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Einer Umfrage der Initiative „Generation What?“ unter 580.000 jungen Europäern in 35 Staaten zufolge hat das Establishment in den meisten Ländern bei den Jugendlichen massiv an Ansehen eingebüßt. Die Initiative wurde von France Télévisions, Upian und Yami 2 in Partnerschaft mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU) sowie mit 14 europäischen Sendern umgesetzt. Statt an Wahlen teilzunehmen, würden sie es vorziehen, sich an Protesten und Ausschreitungen zu beteiligen. Mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren sagt, dass sie sich in den kommenden Monaten an „Aufständen“ gegen die alteingesessenen Eliten beteiligen würden. Mit 67 Prozent an Zustimmung würden sich in Griechenland besonders viele junge Menschen an „Aufständen“ gegen die eigene Regierung beteiligen wollen.
Die Befragten in Griechenland sind auch mehr dazu geneigt, Politiker als korrupt zu bezeichnen und ein Misstrauen gegenüber dem Finanzsektor zu haben. An zweiter Stelle der „Aufständischen“ liegt Italien mit 65 Prozent. Darauf folgen Spanien mit 63 Prozent, Frankreich mit 61 Prozent, die Tschechische Republik mit 59 Prozent, Wales mit 57 Prozent, Irland mit 54 Prozent, Luxemburg mit 45 Prozent, die Schweiz mit 44 Prozent, Belgien mit 41 Prozent, Österreich mit 39 Prozent, Deutschland mit 37 Prozent und die Niederlande mit 33 Prozent. Die Bereitschaft des jungen Menschen zum Protest deutet darauf hin, dass sie immer noch daran interessiert sind, am politischen Prozess teilzuhaben – wenn auch in einer weniger konventionellen Art und Weise.
Auffällig ist, dass die Bereitschaft zur Revolte und zum Protest dort am höchsten ist, wo auch die Jugendarbeitslosigkeit hoch ist. Nach Angaben von Statista lag die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland im Februar 2017 bei 45,2 Prozent. In Spanien betrug sie 41,5 Prozent, in Italien 35,2, in Frankreich bei 23,6 Prozent, in Irland bei 14,5 Prozent, in Großbritannien bei 12,1 Prozent, in Tschechien bei 10,3 Prozent, in Österreich bei 10,7 Prozent, in Deutschland bei 6,6 Prozent und in den Niederlanden bei 9,7 Prozent. die Jugendarbeitslosigkeit lag in der Euro-Zone bei 19,4 Prozent und in der EU bei 17,3 Prozent.
Zu Beginn des Jahres haben die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EEA) gemeinsam mit Island, Liechtenstein und Norwegen eine Initiative im Wert von 60 Millionen Euro ins Leben gerufen, um die Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu bekämpfen. "Mit insgesamt 60,6 Mio. EUR über einen Zeitraum von sieben Jahren wollen wir transnationale Projektinitiativen unterstützen, die eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Jugendbeschäftigung fördern. Der Zweck des Fonds ist es, Pilotprojekte zu finanzieren, die jungen Menschen helfen, Beschäftigung zu finden", heißt es auf der Webseite der Initiative.
Einer Analyse des Informationsdienst Stratfor zufolge spiegeln die offiziellen Arbeitslosenzahlen nicht die Realität wieder. Denn diese sei weitaus schlimmer. Viele Europäer würden nicht als arbeitslos eingestuft werden, weil sie aufgehört haben nach einem Job zu suchen. Auf der anderen Seite würden sehr viele Menschen in Europa nicht als arbeitslos eingestuft werden, weil sie Teilzeit- und Niedriglohnjobs nachgehen. "Die Europäer haben eine Reihe von (Anm.d.Red. sozialen) Sicherheitsnetzen, um die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu verringern (…) In Südeuropa bietet der Tourismus Hunderten und Tausenden von Arbeitnehmern eine weitere Rettungsleine, die die Auswirkungen der Krise in Griechenland, Portugal und Spanien etwas abmildert", so Stratfor.
Dieser Ansicht zufolge wird es in den kommenden Jahren schwer werden, die Jugendarbeistlosigkeit in Europa nachhaltig einzudämmen. Die Unruhen in den verschiedenen EU-Staaten dürften sogar zunehmen.
Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich hatte es am 30. April 2017 in Paris Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben. Mehrere hundert junge Leute lieferten sich an der Bastille Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der Protest richtete sich sowohl gegen den Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron als auch gegen Marine Le Pen. An den Ausschreitungen beteiligten sich auch etwa 1.000 französische Schüler. „Ich bin mit keinem der beiden einverstanden. Ich denke, es ist eine Wahl zwischen dem kleineren und größeren Übel“, zitiert The Local France den 17-jährigen Schüler Jacques. Währen der Proteste blockierten die Schüler zahlreiche Eingänge ihrer Gymnasien. Der Umfrage von „Generation What?“ zufolge beschweren sich französische Jugendliche im Vergleich zu allen anderen Jugendlichen in Europa insbesondere über zu viel Korruption, zu hohe Steuern und zu viele reiche Leute.