Finanzen

Erster Pensions-Fonds einer Gewerkschaft in den USA ist pleite

Lesezeit: 2 min
01.03.2017 23:37
In den USA hat der erste Pensionsfonds einer Gewerkschaft offiziell die Zahlungsunfähigkeit erklärt. Hunderten andere dürften folgen, weil ihnen das Geld fehlt. Millionen Amerikanern droht die Altersarmut.

Mehr zum Thema:  
Rente > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Rente  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In den USA hat der erste Pensionsfonds einer Gewerkschaft offiziell den Bankrott erklärt, berichtet New York Daily News. Von der Pleite des Pensionsfonds der Lastwagenfahrer im Bundesstaat New York mit Namen „Local 707“ sind rund 4.000 ehemalige Beschäftige betroffen, welche nun erhebliche Kürzungen ihrer vertraglich vereinbarten Pensionen hinnehmen müssen. Dass die Auszahlung der gekürzten Pensionen fortan von einer staatlichen Versicherungsgesellschaft übernommen werden ist kein Trost, weil die Probleme dadurch nur auf eine höhere Ebene verlagert werden.

Das Schicksal von Local 707 markiert nur den Beginn einer Welle von Insolvenzen, die das Pensionssystem in den USA in den kommenden Jahren erschüttern werden und die Millionen von Menschen ohne ein Eingreifen des Staates in die Armut treiben könnten. So stehen nicht nur zwei Schwesterfonds von Local 707 aus dem Nachbarstaat New Jersey ebenfalls vor dem Bankrott, sondern auch der große Lastwagenfahrerfonds Central States Pension Fund, von dessen Auszahlungen mehr als 400.000 Pensionäre im Süden und Westen der USA leben.

Das Problem hat inzwischen jedoch noch viel größere Ausmaße angenommen. „Dies ist eine stille Krise, aber sie ist sehr real. Derzeit steuern etwa 200 weitere Pensionsfonds auf die Insolvenz zu und es wird zwischen 1,5 und 2 Millionen Menschen betreffen. Die Prognosen sind düster ohne neue Hilfe durch den Staat“, zitiert die Daily News den Direktor des Central States Pension Fund, Thomas Nyhan. Es seien nicht nur Pensionsfunds aus der Privatwirtschaft, die leiden. „Die kommunalen und bundesstaatlichen Pensionspläne sind die nächsten, die untergehen werden – wir stehen vor einem Pensions-Tsunami. In vielen Bundesstaaten sind die Fonds ernsthaft unterfinanziert und am Ende des Tages zählt nur die Mathematik, nicht die vertraglichen Statuten der Fonds“, sagt Nyhan.

Zahlreiche Mitglieder von Local 707 sind inzwischen auf eine massive Senkung ihres früher gewohnten Lebensstandards angewiesen, um über die Runden zu kommen. „Ich hatte 30 Jahre lang einen Gewerkschaftsjob. Wir hatten gemeinsam Verträge ausgehandelt, die uns eine Pension versprachen. Mit jeder Lohnzahlung habe ich in meinen Fonds eingezahlt. Jeder sagte uns, dass wir uns keine Sorgen machen brauchten, unsere Pensionen seien garantiert – nun, so viel dazu“, wird ein Mitglied zitiert, welches sich durch das Sammeln von Pfandflaschen jeden Tag ein paar Dollar dazuverdient.

Local 707 teilte den Pensionären im Februar 2016 schriftlich mit, dass die Auszahlungen fortan um über ein Drittel gekürzt werden müssten. Es war eine Notmaßnahme, welche nicht half. „Sie sagten, dass ihnen das Geld ausgehe, dass es im Fonds nichts mehr gäbe, also mussten wir die Kürzungen hinnehmen“, sagt ein ehemaliger Lastwagenfahrer, dessen Pension von 3.500 Dollar monatlich auf aktuell 1.170 Dollar vor Steuern gefallen ist, welche er noch an die Stadt und den Bundesstaat entrichten muss.

Viele der Befragten gaben an, inzwischen bei ihren erwachsenen Kindern zu wohnen, um nicht obdachlos zu werden. Zusätzlich zu den Kürzungen bei den Pensionen lasten auf vielen auch Schulden, welche sie durch die Nutzung von Kreditkarten oder einen Häuserkauf angesammelt haben. „So wie Chmil ertappen sich viele der Pensionäre dabei, dass sie Dinge tun müssen, die sie niemals für möglich gehalten hätten, um ihre Ersparnisse aufzubessern – Arzttermine nicht wahrzunehmen, Mahlzeiten auszulassen oder bei der Einnahme von Medikamenten zu sparen, ist nun an der Tagesordnung“.

Bemerkenswert ist, dass die Pleite von Local 707 angeblich durch Vorgänge im Finanzsystem und nicht durch Fehler des Managements ausgelöst wurde. Insbesondere die Lastwagenbranche habe immense Verluste aufgrund „einer schädlichen Kombination von Deregulierungen und Kursverlusten am Aktienmarkt“, sagt Nyhan.


Mehr zum Thema:  
Rente > USA >

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...