Politik

Heftige deutsch-polnische Kontroverse wegen Nord Stream 2

Die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza hat den deutschen Wintershall-Konzern attackiert, nachdem ein Manager des Konzerns Polen Egoismus in der Energiepolitik vorgeworfen hatte.
24.03.2017 02:41
Lesezeit: 1 min

[vzaar id="9660372" width="600" height="338"]

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 als rein wirtschaftliches Projekt verteidigt. Die Leitung für russisches Gas Richtung Europa richte sich gegen niemanden, sagte Putin am Mittwoch in Moskau bei einem Treffen mit BASF-Vorstandschef Kurt Bock. „Wir wollen die Beziehungen mit allen unseren Partnern fortsetzen, auch mit der Ukraine als Transitland“, sagte der Kremlchef der Agentur Interfax zufolge.

Der deutsche BASF-Konzern ist über die Tochter Wintershall an der bereits bestehenden Pipeline Nord Stream und der geplanten Parallelleitung beteiligt. Der neue Strang soll den Gastransport von Russland nach Lubmin an der deutschen Ostseeküste von 2019 an auf bis zu 110 Milliarden Kubikmeter im Jahr verdoppeln.

Der CEO von Wintershall sagte am Mittwoch in Kassel laut Reuters, der Konzern sei immer noch auf der Suche nach Möglichkeiten, um bei Nord Stream 2 einzusteigen, nachdem der Widerstand aus Polen im vergangenen Jahr das Unternehmen veranlasst hatte, sich aus dem Projekt zurückzuziehen: „Wir sind immer noch bereit, in das Projekt einzusteigen und ich bin optimistisch, dass wir eine gute Lösung finden werden“, sagte CEO Mario Mehren.

Gazprom sagte am Dienstag, dass das Unternehmen mit der Wintershall Muttergesellschaft BASF über Nord Stream 2 gesprochen habe.

Der größte Widerstand gegen Nord Stream 2 kommt aus Polen.

Die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza zitiert das Vorstandsmitglied Thilo Wieland laut Finmarkt: Demnach sei Nord Stream 2 ein europäisches Projekt. Danach habe Wieland „Polen angegriffen“, schriebt die Gazeta Wyborcza und zitiert Wieland: „Die polnische Regierung vertritt aus unserer Sicht aus egoistischen Gründen eine andere Position. Polen fordert immer Solidarität mit anderen europäischen Ländern und ist niemals bereit, gemeinsam mit anderen EU-Ländern zu handeln. Aber Solidarität ist keine Einbahnstraße und am Beispiel von Nord Stream 2 kann Polen zeigen, dass es nicht nur nehmen, sondern auch geben kann (...). Wir sind überzeugt, dass Polen dieses Projekt nicht zu Fall bringen kann.“

Die Gazeta Wyborcza analysiert die Aussagen des Wintershall-Managers dahingehend, dass BASF-Chef Kurt Bock bei seinem Besuch bei Russlands Präsident Wladimir Putin eine entsprechende Sprachregelung vereinbart habe, wie Russland und Deutschland bei Nord Stream 2 zusammenarbeiten sollten. Für Polen bedeutete Nord Stream 2, dass „die mitteleuropäischen Staaten von Russland erpresst werden können, weil Russland die Länder nicht mehr für den Transit benötige“. Nord Stream 2 passe nicht in die Sicherheitsstruktur der EU-Energiepolitik und dürfe daher nicht gebaut werden, schreibt das Blatt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...