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Kampf gegen Diesel wird zum Problem für Autobanken

Lesezeit: 2 min
10.05.2017 01:43
Der Kampf gegen Diesel wird zum Problem für die Banken der Auto-Industrie.
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Die Folgen eines möglichen Preisverfalls bei Diesel-Pkw rücken bei Analysten immer stärker ins Blickfeld. "Der Wertverlust von Diesel ist riskant", sagte Falk Frey, Autoexperte der Ratingagentur Moody's am Dienstag in Frankfurt laut Reuters. Hintergrund sei in Deutschland die Diskussion über Diesel-Fahrverbote, wie sie gerade in Stuttgart oder Hamburg diskutiert werden. "Die Hoffnung ist, dass das Fahrverbot in Stuttgart nicht kommt", ergänzte Frey. Die Experten nehmen vor allem die Entwicklung der Restwerte für Diesel-Autos unter die Lupe. Denn deren Rückgang kann letztlich die Gewinne der Autobauer schmälern.

Die deutschen Autobauer wollen der negativen Stimmung gegen Diesel entgegentreten und die Öffentlichkeit von der Umweltverträglichkeit des Diesel überzeugen.

Die Autobanken von Volkswagen, Daimler, BMW oder Opel steuern immer mehr zum Gewinn der Konzerne bei. Bei Volkswagen waren es im vergangenen Jahr etwa 2,1 Milliarden Euro vom operativen Konzerngewinn von 14,6 Milliarden Euro. Die Annahme über den Restwert ist die Kalkulationsbasis für die Leasingraten für ein Fahrzeug, die ein Kunde zumeist über drei Jahre lang monatlich bezahlt. Fällt der Restwert, weil mit schwindender Nachfrage auch die Gebrauchtwagenpreise sinkt, können die Leasingraten bei neuen Verträgen steigen, was wiederum die Nachfrage dämpft. Zudem müssten die Autobanken in diesem Fall den Wert des Leasingfahrzeugbestands in der Bilanz abschreiben.

Bisher haben die professionellen Preisbeobachter wie die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) noch keine sinkenden Restwerte festgestellt. Doch zuletzt beschleunigte sich der Rückgang der Neuzulassungen von Diesel-Pkw in Deutschland auf ein Minus von 19 Prozent. Und in Großbritannien fielen die Restwerte von Pkw in den vergangenen zwei Jahren bereits um drei Prozent.

Etwa jeden zweiten Neuwagen finanzieren die Autobauer in Deutschland selbst über ihre Banken, je zur Hälfte über Leasing und über Kredite. Der Diesel-Anteil entspricht dabei dem Autobankenverband BDA zufolge etwa dem Marktanteil des Diesels von gut der Hälfte. War Leasing früher fast nur bei Firmenkunden üblich, schlossen im vergangenen Jahr Privatpersonen rund vier von zehn Neuverträgen ab. Die Autobauer nutzen ihre Finanzierungsinstrumente immer stärker, um Kunden immer teurere Autos zu verschaffen.

Allerdings tappen die Analysten mangels Zahlen der Autohersteller im Dunkeln. "Das Restwertrisiko ist undurchsichtig und schwierig zu beziffern", schrieben etwa die Analysten vom Investmentberater Evercore ISI. Das habe die Befürchtungen über die Dieselgefahren unnötig befeuert. In einer Modellrechnung kalkulieren die Analysten, dass ein Rückgang des Restwertes um fünf Prozentpunkte bei den acht von ihnen beobachteten Autobauern in Europa zu einer Schmälerung des operativen Gewinns um insgesamt 1,6 Milliarden Euro führen könnte. Das wären 2,3 Prozent des erwarteten Gesamtgewinns. Für Volkswagen schätzen die Experten die Einbußen auf 539 Millionen Euro, für BMW auf 310 Millionen Euro und für Daimler auf 289 Millionen Euro.

Helfen könnte den Autobauern aber, dass die Gewinneinbußen nicht auf einen Schlag auftauchen dürften. Unter der Annahme, dass unter dem schlechten Diesel-Image nur die älteren Fahrzeuge mit der Norm Euro-5 leiden und diese allmählich aus den Leasingverträgen verschwinden, verteilt sich das Risiko nach Einschätzung der Evercore-Analysten über mehrere Jahre. So argumentieren auch die Autobanken. "Der Altbestand ist betroffen. Aber der läuft relativ schnell aus den Büchern raus", sagte der Geschäftsführer des deutschen Autobankenverbandes BDA, Peter Renkel. "Insofern sehe ich nicht den großen Rückstellungsbedarf."

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