Die staatliche französische Nachrichtenagentur AFP meldet eine „spektakuläre Wendung im Streit um den französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon“: Der konservative Ex-Premierminister Alain Juppé soll nun doch als möglicher Ersatzkandidat für Fillon bereitstehen. Auch Bloomberg berichtet, dass Juppé bereits sein soll, trotz verlorener Vorwahl in den Ring zu steigen. Der Bürgermeister von Bordeaux würde sich bei einem Verzicht Fillons nicht vor der Verantwortung „drücken“, verlautete am Freitag aus Juppés Umfeld. Bislang hatte Juppé es abgelehnt, für Fillon einzuspringen, sollte dieser wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre auf seine Kandidatur verzichten.
Laut Politico denkt Fillon tatsächlich über seinen Rückzug nach: Sollte eine Wahlveranstaltung am Sonntag schlecht besucht sein, wolle er seinen Abgang bekanntgeben, berichtet das US-Magazin aus Brüssel unter Berufung auf einen „sehr engen Vertrauten“ von Fillon.
Zugleich stellt der 71-Jährige, der Fillon bei den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner im November klar unterlegen war, nach Angaben seines Umfelds zwei Bedingungen: Fillon müsse von sich aus auf seine Kandidatur verzichten und die Konservativen müssten sich geschlossen hinter ihn stellen.
Bislang hält Fillon zwar an seiner Präsidentschaftskandidatur fest; immer mehr Parteifreunde wenden sich aber von ihm ab. Fillon hat laut Bloomberg am Donnerstag 60 konservative Unterstützer verloren, unter anderem laut AFP einen weiteren wichtigen Vertrauten: Sein Sprecher Thierry Solère gab am Freitag über den Kurzbotschaftendienst Twitter seinen Rückzug aus dem Wahlkampfteam bekannt. „Ich habe beschlossen, meine Aufgabe als Sprecher von François Fillon zu beenden“, sagte der Abgeordnete, der auch die Präsidentschaftsvorwahl der konservativen Republikaner im November organisiert hatte.
Fillon ist durch eine Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Frau und zwei seiner Kinder massiv unter Druck geraten. Die französische Justiz dürfte bald ein Ermittlungsverfahren gegen ihn einleiten. Zahlreiche Parteifreunde haben sich bereits von Fillon abgewandt.