Der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan hat Saudi-Arabien am Sonntag mit einem Militärschlag gedroht, der im Königreich „keinen Ort außer Mekka und Medina unberührt“ lassen werde, sollte die Regierung in Riad „etwas Ignorantes unternehmen“, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. „Sie denken, dass sie etwas anrichten könnten, weil sie eine Luftwaffe haben“, sagte Dehghan mit einem offenkundigen Hinweis auf die saudische Luftwaffe, die im Jemen mit Unterstützung der USA und Großbritannien die Zivilbevölkerung und jemenitische Houthi-Rebellen bombardiert.
Zuvor hatte Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman, dem Iran vorgeworfen, Saudi-Arabien ins Visier zu nehmen. „Wir wissen, dass wir das Hauptziel des iranischen Regimes sind. Wir werden nicht warten, bis die Schlacht nach Saudi-Arabien kommt, sondern daran arbeiten, dass die Schlacht im Iran statt in Saudi-Arabien stattfindet“, zitiert Channel News Asia Bin Salman.
Das sunnitische Königreich und der schiitische Religionsstaat sind regionale Rivalen, die etwa im syrischen Bürgerkrieg verschiedene Seiten unterstützen. Mekka und Medina sind heilige Stätten im Islam.
Der Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran liegt unter anderem ein energiepolitischer Gesichtspunkt zugrunde. Beide Staaten exportieren Öl und Gas und gelten auf dem Energiesektor als Konkurrenten. Nach Angaben des Staatsfonds Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) hat Saudi-Arabien als Öl-Exporteur Marktanteile an den Iran und an den Irak verloren. Der Iran kurbelte seine Produktion teilweise aufgrund des Endes der Sanktionen im Januar 2016 an, während Saudi-Arabien seine Ölproduktion nach der OPEC-Sitzung im November 2016 um 486.000 Barrel pro Tag senkte. Dies verschaffte dem Iran einen Vorteil auf dem weltweiten Ölmarkt.
„Die Saudis stimmten Produktionskürzungen zu einer Zeit zu, als die iranische Produktion hoch war“, so Robin Mills, Gründer des in Dubai ansässigen Beratungsunternehmens Qamar Energy. Zudem gewährt der Iran Rabatte auf seine Ölverkäufe, um vor allem gegenüber den saudischen Erzeugern Marktanteile zu gewinnen.
Saudi-Arabien will durch einen Teil-Börsengang des saudischen staatlichen Öl-Riesen Aramco hohe Erlöse einnehmen. Dabei bedient sich das Königreich einem Trick und beziffert den Wert des Unternehmens auf zwei Billionen Dollar. Je höher der Firmenwert eingestuft wird, desto höher werden die Erlöse ausfallen. Doch aus Untersuchungen unabhängiger Analysten geht hervor, dass der Firmenwert deutlich unter den vom mächtigen Vize-Kronprinzen Mohammed bin Salman genannten 2 Billionen Dollar liegen dürfte, berichtet das Wall Street Journal.
Der Konflikt ist durchaus gefährlich, weil US-Präsident Donald Trump den Iran als Hauptfeind identifiziert hat. Trump will eine breite Militärallianz im Nahen Osten aufstellen, die als wichtigste Säulen Israel und Saudi-Arabien umfasst. Als Vorbild schwebt Trump eine Art "Nato für die Golf-Region" vor. Würde eine solche Allianz wirklich zustandekommen, könnte sie analog zur Nato eine Beistandspflicht beinhalten. Demnach würde auch Israel in einen Krieg zwischen Saudis und dem Iran gezogen werden. Israels Premier Benjamin Netanjahu hält den Iran für extrem gefährlich und opponiert seit jeher gegen eine Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Westen und dem Iran.