Finanzen

Spanien: Banco Popular offenbar in kritischem Zustand

Spanien: Krisenbank Banco Popular sucht verzweifelt nach einem Käufer. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
20.05.2017 03:23
Lesezeit: 2 min

Die spanische Krisenbank Banco Popular hat ihren Gläubigern am Donnerstag versichert, eine im Juli anstehende Tilgungszahlung auf Anleiheschulden in vollem Umfang zu begleichen. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, dass die Bank die Rate nicht komplett zahlen könne.

Der von der US-Bank JP Morgan zur Banco Popular gestoßene Vorstandsvorsitzende Emilio Saracho versucht seit einiger Zeit, die Bank zu verkaufen, nachdem drei Kapitalerhöhungen in den vergangenen fünf Jahren zu keiner Stabilisierung der Finanzlage geführt hatte. Für das abgelaufene Jahr veröffentlichte die Bank einen Konzernverlust von 3,6 Milliarden Euro.

Offenbar herrscht bei anderen Banken kein großes Interesse an einer Übernahme. Wie Bloomberg berichtet, stünden derzeit nur Spaniens größte Bank Santander und die viertgrößte Bank des Landes, Bankia, für Gespräche bereit. Santander habe die US-Bank Citigroup damit beauftragt, die Möglichkeit eines Kaufs zu prüfen und gegebenenfalls ein Angebot vorzubereiten. Insidern zufolge soll Santander staatliche Garantien für mögliche zukünftige Verluste bei Banco Popular als Voraussetzung für eine Übernahme gefordert haben. Sowohl Santander und Bankia, als auch die Citigroup wollten sich Bloomberg gegenüber nicht äußern.

Die Verhandlungsbasis der Banco Popular-Aktionäre ist angesichts der Notlage schwach. „Ich sehe keine besonderen Anreize, die potentielle Käufer den Aktionären bieten können – falls sie ihnen überhaupt etwas bieten“, sagt ein von Bloomberg befragter Analyst. „Popular verfügt an diesem Punkt kaum über Verhandlungsmacht.“

Auch Banco Popular hat Berater engagiert, die einen Verkauf des Instituts ausloten sollen. Die sechstgrößte Bank des Landes habe sich dazu JPMorgan und Lazard ins Haus geholt, berichtete die spanische Zeitung El Confidencial vergangene Woche unter Berufung auf Finanzkreise. Die Entscheidung sei vergangene Woche getroffen worden. Vor einem Monat hatte Verwaltungsratschef Emilio Saracho erklärt, Banco Popular wolle sich angesichts hoher Verluste erneut frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen. Auch eine Fusion mit einem anderen Institut sei denkbar. Zudem arbeite das Geldhaus weiter am Verkauf von Immobilienbesitz und denke über die Veräußerung von nicht-strategischen Bereichen nach.

Die Bank ist noch immer mit der Bereinigung ihrer Bilanz von den Folgen des Immobilienmarkt-Zusammenbruchs im Jahr 2008 beschäftigt. Banco Popular hat hier noch immer größere Bestände an ausfallgefährdeten Papieren in den Büchern als die anderen führenden spanischen Geldhäuser.

Verschlimmert wurde die Lage, als im Februar bekannt wurde, dass mehrere spanische Banken unerwartet neue milliardenschwere Ausgaben stemmen müssen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) müssen die betroffenen Geldhäuser Beträge, die wegen unrechtmäßiger Zins-Klauseln in Verträgen zu Hypothekendarlehen kassiert wurden, komplett an die Kreditnehmer zurückzahlen. Es gehe dabei um einen zusätzlichen Gesamtbetrag von gut vier Milliarden Euro, teilte die Madrider Notenbank mit. 2,5 Milliarden Euro seien von den Banken schon beglichen worden.

Die von den Instituten jahrelang zu viel kassierten Beträge müssten auch rückwirkend erstattet werden, entschied der EuGH in Luxemburg. Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte bereits im Mai 2013 die strittigen Klauseln als unwirksam eingestuft, auch wegen ungenügender Aufklärung der Kunden. Anders als das Madrider Tribunal Supremo entschied der EuGH nun zudem, dass die Banken auch das vor dem Urteil zu viel kassierte Geld zurückerstatten müssen. Das Urteil war nach Medienberichten nicht erwartet worden. Die Kurse der meisten Banken sackten an der Börse in Madrid damals zum Teil deutlich ab. Am schlimmsten erwischte es die Banco Popular, die nach eigenen Angaben weitere 344 Millionen aufbringen muss und deren Aktie bei Handelsschluss 5,8 Prozent an Wert verloren hatte.

Der Sparkassenverband CECA versicherte derweil, das Urteil werde weder die Solidität noch die Solvenz des Sektors in Gefahr bringen. Vor allem die 2008 ausgebrochene Immobilienkrise hatte das spanische Bankwesen stark in Mitleidenschaft gezogen. Um einen Zusammenbruch seines Finanzsystems zu verhindern, hatte Spanien 2012 eine Hilfe von rund 41 Milliarden Euro von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen müssen. Der Bankenverband AEB teilte unterdessen mit, man werde das Urteil befolgen. Die Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy und die oppositionellen Sozialisten (PSOE) versicherten, man sei übereingekommen, alles zu tun, damit die rund zwei Millionen betroffenen Kreditnehmer ihr Geld so schnell wie möglich erhalten.

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