Finanzen

Derivate-Handel: Crash-Gefahr wegen mangelnder Sicherheiten

Lesezeit: 1 min
01.03.2017 00:57
Im weltweiten Handel mit Finanzwetten fehlen angeblich Sicherheiten in Billionenhöhe. Zahlungsschwierigkeiten an der falschen Stelle können das System zum Einsturz bringen.
Derivate-Handel: Crash-Gefahr wegen mangelnder Sicherheiten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im globalen Handel mit Derivaten fehlen angeblich Sicherheiten in Billionenhöhe, berichtet die Financial Times. Im „Over-the-Counter-Handel“ (OTC), bei dem zwei Parteien unter Umgehung der Börsen Finanzwetten miteinander abschließen, würden dem ehemaligen Ökonomen des Internationalen Währungsfonds Manmohan Singh zufolge seit dem Jahr 2009 etwa 3 bis 4 Billionen Dollar an Sicherheiten und Pfändern fehlen. Einer Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge betrug die Sicherheitslücke Mitte 2016 etwa 3,69 Billionen Dollar.

Bei Derivaten handelt es sich um Wetten, deren Ausgang von der Entwicklung eines Referenzwertes abhängt. Dabei kann es sich um alles Möglich handeln – von Preisen für Rohstoffe über die Entwicklung von Währungen bis hin zu Aktienkursen bestimmter Firmen an bestimmten Stichtagen.

Zwar wird der gesamte Umfang ausstehender Derivatekontrakte weltweit auf etwa 600 Billionen Dollar geschätzt. Die fehlenden Sicherheiten in Höhe von 3 bis 4 Billionen Dollar sind für die Stabilität des Marktes jedoch entscheidend. „Diese unbezahlte Spanne stellt das Risiko im System dar, dass von den Reformen nach der Finanzkrise nicht angegangen wurde. Dies sind die Beträge, die wirklich zählen, weil es sich dabei um jene Beträge handelt, die die Banken nicht begleichen können, nachdem sie alle anderen Transaktionen beglichen haben“, wird eine nicht näher genannte Quelle einer Zentralbank von der FT zitiert.

Nachdem im Jahr 2009 herauskam, dass etwa 3,74 Billionen Dollar an Sicherheiten fehlen, vereinbarten die Staats- und Regierungschefs auf dem G20-Treffen von Pittsburgh, das OTC-Kasino kontrolliert herunterzufahren. Dies sei bis heute nicht passiert, weil „es zu nützlich für zu viele gut vernetzte Institutionen war, welche für sich Ausnahmen von den Sicherheits- und Pfandbestimmungen heraushandeln konnten“, so die FT.

Es bestehe die Gefahr, dass das Finanzsystem schon bald schweren Belastungen ausgesetzt sein wird. „Glauben Sie mir, wir werden schon sehr bald nach einer neuen Schulden-Lösung für unser überschuldetes Weltfinanzsystem suchen. Der Schock wird nicht von irgendeinem Hedgefonds ausgelöst werden. Er könnte von der plötzlichen Bekanntgabe von Kapitalverkehrskontrollen durch ein größeres entwickeltes Land erfolgen. Dann werden all die nicht-existenten Sicherheiten schmerzlich vermisst werden.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt - trotz wachsendem Widerstand der Klimapolitik
29.05.2023

Der Goldpreis wurde zuletzt durch Geldpolitik und geopolitische Umbrüche nach oben getrieben. Doch nun macht die Klimapolitik der Branche...

DWN
Deutschland
Deutschland DWN-Exklusiv-Interview: Sterberisiko Armut
29.05.2023

Wer arm ist, muss in der Regel früher sterben. Das liegt nicht allein an schlechterer Ernährung oder schlechterer medizinischer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mehr Unternehmensinsolvenzen – langjähriger Trend gebrochen
29.05.2023

Die wirtschaftliche Unsicherheit sorgt für mehr Unternehmensinsolvenzen. Nach vielen Jahren mit immer weniger Pleiten manifestiert sich...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Gehören Rohstoff-ETFs ins Portfolio?
29.05.2023

Rohstoffe gelten als Inflationsschutz. Das zeigte sich vor allem im vergangenen Jahr. Lohnt sich ein Investment?

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen So wird der Yuan zur Reservewährung für Eurasien und Afrika
28.05.2023

Große Teile der Welt ersetzen den Dollar für Importe und Exporte durch den Yuan. Die Entwicklung erinnert an die Einführung des...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Rentenberater erklärt: So gehen Sie vorzeitig in Rente
28.05.2023

Bis zum Jahr 2031 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Doch es gibt Tricks, um früher in Rente zu gehen. Wir haben mit einem...