Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Ermordung einer deutschen Geisel durch die Extremistenorganisation Abu Sayyaf auf den Philippinen verurteilt. Die abscheuliche Tat zeige ein weiteres Mal, wie gewissenlos und unmenschlich die Terroristen vorgingen, sagte Merkels Sprecher Steffen Seibert am Montag. "Wir alle müssen zusammenstehen und den Kampf gegen sie führen." Auch die philippinische Regierung verurteilte die "barbarische Enthauptung" des Opfers.
Der Deutsche Jürgen Kantner war im November bei einer Segeltour vor Malaysia entführt worden. Seine Frau wurde bereits bei der Geiselnahme getötet. Die beiden waren Medienberichten zufolge schon 2008 Opfer einer Entführung geworden. Damals wurden sie von somalischen Piraten verschleppt.
Am Montag veröffentlichte die US-Website SITE ein Video, das die Enthauptung des Mannes zeigen soll, berichtet die BBC.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte, Deutschland habe sich intensiv bemüht, die Geisel freizubekommen. "Diese terroristische Tat ist durch nichts zu rechtfertigen", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Wir werden gemeinsam mit den zuständigen Behörden der Philippinen alles in unserer Macht Stehende tun, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen."
Die Extremisten sollen ein Ultimatum zur Zahlung von Lösegeld bis Montag gestellt haben. Der entführte Deutsche hatte zuvor in zwei kurzen Videobotschaften um Hilfe gebeten und gesagt, er werde getötet, wenn kein Geld fließe. Er sagte, seine Entführer forderten umgerechnet etwa 600.000 Dollar.
Der philippinische Präsidentenberater Jesus Dureza sagte, die Behörden hätten alles unternommen, um das Leben der Geisel zu retten. Die Bemühungen seien aber vergebens gewesen. "Der Terrorismus hat keinen Platz in unserem Land", erklärte Dureza weiter. Man müsse ihm entgegentreten, wenn er sein hässliches Haupt erhebe. Das Töten unschuldiger und hilfloser Menschen müsse beendet werden. Deutschland und die Philippinen sind strikt gegen die Zahlung von Lösegeld. Außenminister Perfecto Yasay sagte in Genf, sein Land halte an diesem Prinzip fest. Er hoffe auf technische Hilfe der Verbündeten des Landes, um den Aufenthaltsort der restlichen Geiseln auszumachen.
Die Extremistengruppe Abu Sayyaf soll seit ihrer Gründung in den 1990er Jahren Dutzende Millionen Dollar an Lösegeld erpresst, von dem sie unter anderem Waffen und Schnellboote kaufte.
Die Gruppe soll in ihrer Gründungszeit Kontakte zu Osama bin Laden gehabt haben, berichtet die BBC.
Derzeit werden in der Gewalt der Abu Sayyaf noch 26 Geiseln vermutet, 13 Vietnamesen, sieben Philippiner, ein Niederländer, ein Japaner, zwei Indonesier und zwei Malaysier. Im vergangenen Jahr hatten die Abu-Sayyaf-Extremisten zwei Kanadier enthauptet. Deren zwei Begleiter aus den Philippinen und Norwegen kamen frei.
Die Zahl der Entführungen durch Abu Sayyaf ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Dutzende Menschen, viele von ihnen Segler, fielen in die Hände der Gruppe, die sich zu der Extremistenmiliz IS bekennt. Der IS wird unter anderem von den Golfstaaten und Saudi-Arabien finanziert, wie aus den Emails von Hillary Clinton hervorgeht.
Die Abu Sayyaf Gruppe führt einen Guerilla-Krieg gegen die philippinische Regierung. Präsident Duterte versucht seit Monaten, mit großer Härte gegen den Drogenhandel im Land vorzugehen und wurde dafür international kritisiert. Erst vor wenigen Monaten hatte Duterte angekündigt, sich von den USA als den traditionellen Verbündeten der Philippinen lösen zu wollen. Duterte hatte angekündigt, mit Russland enger zusammenarbeiten zu wollen.