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Schottische Insel erreicht völlige Autarkie bei Energie

Schottische Insel erreicht völlige Autarkie bei Energie. (Artikel nur für Abonnenten zugänglich)
18.04.2017 02:46
Lesezeit: 2 min

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Eine kleine Insel bei Schottland hat es geschafft, mittels erneuerbarer Energien völlig unabhängig vom Festland zu werden. Die Erbauer sind keine Ingenieure. Als technische Laien haben sie dennoch ein funktionierendes System geschaffen.

Die schottische Insel Eigg ist die weltweit erste Gemeinschaft, die sich völlig autark versorgen kann – besonders auf dem Gebiet der elektrischen Energie. Sie ist 24 Kilometer westlich des Festlandes gelegen und kann entsprechend nur mit einer Fähre erreicht werden. Im Fall eines Sturmes ist sie jedoch von jeglicher Versorgung abgeschnitten.

Im Jahr 2008 wurden die letzten Diesel-Generatoren abgeschaltet, berichtet die BBC. Seitdem versorgen sich die Bewohner der Insel größtenteils selbst mit erneuerbarer Energie. Bemerkenswert ist, dass sie sich das Wissen selbst angeeignet haben. Das Elektriker-Team z.B. besteht aus einem Bäcker, einem Gärtner und einem Schneider. Damit ist die 30km²-Insel ein herausragendes Beispiel für die Energiewende und das Problem, wie man dem vom der Elektrizität abhängigen Alltag begegnet, ohne Zugang zu einem staatlichen Netz zu haben. Dieser Fakt betrifft immerhin 20 Prozent der Weltbevölkerung.

Eigg wird durch ein stabiles Hochspannungsnetz im Untergrund versorgt, dass aus drei unterschiedlichen Quellen gespeist wird: Solar-, Wind- und Wasserenergie. Die Vielfalt ist wichtig, da niemand garantieren kann, dass die Windturbinen immer genügend ausgelastet sind oder die Sonne immer scheint. Solar-Anlagen in Schottland aufzustellen, scheint vergeblich. Doch der Sommer auf Eigg hat überraschend viele lange und helle Tage. Der ehemalige Geschäftsführer des inseleigenen Elektrizitätssystems John Booth sagt: „Die Solar-Anlagen geben etwa 10 Prozent ihrer angegebenen Leistung ab.“ Wenn man ausschließlich diese Art der Energiegewinnung als Grundlage der Versorgung nähme, wäre man sehr schnell sehr enttäuscht, so Booth weiter. Die Solarmodule sorgen also genau dann für Strom, wenn es besonders wenig Wasser und kaum Wind gibt.

Im Winter, wo es kaum genug Licht und Sonne für die Photovoltaik-Anlagen gibt, springen dann die Wasserkraftwerke ein – denn fließendes Wasser gibt es dann reichlich. Durchschnittlich kann Eigg durch diese 3 Systeme 90-95 Prozent der verbrauchten Energie selbst erzeugen, so BBC. Manchmal jedoch, besonders oft im Frühling, spielt das Wetter auch der ausgeklügeltsten Verteilung einen Streich. Dann kommen zwei der alten Generatoren zum Einsatz, um die Batterien wieder aufzuladen. Aber auch das Gegenteil tritt manchmal ein: Vor allem im Winter produziert die Insel zuviel Energie. Doch auch dafür gibt es eine Lösung. So werden mit der überschüssigen Energie einfach gemeinschaftlich genutzte Gebäude wie das Gemeindezentrum, die Pier-Lobby und Kirchen beheizt – völlig kostenfrei. Auf diese Weise hat jeder etwas davon.

Bereits 1997 entscheiden sich die damals 90 Inselbewohner dazu, ihr Land von den Besitzern zu kaufen. Um das nötige Kapital aufzubringen, gründeten sie eine Stiftung, die es heute immer noch gibt. Sie unterhält drei verschiedene Unternehmen, die für die Instandhaltung der Infrastruktur von Eigg verantwortlich sind, d.h. Lebensmittelversorgung und Postdienst, Bauprojekte und eben die Stromversorgung. 20 Jahre sind seitdem vergangen.

Kontrolle ist natürlich immer noch wichtig. Um sicherzustellen, dass jeder Haushalt sein Maß an Strom erhält, gibt es leicht zugängliche Zähler. Doch auch der Verbrauch wird reglementiert. Zur selben Zeit erhält jedes Unternehmen 10kW und jedes Haus 5kW – damit können beispielsweise ein Wasserkocher und eine Waschmaschine gleichzeitig betrieben werden. Aber auch zentral können die Bewohner ablesen, wieviel Energie genutzt werden kann – eine Ampel am Pier weist sie darauf hin.

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