Politik

Russland: Anschlag in St. Petersburg war Selbstmordattentat

Lesezeit: 2 min
03.04.2017 23:32
Die Ermittler in Moskau gehen davon aus, dass es sich bei dem Anschlag in der Metro von St. Petersburg um ein Selbstmordattentat gehandelt haben dürfte.
Russland: Anschlag in St. Petersburg war Selbstmordattentat

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

[vzaar id="9770824" width="600" height="338"]

Die Explosion in der Metro von St. Petersburg wurde Reuters zufolge offenbar von einem Selbstmordattentat ausgelöst. Die verdächtige Person sei 23 Jahre alt und komme aus Zentralasien, berichtete Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise. Sie habe Verbindung zu radikal-islamistischen Gruppen gehabt, die in Russland verboten seien. Genauere Rückschlüsse könnten erst nach einem DNA-Abgleich gezogen werden. Den vorläufigen Erkenntnissen zufolge hat sich der Sprengsatz in einem Rucksack befunden. Unterdessen habe sich der Mann, dessen Bild auf Überwachungskameras festgehalten wurde, der Polizei gestellt und angegeben, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben.

Bei dem Bombenanschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg kamen am Montag laut TASS mindestens elf Menschen ums Leben, fast 50 wurden verletzt. Präsident Wladimir Putin, der zum Zeitpunkt der Explosion in der russischen Metropole war, hat sich russischen Agenturmeldungen zufolge bei den Sicherheitsbehörden über den Vorfall informiert. An der Metrostation, an der sich die Detonation ereignete, legte Putin Blumen nieder.

Ein weiterer Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation der russischen Metropole konnte nach Angaben der Sicherheitsbehörden entschärft werden. Die staatliche Untersuchungsbehörde leitete ein Verfahren wegen eines terroristischen Anschlags ein. Es werde aber weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Russische Medien veröffentlichten ein Foto von einer Person, die von der Polizei in Zusammenhang mit dem Anschlag gesucht werde.

Präsident Wladimir Putin sagte bereits kurz nach der Detonation, es würden alle Möglichkeiten einschließlich eines Terror-Anschlags in Betracht gezogen. Putin selbst hielt sich in der Stadt zu einem Treffen mit Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko auf. Alle Metro-Stationen in St. Petersburg wurden geschlossen.

Die Explosion ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit außerhalb der Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen.

TV-Sender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein großes Loch zu sehen. Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: "Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten." In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht. Das französische Innenministerium kündigte an, als Konsequenz aus den Ereignissen in St. Petersburg auch in Paris die Sicherheitsvorkehrungen für den öffentlichen Nahverkehr zu verstärken. In Frankreich herrscht wegen mehrerer Anschläge islamistischer Extremisten der Ausnahmezustand.

Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Diese konzentrierten sich bislang aber auf Moskau. 2002 kamen 120 Menschen ums Leben als die Polizei das Theater stürmte, in dem sie zuvor als Geiseln genommen worden waren. 2010 starben 38 Personen als zwei Selbstmordattentäterinnen Sprengsätze in der Metro der Hauptstadt zündeten. Führer der Rebellen hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. Tschetschenen kämpfen in mehreren Söldner-Verbänden in Syrien, unter anderem auch an der Seite des Islamischen Staates (IS). Tschetschenische Kämpfer sind in vielen Konflikten weltweit als Söldner engagiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...