die wichtigsten politischen Führer bereits getroffen hatte, konnte sie sich den Affront leisten, ohne diplomatisches Porzellan zu zerschlagen. Für ihre Wähler zu Hause passt der Auftritt in das Bild, das Le Pen in ihrem Wahlkampf von sich zeichnen lässt: Sie positioniert sich als die unbeugsame Französin, die auch für einem Tabubruch im Umgang mit Muslimen nicht zurückschreckt. Die Franzosen erleben aktuell wieder Unruhen in Migrationsvierteln, was den harten Standpunkt des Front National stärkt.

Die FN-Chefin liegt in Umfragen für die erste Wahlrunde vorn und hat in den vergangenen Tagen auch für die zweite Runde Boden gutgemacht. Der Bondmarkt ist jedenfalls durchaus skeptisch, was den Ausgang der Wahl angeht. 

Tatsächlich ist ihre Ausgangslage gar nicht so schlecht. Sie könnte die Überraschung schaffen, wie die Wirtschaftszeitung Les Echos in einem Kommentar schreibt: «Sie spult ihren Wahlkampf ab, fast ohne jemanden, der ihr entgegentritt. Man schwenkt höchstens noch als Gimmick das ,Risiko Le Pen', wenn es darum geht, das eigene Lager aufzurütteln. Sind ihre Vorschläge schon zu lange bekannt, um noch für Streit zu sorgen, einschließlich ,Frexit" und Ausstieg aus dem Euro? Oder stellen ihre Gegner die Rechnung auf, dass sie die beste Siegchance haben, wenn sie im zweiten Wahlgang auf (Le Pen) treffen? (Der Konservative) François Fillon, (der unabhängige Bewerber) Emmanuel Macron und (der Sozialist) Benoît Hamon kämpfen jedenfalls gegeneinander. (...) All das gibt drei bereits fragile Kandidaten, die sich weiter schwächen.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...