Politik

Deutschland und Pakistan verschärfen Kontrolle im Internet

Lesezeit: 3 min
15.03.2017 00:53
In Deutschland sollen im Internet „strafbare Fake News“ verboten werden. Pakistan verbietet „blasphemische Inhalte“.
Deutschland und Pakistan verschärfen Kontrolle im Internet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Asien  
Internet  

+++WERBUNG+++

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Justizminister Heiko Maas zu den Gründen, warum es mehr Kontrolle im Internet geben müsse:

Das Justizministerium teilt mit: „Die Meinungsfreiheit schützt in einer lebendigen Demokratie auch abstoßende und hässliche Äußerungen – sogar eine Lüge kann von der Meinungsfreiheit gedeckt sein. Aber: Die Meinungsfreiheit endet da, wo das Strafrecht beginnt. Für strafbare Hetze und Verleumdung darf in den sozialen Netzwerken genauso wenig Platz sein, wie auf der Straße.

Denn: Das Internet prägt die Debattenkultur und das gesellschaftliche Klima in unserem Land. Verbalradikalisierung ist oft die Vorstufe zur körperlichen Gewalt.

Und: Auch die Anbieter sozialer Netzwerke stehen in der Verantwortung. Kein Unternehmen kann ein Interesse daran haben, dass seine Plattform missbraucht wird, um strafbare Hasskriminalität zu verbreiten.

Die Selbstverpflichtungen der Unternehmen haben zu ersten Verbesserungen geführt. Diese reichen aber noch nicht aus. Die neuen Zahlen, die die Organisation jugendschutz.net für uns erhoben hat, zeigen: Es werden weiter zu wenige strafbare Inhalte gelöscht. Und sie werden nicht schnell genug gelöscht. Das größte Problem ist und bleibt, dass die Netzwerke die Beschwerden ihrer eigenen Nutzer nicht ernst genug nehmen.

Von den strafbaren Inhalten, die Nutzer melden, löschte Twitter gerade einmal 1 % und Facebook nur 39 %. Dass es besser geht, zeigt Google mit der Plattform Youtube: Hier werden mittlerweile 90 % der von Nutzern gemeldeten strafbaren Inhalte gelöscht.

Daher ist jetzt klar: Wir müssen den Druck auf die sozialen Netzwerke erhöhen. Um die Unternehmen bei der Löschung strafbarer Inhalte noch stärker in die Pflicht zu nehmen, brauchen wir gesetzliche Regelungen.

Wir legen dazu heute einen ersten Vorschlag für ein Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken vor.

Dieser setzt verbindliche Standards dafür, wie die Betreiber sozialer Netzwerke mit Beschwerden umgehen müssen, und verpflichtet sie zur Löschung strafbarer Inhalte. Ein Verstoß gegen diese Organisationspflichten ist nach unserem Vorschlag eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldbuße von bis zu fünf Millionen Euro geahndet werden kann. Gegen das Unternehmen selbst kann die Geldbuße bis zu 50 Millionen Euro betragen.

Wir werden in einer freien Gesellschaft, in der die Meinungsfreiheit gilt, keine Wahrheitskommission einrichten. Aber: Da sich die von uns vorgeschlagenen Regeln gegen die Verbreitung von strafbaren Inhalten richten, sind sie auch ein Mittel gegen strafbare „Fake News“. Strafbar sind „Fake News“, wenn sie etwa die Tatbestände der Beleidigung, Verleumdung oder der üblen Nachrede erfüllen.

Klar bleibt: Auf Deutschland bezogene nationale Regelungen sind ein notwendiger Schritt. Sie können aber nur der Anfang sein. Am Ende brauchen wir für europaweit agierende Unternehmen auch europäische Lösungen.

Ich werde unsere Regelungsvorschläge daher jetzt der Europäischen Kommission übermitteln und auch meinen Kollegen im Rat der Justiz- und Innenminister vorstellen. Wir wollen den Prozess auf europäischer Ebene weiter vorantreiben.

Abschließend: Dieser Gesetzesvorschlag kann immer nur eine Maßnahme von vielen gegen die Verbreitung von Hasskriminalität und strafbaren „Fake News“ sein. Besonders unser Rechtstaat bleibt gefordert: Wer strafbare Inhalte im Netz verbreitet, muss von der Justiz konsequent verfolgt und zur Rechenschaft gezogen werden. Das hat weiter absolute Priorität.

Und: Auch wir alle, unsere gesamte Zivilgesellschaft, dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen im Internet bedroht und verunglimpft werden oder gegen Minderheiten gehetzt wird. Dann kann jeder von uns seine Stimme erheben. Wir können gemeinsam Gesicht zeigen und für Toleranz und Menschenwürde eintreten.“

Der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Sharif zu den Gründen, warum das Internet in Pakistan kontrolliert werden müsse:

Die pakistanische Zeitung Tribune berichtet: Ministerpräsident Nawaz Sharif sagte, dass Gotteslästerung eine "unverzeihliche Sünde". Er wies die zuständigen betroffenen Behörden an, die Verantwortlichen für die Verbreitung solcher Inhalte auf sozialen Medien ausfindig zu machen.

"Die Strafverfolgungsbehörden sollten nach den Menschen suchen, die blasphemisches Material verbreiten und sie nach dem Gesetz bestrafen", sagte Sharif laut einer Erklärung vom Dienstag.

Der Ministerpräsident ordnete an, strenge Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung von blasphemischen Inhalten auf Social Media zu stoppen.

Sharif fordert tägliche Berichte über die Angelegenheit und sagte, dass internationale Organisationen für die Beseitigung aller blasphemischen Inhalte kontaktiert werden sollten. Das Auswärtige Amt solle eingebunden werden, berichtet Radio Pakistan.

In Pakistan stehen fünf Blogger wegen der Verbreitung von Blasphemie unter Anklage. Der Vorsitzende der pakistanischen Telekommunikationsbehörde, Syed Ismail Shah, sagte dem Gericht, dass eine Reihe von Seiten mit blasphemischen Inhalt blockiert worden sei. Es würden alle Anstrengungen unternommen, um das Problem zu lösen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Ein großer Fortschritt bei der betrieblichen Effizienz

Wie können Sie ganz einfach neue Maßstäbe für die Produktivität in Ihrem Unternehmen setzen?

DWN
Unternehmen
Unternehmen So will Deutschland seine Bürokratie abbauen
02.10.2023

In einem 17-seitigen Papier, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) exklusiv vorliegt, hat eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen China sichert sich Zugriff auf die Arktis
02.10.2023

Lange hat sich China darum bemüht, Zugriff auf die "polare Seidenstraße" zu erhalten. Nun ist das Ziel erreicht. Dies hat sowohl...

DWN
Politik
Politik EU-Treffen in Kiew: Baerbock erwartet Erweiterung "bis Luhansk"
02.10.2023

Alle 27 EU-Staaten sind beim Außenministertreffen in Kiew vertreten. Bundesaußenministerin Baerbock sieht schon ein neues Europa "von...

DWN
Politik
Politik Ifo-Chef: Fachkräftemangel und Energiewende bremsen die Wirtschaft
02.10.2023

Fachkräftemangel und Energiewende bedrohen langfristig das Wirtschaftswachstum in Deutschland, warnt Ifo-Chef Fuest. Kritisch sieht er...

DWN
Politik
Politik Medizin-Nobelpreis soll Zögernde von Corona-Impfung überzeugen
02.10.2023

Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an zwei mRna-Forscher. Die Vergabe-Institution hofft, damit Zögernde für die Corona-Impfstoffe...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche wagen langsam wieder mehr Konsum
02.10.2023

Laut dem Handelsverband HDE wechseln die deutschen Verbraucher langsam wieder vom Sparen zum Konsum. Eine wirkliche Trendwende wird aber...

DWN
Politik
Politik Tausende Arztpraxen bleiben aus Protest gegen Regierung geschlossen
02.10.2023

Der Verband der niedergelassenen Ärzte zeichnet ein dramatisches Bild des Zustands der deutschen Arztpraxen. Ein Protesttag soll auf die...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Interview: Wetterwaffen - Utopie oder Wirklichkeit?
01.10.2023

Der italienische Wissenschaftsjournalist Marco Pizzuti spricht über die wenig diskutierte Thematik der Wetterwaffen und das starke...