Politik

Merkel verurteilt Ermordung deutscher Geisel auf Philippinen

Lesezeit: 2 min
27.02.2017 18:55
Die Bundesregierung bestätigt die Enthauptung eines 73-jährigen Deutschen durch die Extremistengruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen.
Merkel verurteilt Ermordung deutscher Geisel auf Philippinen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Ermordung einer deutschen Geisel durch die Extremistenorganisation Abu Sayyaf auf den Philippinen verurteilt. Die abscheuliche Tat zeige ein weiteres Mal, wie gewissenlos und unmenschlich die Terroristen vorgingen, sagte Merkels Sprecher Steffen Seibert am Montag. "Wir alle müssen zusammenstehen und den Kampf gegen sie führen." Auch die philippinische Regierung verurteilte die "barbarische Enthauptung" des Opfers.

Der Deutsche Jürgen Kantner war im November bei einer Segeltour vor Malaysia entführt worden. Seine Frau wurde bereits bei der Geiselnahme getötet. Die beiden waren Medienberichten zufolge schon 2008 Opfer einer Entführung geworden. Damals wurden sie von somalischen Piraten verschleppt.

Am Montag veröffentlichte die US-Website SITE ein Video, das die Enthauptung des Mannes zeigen soll, berichtet die BBC.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte, Deutschland habe sich intensiv bemüht, die Geisel freizubekommen. "Diese terroristische Tat ist durch nichts zu rechtfertigen", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Wir werden gemeinsam mit den zuständigen Behörden der Philippinen alles in unserer Macht Stehende tun, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen."

Die Extremisten sollen ein Ultimatum zur Zahlung von Lösegeld bis Montag gestellt haben. Der entführte Deutsche hatte zuvor in zwei kurzen Videobotschaften um Hilfe gebeten und gesagt, er werde getötet, wenn kein Geld fließe. Er sagte, seine Entführer forderten umgerechnet etwa 600.000 Dollar.

Der philippinische Präsidentenberater Jesus Dureza sagte, die Behörden hätten alles unternommen, um das Leben der Geisel zu retten. Die Bemühungen seien aber vergebens gewesen. "Der Terrorismus hat keinen Platz in unserem Land", erklärte Dureza weiter. Man müsse ihm entgegentreten, wenn er sein hässliches Haupt erhebe. Das Töten unschuldiger und hilfloser Menschen müsse beendet werden. Deutschland und die Philippinen sind strikt gegen die Zahlung von Lösegeld. Außenminister Perfecto Yasay sagte in Genf, sein Land halte an diesem Prinzip fest. Er hoffe auf technische Hilfe der Verbündeten des Landes, um den Aufenthaltsort der restlichen Geiseln auszumachen.

Die Extremistengruppe Abu Sayyaf soll seit ihrer Gründung in den 1990er Jahren Dutzende Millionen Dollar an Lösegeld erpresst, von dem sie unter anderem Waffen und Schnellboote kaufte.

Die Gruppe soll in ihrer Gründungszeit Kontakte zu Osama bin Laden gehabt haben, berichtet die BBC.

Derzeit werden in der Gewalt der Abu Sayyaf noch 26 Geiseln vermutet, 13 Vietnamesen, sieben Philippiner, ein Niederländer, ein Japaner, zwei Indonesier und zwei Malaysier. Im vergangenen Jahr hatten die Abu-Sayyaf-Extremisten zwei Kanadier enthauptet. Deren zwei Begleiter aus den Philippinen und Norwegen kamen frei.

Die Zahl der Entführungen durch Abu Sayyaf ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Dutzende Menschen, viele von ihnen Segler, fielen in die Hände der Gruppe, die sich zu der Extremistenmiliz IS bekennt. Der IS wird unter anderem von den Golfstaaten und Saudi-Arabien finanziert, wie aus den Emails von Hillary Clinton hervorgeht.

Die Abu Sayyaf Gruppe führt einen Guerilla-Krieg gegen die philippinische Regierung. Präsident Duterte versucht seit Monaten, mit großer Härte gegen den Drogenhandel im Land vorzugehen und wurde dafür international kritisiert. Erst vor wenigen Monaten hatte Duterte angekündigt, sich von den USA als den traditionellen Verbündeten der Philippinen lösen zu wollen. Duterte hatte angekündigt, mit Russland enger zusammenarbeiten zu wollen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...